Laut einem neuen Bericht der britischen Klassifikationsgesellschaft Lloyd’s Register kann der Ersatz von fossilen Kraftstoffen durch „Drop-in“-Kraftstoffe kann eine kosteneffiziente Möglichkeit sein, Umweltvorschriften zu erfüllen und die Lebensdauer älterer Schiffe zu verlängern.
Allerdings müssen dafür Hindernisse bei der Einführung überwunden werden. [ds_preview]
Als emissionsarmer alternativer Kraftstoff mit geringen Investitionsausgaben (CAPEX) und dem Potenzial, die Lebensdauer großer Teile der Weltflotte zu verlängern, können Biokraftstoffe eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Schifffahrt spielen. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die Nachfragekonkurrenz durch andere Transportsektoren stellen jedoch Herausforderungen dar, die für eine breite Akzeptanz gemeistert werden müssen, so lautet die Quintessenz von Lloyd’s Registers neuem Biokraftstoff-Bericht.
Biokraftstoffe benötigen nur minimale Änderungen
Dieser verweist auf Biokraftstoffe als einen Weg zur Einhaltung von Umweltvorschriften für Schiffe, für die eine Umrüstung auf andere zukünftige Kraftstoffe wirtschaftlich nicht machbar ist. Denn als „Drop-in“-Ersatz für herkömmliche Kraftstoffe erfordern Biokraftstoffe nur minimale Änderungen an Maschinen und Betrieb und bieten Einsparungen bei den Treibhausgasemissionen von bis zu 84% im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen.
Die Ähnlichkeiten zwischen Biokraftstoffen und ihren fossilen Äquivalenten sowie die Möglichkeit, Biokraftstoffe mit herkömmlichen Kraftstoffen zu mischen, machen die Einführung von Biokraftstoffen für Schiffseigner im Vergleich zu anderen alternativen Kraftstoffen zu einem vergleichsweise unkomplizierten Prozess.
Biokraftstoffe sind in der Regel mit den vorhandenen Maschinen und Kraftstofftanks an Bord kompatibel, nutzen die gleiche Bunkerinfrastruktur wie fossile Ersatzstoffe und ihre Ähnlichkeit mit herkömmlichen Bunkern bedeutet, dass der Schulungsbedarf für die Besatzung im Vergleich zu anderen zukünftigen Kraftstoffen minimal ist.
Die bekanntesten Produkte, die sich für die Schifffahrt eignen, sind Fettsäuremethylester (FAME) und hydriertes Pflanzenöl (HVO), und es werden weiterhin neue Kraftstoffe entwickelt. Schiffsbetreiber müssen auf die individuellen Eigenschaften jedes Biokraftstoffs achten.
Es gibt viele Arten von Biokraftstoffen, die mit unterschiedlichen Verfahren und aus einer Vielzahl von Rohstoffen hergestellt werden. Diese Variablen wirken sich auf die Treibhausgasintensität eines Kraftstoffs aus und können zu Überlegungen über den Betrieb von Maschinen führen. Dem Bericht beschreibt die Industrienormen für FAME und HVO, beinhaltet allgemeine Überlegungen zu Motoren und Maschinen und zur Verwendung von Biokraftstoffen sowie die Darstellung eines Verfahrens zur Erprobung neuartiger und ungetesteter Biokraftstoffe in Schiffsmotoren.
Lloyd’s Register sieht Verfügbarkeit und Nachfrage als größte Herausforderungen
Zu den größten Herausforderungen für eine breite Einführung zählen laut Bericht die Verfügbarkeit und der Nachfragewettbewerb mit anderen Verkehrssektoren, einschließlich des Luftverkehrs, sowie die Investitionen in Biokraftstoffproduktionskapazitäten, die erforderlich sind, um die wachsende Nachfrage des Verkehrssektors zu decken. Es wird erwartet, dass die Preise für Biodieselmischungen parallel zu den Beimischungsmengen steigen werden, da die Rohstoffpreise durch die Nachfrage in die Höhe getrieben werden.
„Biokraftstoffe sind unter den zukünftigen Kraftstoffen für die Schifffahrt einzigartig, da die überwiegende Mehrheit der Weltflotte mit Motoren ausgestattet ist, die sie verwenden können“, sagte Tim Wilson, Principal Specialist Fuels Lubes and Emissions, Lloyd’s Register, Als sofortiger Ersatz für fossile Kraftstoffe seien Biokraftstoffe eine verfügbare und erschwingliche Methode zur kurzfristigen Verringerung der Kohlenstoffemissionen ohne große Kapitalinvestitionen. Die Vielzahl der Versuche mit Biokraftstoffen in den verschiedenen Schiffssegmenten und Biokraftstoffarten zeige, dass die Reeder großes Interesse an ihrer Verwendung an Bord haben.
Überdies fasst der Bericht die wichtigsten Informationen über den Einsatz von Biokraftstoffen in der Schifffahrt zusammen und dient als praktische Referenz für Reeder, die alternative Kraftstoffoptionen für ihre Flotten in Betracht ziehen, sowie für Fachleute aus dem maritimen Bereich, die ein tieferes Verständnis für den kohlenstofffreien Übergang suchen. Der Bericht bündelt das Fachwissen von LR und anderen führenden Schifffahrtsexperten zu Themen wie Eigenschaften und betriebliche Erwägungen für Biokraftstoffe, regulatorische Faktoren für die Einführung von Biokraftstoffen, technisch-wirtschaftliche Überlegungen, Kraftstoffqualität und -verfügbarkeit sowie Biokraftstoffversuche in der Schifffahrt.
Der Bericht baut auf früheren Reports auf, in denen LR eine zentrale Anlaufstelle für relevante Informationen über alle alternativen Kraftstoffe für die maritime Industrie geschaffen hat. Er enthält außerdem Informationen aus dem kürzlich aktualisierten Zero Carbon Fuel Monitor von LR, einer Bewertung der Bereitschaft von Biokraftstoffen und anderen kohlenstofffreien Kraftstoffen für maritime Anwendungen.