Das 1913 auf der Meyer Werft gebaute Passagierschiff »Liemba«, das auf dem Tanganjikasee verkehrt, wird bei Brodosplit in Kroatien instand gesetzt.
Die vor 111 Jahren auf der Meyer Werft als »Graf Goetzen« gebaute »Liemba« gilt als das älteste Passagierschiff der Welt. Zuletzt war ihr Zustand aber so schlecht, dass sogar eine Verschrottung drohte. Doch dann hat die Regierung von Tansania die kroatische Brodosplit Werft und die Dar es Salaam Merchant Group (DMG) mit einer umfangreichen Reparatur im Gesamtwert von 33 Mrd. $ beauftragt. [ds_preview]
Die Anwohner am Tanganjikasee sind noch heute auf die Transportdienste des Schiffes zwingend angewiesen. In maximal zwei Jahren soll das Schiff daher zurückkehren, heißt es. »Wir versprechen qualitativ hochwertige Reparaturen«, verspricht Rayton Kwembe von der Dar es Salaam Merchant Group (DMG) gegenüber örtlichen Medien.
Bis vor ein paar Jahren drehte das Passagierschiff noch regelmäßig seine Runden auf dem Tanganjikasee. Doch die letzten Jahre war das reparaturanfällige Schiff in Kigoma aufgelegt, mit einer ungewissen Zukunft. Der Schiffseigner – die Marine Services Company Ltd (MSCL) – hatte im Jahr 2020 schon eine Ausschreibung für eine Überholung des letzten Kolonialdampfers aus der Zeit von Kaiser Wilhelm II. bekanntgegeben. Doch die Zeit verstrich.
Ein Passagierschiff kommt in Einzelteilen nach Afrika
Das 1913 auf der Meyer Werft in Papenburg gebaute 67 m lange Schiff war seinerzeit in Einzelteilen, verpackt in 5.000 Holzkisten, von Papenburg nach Afrika transportiert und vor Ort wieder zusammengesetzt worden. Die »Graf Goetzen« sollte für Truppentransporte und Versorgungsfahrten in der Kolonie Deutsch-Ostafrika benutzt werden. Ursprünglich waren sogar zwei weitere Schwesterschiffe geplant.
Nach ihrer Versenkung im Jahr 1916 wurde das Schiff 1927 gehoben, instandgesetzt und unter dem neuen Namen »Liemba« wieder in Dienst gestellt. Das Schiff fuhr dann als Fracht- und Fahrgastschiff bis zur Unabhängigkeit Tansanias im Jahre 1964 unter britischer Flagge. Aber auch unter der Flagge von Tansania beförderte die „Liemba“ weiterhin zwischen Kigoma in Tansania und den anderen Anrainerstaaten des zweitgrößten afrikanischen Sees: der Demokratischen Republik Kongo, Burundi und Sambia. Selbst im Auftrag der UN war das ehemalige Kriegsschiff unterwegs und rettete Zehntausende Burundier.
Letztmalig wurde das Passagierschiff 1993 technisch auf Vordermann gebracht. Mit dänischen Entwicklungshilfe-Geldern wurde durch die OSK ShipTech die »Liemba« vor Ort generalüberholt. So wurde die alte Dampfmaschine durch zwei neue MAN-Dieselmotoren ersetzt. An Bord gibt es zehn Passagierkabinen erster Klasse (Zweibett) und zwei sogenannte VIP-Kabinen. Zudem stehen 18 Kabinen der zweiten Klasse (sechs Zwei- und zwölf Vierbett) zur Verfügung. Die Kapazität beträgt rund 600 Personen. In den Laderaum passen rund 200 t.