Altlasten Munition
Rund 1,6 Mio. t an konventionellen und chemischen Kampfmitteln lagern bis heute auf dem Meeresgrund vor der deutschen Nord- und Ostseeküste
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Die Räumung von Munitionsaltlasten aus deutschen Gewässern nimmt Fahrt auf. Für die ersten Projekte wurden nun drei Aufträge vergeben.

In diesem Sommer sollen in der Lübecker Bucht Probeerkundungen und Probebergungen stattfinden, wie das Bundesumweltministerium in Berlin mitteilte. »Jetzt geht es wirklich los und wir bergen gefährliche Munitionsaltlasten vom Meeresgrund«, erklärte der Meeresschutzbeauftragt der Bundesregierung, Sebastian Unger. [ds_preview]

Mit den Probebergungen in der Lübecker Bucht sollen wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die dabei helfen sollen, die langfristige Aufgabe zur Bergung und Entsorgung von Munitionsaltlasten in den Meeren anzugehen.

Bergung der Munitionsaltlasten in drei Gebieten

Die Bergungen in der Lübecker Bucht sind auf drei Gebiete aufgeteilt. Für die Areale »Haffkrug« und »Pelzerhaken Nord« erhielt das in Wandlitz und Hamburg ansässige Unternehmen SeaTerra den Zuschlag, wie das Ministerium mitteilte.

Der Auftrag für »Pelzerhaken Süd« ging an eine Bietergemeinschaft aus Eggers Kampfmittelbergung und Hansataucher. Bei einer vierten Ausschreibung für die Fläche »Großklützhöved« in der Mecklenburger Bucht habe sich kein wirtschaftliches Angebot gefunden. Eine Neuausschreibung werde geprüft, heißt es.

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Das Bergungsgebiet Kolberger Heide (© Deutscher Marinebund)

Bei den Pilotprojekten sollen vor allem ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge und spezialisierte Greifwerkzeuge eingesetzt werden, »die potenziell dazu geeignet sind, Munitionsaltlasten umweltgerecht und sicher aus den Munitionshaufen zu bergen«, erklärte das Ministerium. Die Arbeiten werden voraussichtlich von Juli bis September stattfinden.

In der deutschen Nord- und Ostsee liegen geschätzt rund 1,6 Mio. t Munition, davon etwa 1,3 Mio. t in der Nordsee und 300.000 t in der Ostsee. Ein großer Teil wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verklappt, daneben gibt es zum Beispiel Geschosse auf versenkten Schiffen und Minen aus Minensperren. Es handelt sich größtenteils um konventionelle Munition, hinzu kommen chemische Kampfstoffe.

Die Munition kann teils noch explodieren und andere akute Gefahren bergen, wenn zum Beispiel Fischer sie ins Netz bekommen. In den letzten Jahren rückte zudem das allmähliche Freiwerden von Schadstoffen durch Verrosten und Verrotten der Munition in den Blickpunkt.

Punktuell waren zwar immer wieder Flächen geräumt worden, aber noch nicht systematisch im großen Maßstab. Der Bund hat darum ein mit 100 Milo. € dotiertes Sofortprogramm zur Bergung der Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee beschlossen. (PS)