Die Hamburger MPP-Reederei United Heavy Lift hat mit der Taufe der »UHL Fable« in Hamburg ihre Neubauserie von 19 Schiffen abgeschlossen. Folgen weitere Neubauten?
Nur knapp sechs Monate nachdem die »UHL Fresh« in Fahrt gebracht wurde, verstärkt die Hamburger Schwergutreederei ihre »F900 Eco-Lifter«-Flotte jetzt mit einem weiteren Neubau.[ds_preview]
Als Taufpatin fungierte heute Nora-Katrin Rolner, Ehefrau von Reeder Andreas Rolner. Durch die Zeremonie mit 400 geladenen Gästen am Baakenhöft Terminal führte die norddeutsche Entertainerin und Autorin Annie Heger, musikalisch stimmungsvoll begleitet wurde das Event vom 30-köpfigen Shanty-Chor »Stader Hafensänger«. Im Anschluss daran übernahm Kapitän Karsten Strotmann das Schiff mit seiner Brückencrew. Nach ihrer Taufe wird die »UHL Fable« ihren Dienst vollständig beladen mit Schwer- und Projektladung nach Asien weiterführen.
Die »UHL Fable« komplettiert als 19. Schiff diese – ursprünglich von einem anderen Akteur initiierte, dann von United Heavy Lift weiterentwickelte und betriebene – Baureihe. Mit den F900 Eco-Liftern will die Reederei »neue Maßstäbe für umweltfreundlichen Transport in der Stückgut- und Schwergutschifffahrt« setzen. Heute wurde die »UHL Fable« am Baakenhöft-Terminal nahe der Elbphilharmonie im Hamburger Hafen mit 400 geladenen Gästen getauft.
Technische Daten »UHL Fable«
- Länge: 149,99 m
- Breite: 25,6 m
- Tiefgang: 8,3 m
- Höchstgeschwindigkeit: etwa 15 kn
- Grundfläche unter Deck: 3.870 m²
- Grundfläche an Deck: 2.990 m²
- Grundfläche insgesamt: 6.860 m²
- Tonnage: 13.402 t
- Umschlaggerät: 2 Kräne | 2 x 450 t (sichere Arbeitslast)
- Deck Strength: 5-8 t bzw. 16 t auf Tanktop
- Flagge: Portugal
- Motor: langsamdrehender 2-Takter von MAN (5.750 kW)
Große Nachfrage
»Wir sind sehr glücklich darüber, in unserem Heimathafen Hamburg wieder ein Schiff zu taufen«, sagte Andreas Rolner, geschäftsführender Gesellschafter von United Heavy Lift, anlässlich der Feierlichkeiten.
Die F900 Eco-Lifter-Flotte sei »die modernste und homogenste Schwergutflotte weltweit«. Rund um den Globus gebe es eine starke Nachfrage nach alternativen Energiequellen. »Wir sind stolz darauf, Teil der Versorgungskette für diese grüne Energie zu sein«, so Rolner mit Blick auf die vielen Onshore-Windenergie-Komponenten, die mit den Schiffen transportiert werden. Siehe die Jungfernfahrt: »UHL Fable« transportierte auf seinem Weg von Tianjin und Dongzhao nach Cuxhaven eine Projektladung aus Rotorblättern für Onshore-Windkraftanlagen des in Dänemark ansässigen Herstellers Vestas Wind Systems.
Kein Investment-Druck
Insgesamt sehen Rolner & Co. wie viele Marktbeobachter einen Flaschenhals in der Energiewende bei Spezialschiffen, darunter Errichterschiffe für Windparks und Transportschiffe. Wäre das nicht ein Argument, selbst weitere Neubauten zu bestellen? Nicht zwingend. »Wir schauen uns immer um und haben auch Designs in der Schublade, bleiben aber derzeit eher vorsichtig«, sagt Rolner. Die Unsicherheit über wirtschaftliche und industrielle Entwicklungen – ganz zu schweigen von der künftigen Bunker-Infrastrkuktur – sei nach wie vor groß. Das richtige Design für den richtigen Markt zum richtigen Zeitpunkt zu haben, und die Finanzierung auf die Beine zu stellen, sei eine komplexe Thematik.
Da die eigene Flotte jung ist, empfindet man bei UHL »keinen Investment-Druck«. »Wir wollen das richtige Design zum richtigen Zeitpunkt haben«, sagt Rolner. Falls es doch zu Neubauten für UHL kommt, dann wieder im MPP/Heavylift-Bereich, allerdings mit Schiffen, die etwas größer als die F900 Eco-Lifter sind, so Rolner.
Rund 50% der Ladungen bei UHL stammen aus dem Bereich »Erneuerbare Energien«, in den letzten Jahren gab es eine entsprechende Verschiebung von der vormaligen Hauptladung »Öl/Gas«. Das Kerneinsatzgebiet ist für UHL der Trade zwischen Fernost und Europa. Bisweilen ist es aber laut Rolner derzeit schwer, aufgrund der industriellen Entwicklungen Ladungen für die »Rückreisen« nach Asien zu bekommen. Es kommt vor, dass die UHL-Schiffe dann leer nach Asien geschickt werden, um die Zeitpläne in längerfristigen Kontrakten, etwa für den Export aus China, einhalten zu können. Denn solche Kontrakte konnten in den vergangenen Jahren vermehrt eingeholt werden.
Gebaut in China
Wie ihr im Januar 2024 in Dienst gestelltes Schwesterschiff »UHL Fresh« wurde die »UHL Fable« auf der CSSC Hudong Werft in Shanghai gebaut. Von der Kiellegung im Juli 2023 bis zur Abnahme durch die deutsche Brückencrew unter Leitung von Kapitän Karsten Strotmann und seinem ersten Offizier Pit Awe im April betrug die Bauzeit neun Monate.
Die F900 Eco-Lifter-Klasse ist den Angaben zufolge mit »modernsten Systemen und der sparsamsten Antriebstechnologie« ausgestattet. So verfügt auch die rund 150 m lange »UHL Fable« über eine nach IMO Tier III zertifizierte Hauptmaschine. Gemäß der internationalen Norm werden bis zu 95% der NOX-Emissionen des Schiffes ausgewaschen, während Dieselpartikel in den Katalysatoren verbrannt werden. Mit einem Bunkerverbrauch von 7 t/9 kn, 10 t/12 kn und 21 t/15 kn sieht man sich im Vergleich zu älteren und ähnlichen Schwergutschiffen sehr gut aufgestellt.
Die beiden jüngsten Mitglieder der nun aus 19 Schiffen bestehenden F900-Flotte können auch mit Biodiesel betrieben werden, ein Bereich, den sich die Reederei nach eigenen Angaben verstärkt anschaut, ebenso wie Dual-Fuel-Technologien. »Insgesamt ist der CO2-Fußabdruck der mit durchschnittlich drei Jahren jungen F900 Eco-Lifter-Flotte 30 bis 50% geringer, verglichen mit anderen Flotten in der Schwergutschifffahrt«, teilte UHL mit.
Laut Rolner entwickelt sich der Markt für den Transport von Onshore-Windenergieanlagen gut. In diesem Segment sei man heute schon bis zum Jahr 2028 zu 30% gebucht. Dass die Akteure im Markt sich aktuell so frühzeitig Tonnage sichern, sieht der Reeder darin begründet, dass es eine hohe Nachfrage für die Dienstleistungen der Heavy Lifter gibt, aber in absehbarer Zeit kaum neue Schiffe für dieses Segment zu erwarten sind.
»Die Schiffbauplätze sind teuer und zudem knapp, weil sie durch Neubauten wie Tanker oder Bulker besetzt sind. Schwergutschiffe sind darüber hinaus kompliziert zu bauen«, fügt er hinzu. Die Tonnage und Kran-Kapazität der UHL-F900-Schiffe befähigen die Flotte ebenfalls für den cross-sektoralen Einsatz, so beispielsweise auch für den Transport von Containern. Während der Boom-Phase in 2021/22 hatten viele MPP-Carrier viele Container transportiert. Aktuell ist das bei UHL kein Thema, dafür sind die Raten noch nicht attraktiv genug. »Wir denken in diesem Punkt mittlerweile anders als vor ein paar Jahren, weil wir stärker mit längerfristigen Kontrakten beschäftigt sind«, sagt Rolner.
Die Reederei UHL selbst betreibt eine Flotte von 24 Schwergutschiffen mit Hebekapazitäten von 160 bis 900 t, deren Kernstück die F900 Eco-Lifter-Schwesterschiffe bilden. Hinzu kommen drei Schiffe im Joint Venture mit Marguisa im Afrika-Verkehr sowie drei Deck Carrier, die bei der Schwester United Wind Logistics (UWL) betrieben werden. Die sind vorrangig im Transport der großen Offshore-Windenergieanlagen im Einsatz, die zu groß für die F900er sind.