Der geplante Stellenabbau versetzt nicht nur die Belegschaft der Meyer Werft in Unruhe, sondern zieht Kreise bis hinein in die Landesregierung.
Das Papenburger Schiffbau-Unternehmen will 440 Jobs der etwa 3.300 Jobs bei der Stammwerft streichen. Damit reagiert die Geschäftsleitung auf ein zuletzt mit 2,8 Mrd. € beziffertes Liquiditätsproblem bis 2027. Am Vormittag ging die Belegschaft auf die Straße, um vor dem Werktor gegen die Sanierungspläne demonstrieren. [ds_preview]
Meyer Werft fehlen 2,8 Mrd. € in der Kasse
Unterstützung erhalten sie nicht nur von der IG Metall, sondern auch von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Er nannte die Summe eine »neue Dimension.« und warf dem Management Fehler vor. Da die Holding in Luxemburg sitze und es kein Aufsichtsgremium geben, sei den Banken das Risiko neuer Kredite offenbar zu groß.
Konkrete Hilfen für das finanziell angeschlagene Unternehmen konnte Lies nicht in Aussicht stellen: Weder Land noch Bund könnten eine Bürgschaft stemmen. Es brauche eine gemeinsame Lösung mit Banken, Kunden und der Meyer Werft, so Lies. Gleichzeitig versprach er: »Wir werden uns hier als Landesregierung einbringen, wir werden an Lösungen arbeiten, wir werden streiten und, wo es nötig ist, auch um die Zukunft der Werft und der Arbeitsplätze kämpfen.“
»Wir werden uns hier als Landesregierung einbringen, wir werden an Lösungen arbeiten,
wir werden streiten und, wo es nötig ist, auch um die Zukunft der Werft und der Arbeitsplätze kämpfen«Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies
Lies fordert Neustart für Meyer Werft
Von den Plänen des Sanierers Ralf Schmitz hält der SPD-Minister nach eigenen Worten nicht viel hält. Der Abbau von 440 Stellen sei keine Lösung, vielmehr müsse die Werft »mit einem Neustart« zukunftsfähig aufgestellt werden. Dazu müsse die Werft einen Neustart hinlegen, sagte Lies. Mit dem einen Schiff das nächste zu finanzieren, sei eine Art Schneeballsystem und funktioniere nicht mehr.
Die IG Metall fürchtet nun auch um die Neptun-Werft in Rostock-Warnemünde sowie Meyer Turku in Finnland. »Es geht um die Zukunft des gesamten Meyer-Konzerns, auch wenn das Unternehmen das Wort Konzern nicht gern hört«, sagte Heiko Messerschmidt vom IG-Metall-Bezirk Küste.
Am Montag hatten die Gespräche über den Arbeitsplatzabbau begonnen, ohne eine Annäherung der Streitparteien. Die Geschäftsleitung spricht von einer drohenden Insolenz. Betriebsratschef Andreas Hensen fordert hingegen, weder Angestellte noch Auszubildende rauszuwerfen. Durch den Abbau würde die Werft lediglich 33 Mio. € sparen. Den Rotstift solle man lieber bei den 6.000 bis 7.000 Fremdbeschäftigten ansetzen.