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Die deutschen Schiffbau-Zulieferer blicken erneut auf ein positives Geschäftsjahr zurück. Der positive Trend soll weiterhin anhalten.

Einen großen Treiber sehen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems des Zuliefererverbands VDMA vor allem in nachhaltigen Technologien. Sorgen bereitet jedoch die Frage nach dem Nachwuchs. [ds_preview]

Aufträge stagnieren, Umsatz steigt

Trotz der angespannten geopolitischen Lage konnte die maritime Zulieferindustrie in Deutschland einen Umsatz von 11,3 Mrd. € verzeichnen, was einem Wachstum von 5,8% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit setzt sich die Entwicklung fort: Nach dem Krisenjahr 2021 waren die Erlöse zum Jahr 2022 bereits um 3,4% auf 10,7 Mrd. € gewachsen.

Dabei ging die Zahl der Aufträge leicht zurück; sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 1%. Auf Kunden aus der deutschen Schiffbau- und Offshore-Industrie entfallen 20% des Marktes, während die übrigen 80% wie auch im letzten Jahr auf Exporte entfallen.

Die meisten Auslandsaufträge stammen aus der EU mit 34,3%, weitere 22,2% entfallen auf China, das gegenüber Korea (7,1%) vor allem mit Neubauten stark zulegen konnte. Ein weiterer wachsender Markt ist derzeit Nordamerika, woher 13,4% der Aufträge stammen – verteilt auf Inlandsschiffe, Kreuzfahrt und Marine.

Den größten Absatzbereich macht mit unveränderten 76% nach wie vor der Handelsschiffbau aus. In den Bereichen Marineschiffbau (leicht gestiegen 18%) und Meerestechnik (6%) fanden nur geringe Verschiebungen statt.

Die Zulieferer hatten schon im letzten Jahr eine »längere gute Phase« erwartet. Angesichts der Auftragslage sowie der steigenden Nachfrage beim Thema Nachhaltigkeit ist man weiterhin optimistisch.

Viele Aufträge für nachhaltige Umrüstung

Insbesondere die Klimaziele der IMO haben sich als treibende Kraft hinter den neuen Aufträgen erwiesen. »Die Reeder investieren jetzt nicht nur weiter in Neubauten, sondern vor allem auch in die Modernisierung und Nachrüstung der Bestandsflotte«, sagte Vorstandsvorsitzender Martin Johannsmann (Geschäftsführer SKF Marine) auf dem Jahrespressegespräch in Hamburg. »Dabei ist die IMO-Vorgabe zur Klimaneutralität sicher ein starker Treiber, insbesondere im weltweiten Service- und Ersatzteilgeschäft.«

Man habe als Industrie die für die Klimawende notwendigen Technologien frühzeitig entwickelt, führte Johannsmann weiter aus. Allerdings stoße die Industrie angesichts der »enormen Masse an notwendigen Umrüstungen« nicht nur an kapazitäre, sondern auch finanzielle Grenzen.

Das Ziel der IMO, bis 2050 vollständig klimaneutral zu sein, begrüße der VDMA »uneingeschränkt«, so Johannsmann weiter. Die Unternehmen hätten das Thema Nachhaltigkeit als notwendigen Schritt in die Zukunft erkannt. Dennoch fügte er einschränkend hinzu, dass dieser Wandel auch ein stabiles politisches Umfeld erfordere, dass die notwendigen Weichen stelle. Nur so sei es möglich, beispielsweise genug alternative Kraftstoffe in absehbarer Zeit überhaupt herstellen zu können. Außerdem werden viele Ressourcen, die dringend im Klimaschutz benötigt werden, derzeit anderweitig gebraucht – Johannsmann nannte den Ukraine-Konflikt als Beispiel.

Vorgaben der EU schränken Zulieferer ein

Derzeit beobachten die Zulieferer eher das Gegenteil. EU-Regularien würden es mittelständischen Unternehmen erschweren, klimaschonend zu produzieren und gleichzeitig im internationalen Wettbewerb zu bestehen, da viel Personal gebunden werde, um die Richtlinien umzusetzen.

Der Verantwortung, die auf den Zulieferern liegt, ist man sich dabei bewusst. Die Schifffahrt erzeugt 2% bis 3% der weltweiten CO2-Emissionen – und das, obwohl sie im Vergleich zu beispielsweise dem Luftverkehr bereits einer der umweltfreundlichsten Transportwege ist.

»Oft im Verbund mit weiteren Unternehmen entwickeln und konstruieren wir effiziente, verkettete Systeme, die in Summe die effektivste Treibhausgasreduzierung ermöglichen«, führte Lars Greitsch, VMDA-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der Mecklenburger Metallguss GmbH (MMG), zu dem Thema aus. »Weiterhin gilt es für uns gerade am Standort Waren, aber auch in Europa klimaschonend zu produzieren.« Für ein Unternehmen wie MMG seien die vielen Regularien eher hinderlich statt hilfreich, auch wenn man hinter den Klimazielen stehe.

Es fehlt an Nachwuchs

Personell konnte sich die Branche um 500 neue Mitarbeitende auf 64.500 verstärken. Mit Blick auf die Zukunft ist das jedoch nicht genug. »Unser derzeitiges Wachstum können wir nur mit genügenden Nachwuchskräften fortsetzen«, sagte Greitsch. »Wir erreichen gerade junge Menschen, wenn wir ihnen weiterhin die ›sinnstiftende Wertschöpfung‹ ihrer Tätigkeit bei uns nahebringen können. Dazu gehören so viele wie möglich kreative Freiräume und so wenig wie nötig bürokratische, nicht wertschöpfende Vorgaben.«

Großes Interesse konnten die Zulieferer bisher bei Ingenieuren und technischen Berufen wecken, anderweitig fehlt es jedoch an Personal.