Eine deutsche Delegation unter der Leitung des Koordinators für Maritime Wirtschaft und Tourismus, Dieter Janecek, hat maritime Unternehmen in China besucht – unter anderem die Klassifikationsgesellschaft DNV.

Chinas Schifffahrts- und Schiffbauindustrie stand im Zentrum des Besuchs der deutschen Regierungsdelegation Ende Mai in Schanghai. Dabei besuchten Dieter Janecek, Koordinator für Maritime Wirtschaft und Tourismus der Bundesregierung, und Kollegen aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie der Deutschen Botschaft auch die Klassifikationsgesellschaft DNV und die Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding (SWS).

DNV‘s Regional Manager und Country Chair Norbert Kray begrüßte die Delegation im regionalen Hauptquartier in Schanghai und führte sie in die Geschichte des Unternehmens in China ein, welche bis ins Jahr 1888 zurückreicht. Heute arbeiten mehr als 1.100 der weltweit 15.000 DNV-Mitarbeiter in China, verteilt auf 21 Standorte und sechs Geschäftsbereiche.

DNV / Janecek / Schanghai
Die deutsche Delegation im DNV-Büro in Schanghai

DNV-Manager erläutert den chinesischen Markt

Vincent Li, Regional Business Development Manager bei DNV Greater China, gab ein Update zu den neuesten Entwicklungen im chinesischen Schiffbau. Er erläuterte die Merkmale staatlicher und privater Werften, den aktuellen Auftragsbestand und den Anteil von Neubauten, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden, der bei fast 40% liegt. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass Chinas Flotte im September 2023 zum ersten Mal Griechenland überholt hat und gemessen an der Bruttotonnage zum größten Schiffseigentümerland der Welt geworden ist. Zudem hat Chinas Schiffbau mit rund 55% Marktanteil (Tragflähigkeit, dwt) am aktuellen Orderbuch Südkorea hinter sich gelassen.

Grüne, emissionsfreie Korridore von Interesse

Xiaofeng Jason Liu, Leiter von DNV‘s Smart Centre und Regional Digital Transformation Manager, erklärte, wie massiv Digitalisierung und Dekarbonisierung die Schifffahrt und ihre Rolle in der globalen Logistikkette prägen. Er informierte über die neuesten Statistiken zu alternativen Kraftstoffen, die wichtigsten Ergebnisse von DNV’s »Maritime Forecast to 2050« und darüber, wie Energieeffizienzmaßnahmen auf Schiffen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beitragen können. Diskutiert wurde mit den Wirtschaftspolitikern aus Deutschland auch die Notwendigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, zum Beispiel durch sogenannte grüne, emissionsfreie Korridore – ein Thema, das für die Delegation von großem Interesse war.

DNV präsentiert LNG, LPG und Wind-Antriebe

Boris Bondarenko, Area Manager China Mainland Fleet in Service (FiS), und sein Team erläuterten anschließend, wie DNV Terminalbesichtigungen, Trockendockinspektionen und Nachrüstungen durchführt, und stellten konkrete Retrofit-Projekte für LNG, LPG und windunterstützte Antriebe vor. Die Gäste erhielten auch einen Überblick über die wichtigsten Containerterminals und Reparaturwerften und erfuhren, dass 16 der 20 weltweit führenden Umrüstungsbetriebe in China angesiedelt sind.

Ein Rundgang durch das FiS-Planungszentrum vermittelte den Delegationsteilnehmern ferner einen Einblick, wie die Klassifikationsgesellschaft Besichtungen auf effiziente Weise plant. Dabei müssen Hafenliegezeiten, Besichtigungsdauer sowie Qualifikation und Verfügbarkeit von Besichtigern intelligent abgestimmt werden.

Während des Besuchs in DNV’s globalem Forschungszentrum zu Künstlicher Intelligenz (KI) zeigten Direktor Michael Chen und sein Team konkrete Wege auf, wie KI die Rolle der Zertifizierung verändert: Zum einen können KI-Technologien dabei helfen, Korrosion zu erkennen oder die Lebenszeit von Batterien zu simulieren. Zum anderen müssen sich Prüfunternehmen wie DNV dafür rüsten, Künstliche Intelligenz und cyber-physische Systeme selbst zu zertifizieren.

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Ein Highlight der Reise war der Besuch von Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding (SWS)

2023 lieferte SWS 23 Schiffe ab

Der Höhepunkt des Programms war die gemeinsame Besichtigung der SWS-Werft am nächsten Tag, die von DNV organisiert worden war. Die Delegation aus Deutschland wurde Zeuge verschiedener Produktionsschritte vom Stahlzuschnitt über die Modulproduktion bis hin zur Blockmontage und sah eine Vielzahl von Schiffstypen, die kurz vor der Fertigstellung standen. Allein im vergangenen Jahr lieferte SWS 23 Einheiten ab, die Mehrheit Containerschiffe und Massengutfrachter. Aber auch Tanker, FPSOs, Autotransporter und seit neuestem Kreuzfahrtschiffe befinden sich im Portfolio der zur staatlichen CSSC-Gruppe gehörenden Werft.

Direkt auf dem Werftgelände hat DNV auch ein eigenes Büro, von wo aus das Besichtigerteam Neubauten für Kunden aus aller Welt, darunter auch deutsche Reeder, betreut. Standortleiter Qin Lei Zhang gab einen Überblick über die zahlreichen Ablieferungen mit DNV-Klasse und berichtete vom intensiven Tagesgeschäft der Schiffsbesichtiger.

»Ich bin der hochrangigen deutschen Regierungsdelegation sehr dankbar für ihr Interesse und die guten Diskussionen mit meinem Team vor Ort«, schloss Norbert Kray. »Wir hoffen, dass dies geholfen hat, einen guten Eindruck über den Schifffahrts- und Schiffbaustandort China und unsere Arbeit als Klassifikationsgesellschaft zu gewinnen. Wir freuen uns, den Austausch fortzuführen, spätestens auf der SMM in Hamburg im September, wo wir auch eine große chinesische Wirtschaftsdelegation bei DNV zu Gast haben werden.«