Die Frachtraten in der Containerschifffahrt sind weiterhin im Aufwärtstrend. Durch die erhöhten Raten erwarten Experten im dritten Quartal 2024 hohe Gewinne für die Reedereien.
Der von Drewry veröffentlichte World Container Index (WCI) stieg in der letzten Woche um 10% auf 5.868 $ pro FEU an.[ds_preview]
Covid-Niveau noch nicht erreicht
Der jüngste Spot-Index liegt damit immer noch 43% unter dem astronomischen Höchststand von 10.377 $ im September 2021. Blickt man allerdings noch weiter zurück, wird deutlich, dass er die durchschnittliche Frachtrate aus dem Jahr 2019 trotzdem um ein Vielfaches übersteigt: Vor der Pandemie lag sie bei 1.420 $ pro FEU, der jetzige Wert entspricht also einem Anstieg von 313%.
Seit der ersten Maiwoche haben sich die Frachtraten der vier wichtigsten Ost-West-Linien, die von Drewry erfasst werden, mehr als verdoppelt. Besonders der Handel über den Pazifik sei stark im Kommen, meldeten die Drewry-Analysten.
Frachtraten werden vermutlich weiter steigen
Wie weit die Frachtraten noch steigen werden, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Allerdings zeichnet sich im Augenblick nicht ab, dass die treibenden Faktoren hinter dem Anstieg abklingen werden – dazu gehört vor allem der Konflikt im Roten Meer, durch den Handelsschiffe längere Wege in Kauf nehmen müssen. Stauungen in Häfen – wie zum Beispiel Singapur – und die weiterhin hohe Güternachfrage tragen ihr Übriges bei.
Peter Sand, Analyst bei Xeneta, hält es zwar für unwahrscheinlich, dass die Frachtraten das Niveau der Pandemie erreichen werden, ganz auszuschließen sei es aber nicht. »Wir können mit Auswirkungen auf den langfristigen Markt rechnen«, sagte er. »Wenn die Befrachter die Situation in den Griff bekommen wollen, sollten sie sich so viele Optionen wie möglich offen halten.« Zu diesen Optionen zählt er auch die Abkehr von Importen aus Asien, falls es für Befrachter in Frage kommt.
Höchststand im Juli und August
Ähnlich sieht es Judah Levine, Forschungsleiter bei der Container-Plattform Freightos. »Wenn sich der frühe Beginn der Hochsaison im Mai auch ein frühes Ende bedeutet, könnten wir erwarten, dass die Raten im Juli und August ihren Höchststand erreichen werden«, prognostizierte der Analyst. Bis Oktober werde sich die Lage dann wieder beruhigen, der nächste Anstieg soll dann zu Anfang 2025 folgen.
Wie sich die höheren Frachtraten auf den Handel auswirken, zeigte Levine anhand eines Beispiels. Die Kosten für den Versand eines Containers mit Weber-Gasgrills aus China in die USA sei derzeit fünfmal so hoch wie im letzten Jahr. Sie liegen bei 30 $ pro Grill – verglichen mit 5,60 $ und weniger als 5,30 $ vor der Pandemie. Statt der üblichen 1% würden die Frachtkosten jetzt fast 6% des Preises für einen Grill ausmachen.
»Dieser Anstieg könnte die Importeure vor die Wahl stellen, die Kosten zu übernehmen oder sie an den Endverbraucher weiterzugeben«, so Levine. Zuletzt hatten Einzelhändler weltweit Sorge wegen der steigenden Kosten angemeldet.