Der Tanker »Advantage Sweet« wurde seit April 2023 vom iranischen Militär festgehalten. Nun zeigen Ortungsdienste, dass sie sich wieder in internationalen Gewässern befindet.

Fast 15 Monate lang wurde die »Advantage Sweet« von iranischen Streitkräften festhalten. Aktuelle AIS-Daten zeigen jedoch, dass der Tanker die Straße von Hormuz verlassen hat und in den Golf von Oman einfährt. Von Seiten des Iran wurde die Freigabe bisher nicht bestätigt. [ds_preview]

»Advantage Sweet« ohne Ladung auf See

Der Tanker scheint derzeit nur mit Ballast unterwegs zu sein, wie Bloomberg und Associated Press übereinstimmend berichten. Demnach habe der Tiefgang des Schiffs um ca. 4 m abgenommen, was auf eine Entladung zurückzuführen sei. 2023 hatte das Schiff zuletzt in Kuwait eine Rohölladung im Wert von 50 Mio. $ aufgenommen. Der Energiekonzern Chevron, der die »Advantage Sweet« gechartert hatte, ließ die Ladung inzwischen als Verlust abschreiben.

Das Schiff wurde 2012 für die Schweizer Reederei Advantage Tankers gebaut und zuletzt vom türkischen Ship Manager Genel Denizcilik Nakliyati verwaltet. Der eigentliche Eigentümer des 159.000 dwt-Tankers ist laut IMO-Datenbank eine chinesische Leasinggesellschaft, die zur Shanghai Pudong Development Bank gehört. Keines der Unternehmen äußerte sich bisher zur Freigabe der »Advantage Sweet«.

Iran beschlagnahmte das Schiff als Vergeltung

Am 27. April 2023 beschlagnahmte der Iran den Tanker mit der Begründung, er habe ein iranisches Boot gerammt. Gemeinhin nahm man allerdings an, dass es sich dabei um einen Vergeltungsakt auf eine Klage der USA handelte, die eine iranische Ladung an Bord des Tankers »St. Nikolas« (vormals »Suez Rajan«) als Entschädigung für die Opfer der Terroranschläge des 11. September 2001 beschlagnahmt hatte. Iranische Beamte hatten damals wiederholt erklärt, keine Vermögenswerte des Iran durch die USA in Anspruch nehmen zu lassen – man würde in gleicher Weise reagieren.

Ein Jahr später meldete der Iran, dass seine Gerichte die Ladung an Bord des Tankers in Beschlag genommen hätten. Der Geldwert sei eine Entschädigung für iranische Patienten, die an einer seltenen genetischen Hautkrankheit leiden. Zuvor hatte sich ein schwedischer Hersteller von Bandagen und Verbänden geweigert, die zur Behandlung benötigten Waren aufgrund von Sanktionen des Westens an den Iran zu verkaufen. Ein iranisches Gericht sprach den Patienten eine Entschädigung in Höhe von 6,7 Mrd. $ zu und forderte die US-Regierung auf, die Entschädigung an die rund 300 Kläger zu zahlen.

Drei weitere Schiffe werden noch festgehalten

Neben der »Advantage Sweet« beschlagnahmte der Iran außerdem den Tanker »Niovi«, der zu diesem Zeitpunkt unbeladen auf dem Weg in die USA war. Ebenso wie die »St. Nikolas« und die »MSC Aries«, deren Crew kürzlich freigelassen wurde, wird das Schiff nach wie vor vom Iran festgehalten.