Schweißen, Brennstart, Meyer Werft, Konverter
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Ein Wechselbad der Gefühle innerhalb von 24 Stunden herrschte am Donnerstag auf der Meyer Werft in Papenburg.

Einem Tag nach Bekanntwerden des genauen Stellenabbaus im Zuge der akuten Krise des Unternehmens, wurde mit dem Brennstart der Bau der ersten von zunächst vier Konverterplattformen für Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee in Gang gesetzt. [ds_preview]

»Klimaschutz geht mit Wohlstand und Wachstum einher«

Politische Vertreter, darunter Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Dieter Janecek, sahen in dem Brennstart Zeichen des Aufbruches und eine Chance für die gesamte maritime Wirtschaft in Deutschland.

»Wenn Wirtschaft und Klimaschutz nicht gemeinsam gedacht werden, werden wie die Akzeptanz der Gesellschaft nicht bekommen«, so Lies. Die Energiewende auf dem Weg zur Dekarbonisierung Europas sei eben auch eine Perspektive für neue Arbeitsplätze. »Klimaschutz geht mit Wohlstand und Wachstum einher«, so der Minister. Nicht nur die Meyer Werft an ihren Standorten in Papenburg und Rostock-Warnemünde könnten daher vom Bedarf weiterer Konverterplattformen profitieren, sondern die gesamte maritime Wirtschaft.

Meyer ist Subunternehmer für Dragados

In Papenburg werden zunächst nur Stahlbau-Komponenten für die Konverterplattformen gebaut. Die Meyer Weft fungiert hier als Subunternehmen für die Firmen Dragados aus dem spanischen Cadiz und Siemens Energy. Netzbetreiber Amprion hatte im vergangenen Jahr den Auftrag für den Bau von insgesamt vier Plattformen beauftragt.

Das 11.000 km lange Höchstspannungsnetz von Amprion transportiert nach Unternehmensangaben Strom in einem Gebiet von Niedersachsen bis zu den Alpen. Die Auslieferung der bei der Meyer Werft beauftragten Stahlkomponenten ist für den Zeitraum von Herbst 2024 bis Frühjahr 2027 geplant.

Während die Stahlkomponenten im Papenburger Baudock gefertigt werden, werden sie dann über die Ems nach Spanien zu Dragados geliefert, wo sie zur fertigen Konverterplattform zusammengesetzt werden.

Perspektive für Neptun Werft

Wie Jan Meyer, Chief Business Innovation Officer der Meyer-Gruppe, sagte, wolle man auf der Neptun Werft in Rostock-Warnemünde perspektivisch komplette Plattformen fertigen. Dazu hatte die Werft 2023 ein Joint-Venture mit dem belgischen Unternehmen Smulders unter dem Namen Neptun Smulders Engineering gegründet.

Meyer-Werft-Geschäftsführer Thomas Weigend blickte zurück auf das Corona-Jahr 2020. »Damals sind bei uns die Überlegungen zum Einstieg ins Offshore-Geschäft gereift. Weil wir wussten, dass sich andere Werften daran aber bereits ganz schön die Finger verbrannt haben, wussten wir, dass wir dafür starke strategische Partner brauchen«, so Weigend.

Mindestens 150 Plattformen nötig

Geht es nach Amprion-Offshore-Co-Geschäftsführer Peter Barth, sind die Perspektiven zum Bau weiterer Plattformen sehr rosig. Mit emotionalen Worten betonte Barth, er sei fest entschlossen mit Amprion einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung für rund 300 Millionen Menschen in Europa leisten zu wollen. »Dafür werden nicht nur diese vier Plattformen benötigt, sondern mindestens 150. Und wenn die letzte fertig ist, schreit die erste nach Erneuerung«, so Barth.

Auch für Dieter Janecek, den Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, markierte der Brennstart in Papenburg »die Grundsteinlegung für das, was kommen wird«. Er bezeichnete den Konverterplattform-Bau als »unglaubliche Chance«. Der Markt dafür sei »so groß, dass keiner Angst haben muss, dass er etwas verliert«. (CA)


Jetzt schon vormerken: Lesen Sie weitere Hintergründe und Informationen zum Bau von Konverterplattformen in Deutschland in der kommenden August-Ausgabe der HANSA.