Ausbildung, IMO, MPP, Allianzen, Meere, Bundestag
Michael Meyer Stellvertretender Chefredakteur – HANSA International Maritime Journal (© HANSA)

Immerhin, in der Schifffahrt und in der Verwaltung herrscht mittlerweile weitestgehend Einigkeit: Es müsse jetzt endlich mehr getan werden, um den Fachkräftemangel wenigstens abzumildern. »Aus dem Reden ins Machen kommen«, lautet die Devise, hinter der sich Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung versammeln.

Von Michael Meyer – Stellvertretender Chefredakteur – HANSA

Zumindest taten sie das jüngst bei einer vom Verband Deutscher Reeder und dem Deutschen Nautischen Verein veranstalteten maritimen Fachkonferenz in Berlin – in Person von Reedern, Bildungseinrichtungen sowie Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GWDS) und Bundesverkehrsministerium (mehr dazu finden Sie in diesem Heft).[ds_preview]

Tenor: Wenn man es nicht schafft, mehr Menschen für einen Beruf in der Seeschifffahrt zu begeistern, fehlt es später, noch mehr als ohnehin schon, an erfahrenen Fachkräften an Land, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Verwaltung. Dort ist schon jetzt eine große Lücke absehbar. Ein Viertel der Belegschaft in der GWDS beziehungsweise eine vierstellige Zahl an Mitarbeitern verabschiedet sich in den nächsten Jahren in den Ruhestand … Stichwort Babyboomer.

Wer also »macht« Schifffahrt künftig an Land in den Unternehmen, wer begleitet sie administrativ? Wer ist Ansprechpartner für wen? Verschiedene Berufsbilder sind dafür geeignet, sicherlich. Aber ein gewisses Maß an nautisch-technischer Erfahrung ist definitiv auch nötig, ein bisschen Salzwasser im Blut.

Ausbildung: Lautere Stimme nötig

Nun ist es aber so, dass die bisherigen Bemühungen – nicht an allen Stellen war zuletzt ein wirklich ausgeprägtes Engagement abseits eingetretener Pfade erkennbar – nur bedingt fruchten. Zumindest nicht in großem Umfang. Ja, die Zahl der Berufsanfänger in der Seeschifffahrt ist mit 4.181 um knapp 11 % gestiegen, aber der Bedarf an Nachwuchskräften in der maritimen Branche bleibt weiterhin groß.

In der Berliner Runde war man sich dessen bewusst und auch im Klaren darüber, woran es hapert. Einig war man sich etwa darüber, dass die maritime Stimme lauter vernehmbar werden muss in Politik und Gesellschaft. Angesichts ihrer Bedeutung für das ganze Land wird die Branche bisweilen immer noch erstaunlich wenig beachtet.

Also: eine Stimme, und die muss laut sein. Und sie muss die verschiedenen Bemühungen koordinieren und Ansprechstelle sein.

Die Frage ist: Wer setzt sich den Hut auf? Wer traut sich das zu (und wer sieht es mit seinen Statuten vereinbar)? Und wann? Nächstes Jahr findet aller Voraussicht nach wieder die Nationale Maritime Konferenz statt. Dort wieder von vorne anzufangen bzw. bis dahin zu warten, um Weiteres in die Wege zu leiten, kann keine Option sein. Bis dahin sollte mindestens ein Plan stehen, besser noch sollten erste Ergebnisse schon sichtbar sein. Sonst kann man sich die Debatte um weitere Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Schifffahrtsstandorts Deutschland irgendwann auch sparen.