Die Ukraine hat ein türkisches Frachtschiff auf der Donau beschlagnahmt. Es soll von Russland verwendet worden sein, um Getreide von der Halbinsel Krim zu stehlen.
Der Kapitän des Schiffs befindet sich in Haft, während die Untersuchungen andauern. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis. [ds_preview]
Bei dem Kapitän handelt es sich um einen bisher nur als aserbaidschanischen Staatsbürger identifizierten Mann. Der Vorwurf lautet, unerlaubterweise in das Sperrgebiet Krim ein- und wieder ausgereist zu sein. Die Staatszugehörigkeit der übrigen zwölf Besatzungsmitglieder ist nicht bekannt.
Wie der staatliche Sicherheitsdienst der Ukraine erklärte, führte die Besatzung des Schiffs Befehle aus, das Getreide abzutransportieren und für Russland zu verkaufen.
Frachter mit langer Serie von Sicherheitsmängeln
Der Stückgutfrachter trägt den Namen »Usko Mfu« und ist in Kamerun registriert. Es hat eine Länge von 94 m, eine Breite von 13 m und 2.850 dwt. Gebaut wurde es 1982 und war bereits in mehreren Ländern registriert. Seit 1999 wurde es mehr als 40 Inspektionen unterzogen, davon wurden nur zweimal keine Verstöße festgestellt.
Nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft hatte das Schiff am 2. Juli übermittelt, dass es sich auf dem Weg nach Moldau befand. Die ukrainische Marine fing es am Hafen von Reni ab und schleppte es nach Odessa. Beamte seien laut Berichten »überrascht« gewesen, dass der Frachter es angesichts seiner Vorgeschichte gewagt hätte, in die Donau einzufahren.
Der Staatssicherheitsdienst der Ukraine behauptet, das Schiff habe »wiederholt im Seehafen von Sewastopol angelegt, um geplünderte landwirtschaftliche Erzeugnisse aufzuladen«. Diese seien dann in den Nahen Osten transportiert worden, wo die Besatzung sie zugunsten Russlands verkauft habe.
Illegaler Getreidehandel: Ukraine beschlagnahmt erstmals Schiff
Bereits im November 2023 soll die »Usko Mfu« in Sewastopol eingelaufen sein und über 3.000 t Getreide gestohlen haben. Um seine Aktivitäten zu verbergen, habe das Schiff seine AIS-Übertragungen ausgeschaltet. Ende Mai 2024 sei der Frachter aus der Türkei zurückgekehrt, um Ladung zu löschen – erneut mit abgeschaltetem Signal.
Wie die Staatssicherheit dem Nachrichtendienst Reuters mitteilte, soll der Kapitän »unzuverlässige Informationen« über die Route und Zielhäfen des Schiffes in den Protokollen vermerkt haben.
Die Ukraine hat Russland bereits mehrfach beschuldigt, Getreide und andere Güter aus besetzten Regionen zu stehlen. Dies ist jedoch das erste Mal, dass sie ein Schiff festhalten konnte. Wie Reuters zitiert, seien laut der Staatssicherheit bereits 21 Schiffe in Abwesenheit für festgenommen erklärt worden, weil sie am illegalen Getreidehandel beteiligt waren.