Auf der Fachkonferenz »Windship Day 2024« an Bord des historischen Frachtseglers »Peking« im Hamburger Hansahafen ging es am 4. September um Windantriebstechnologien als wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt.[ds_preview]

Zu der Veranstaltung eingeladen hatte die Fraunhofer Arbeitsgruppe Nachhaltige Maritime Mobilität, unter gemeinsamer Leitung der Hochschule Emden/Leer und des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme Iwes), Mariko, das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen, die International Windship Association und das Deutsche Hafenmuseum, das die »Peking« auf ihrem Ausstellungsgelände beheimatet.

Bei der ganztägigen Veranstaltung im Frachtraum des historischen Frachtseglers mit 100 Teilnehmenden aus der weltweiten Schifffahrt wurden verschiedene Aspekte im Hinblick auf die zunehmende Nutzung von Windantriebstechnologien diskutiert. Thematische Schwerpunkte des Vortragsprogramms waren neben politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, neueste Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung sowie Einblicke aus der Praxis von maritimen Ingenieurbüros und Anbietern von Windantriebstechnologien.

Viel Potenzial von innovativen Windantriebstechnologien für klimafreundlichere Schifffahrt

Deutlich geworden sei in den verschiedenen Vorträgen und Gesprächen immer wieder das enorme Potential von innovativen Windantriebstechnologien für eine klimafreundlichere Schifffahrt aufgrund den in vielen Fahrtgebieten frei verfügbaren Mengen von Wind und der damit verbundenen Einsparpotentiale, heißt es seitens Mariko.

Geprägt wurde die Veranstaltung von Referierenden aus Politik, Forschung, Schifffahrt und maritimer Wirtschaft. Neben Profisegler Boris Herrmann, der in einem inspirierenden Video-Beitrag seine Zukunftsvision von zahlreichen segelnden Frachtschiffen auf den Weltmeeren skizzierte, nahm mit Dieter Janecek auch der Koordinator der deutschen Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus am Windship Day 2024 teil.

Der Bundestagsabgeordnete sprach sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion für die verstärkte Förderung, Entwicklung und Nutzung von nachhaltigen Technologien aus: »Ich begrüße Veranstaltungen wie den ‚Windship Day‘, weil eine Abkehr von fossilen Kraftstoffen hin zu alternativen Energieträgern sowie innovativen Antriebssystemen in der Schifffahrt unabdingbar ist, damit wir die wichtigen Klimaschutzziele erreichen können.«

Podiumsdiskussion an Bord der Peking beim Windship Day 2024 mit (v.l.n.r.) Prof. Dr. Jann Strybny (Hochschule Emden/Leer), Torsten Conradi (judel/vrolijk & co), Dieter Janecek (Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus), Wolfgang Franzelius (HB Hunte Engineering GmbH), Gavin Allwright (International Windship Association) und Prof. Kapt. Michael Vahs (Hochschule Emden/Leer).
Podiumsdiskussion an Bord der Peking beim Windship Day 2024 mit (v.l.n.r.) Prof. Dr. Jann Strybny (Hochschule Emden/Leer), Torsten Conradi (judel/vrolijk & co), Dieter Janecek (Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus), Wolfgang Franzelius (HB Hunte Engineering GmbH), Gavin Allwright (International Windship Association) und Prof. Kapt. Michael Vahs (Hochschule Emden/Leer). (© Mariko)

Diese Botschaft wurde von Mariko-Geschäftsführerin Katja Baumann wohlwollend aufgenommen: »Der Besuch von Herrn Janecek und weiteren wichtigen Persönlichkeiten der maritimen Branche zeigt die Relevanz des Themas und unserer Veranstaltung. Ich hoffe, dass die Entwicklung und Nutzung von Windantriebstechnologien auch im derzeit in Erarbeitung befindlichen Nationalen Aktionsplan klimafreundliche Schifffahrt entsprechende Anerkennung und Förderung erfährt.«

2023 gab es 40 Neuinstallationen von Windantriebstechnologien auf kommerziellen Schiffen

Die Nutzung von Segeltechnologien auf dem Weg zu nachhaltiger maritimer Mobilität ist international bereits deutlich im Aufwind und schreitet kontinuierlich voran. Weltweit werden derzeit zahlreiche Neubau- und Retrofit-Projekte bekannt gegeben. Einen detaillierten Einblick dazu gab Gavin Allwright, Generalsekretär der International Windship Association, in seinem Vortrag: »Windantriebstechnologien sind weder von gestern noch von morgen – genau jetzt ist die Zeit für die Schifffahrt, um Windenergie als Kraftstoff für die maritime Dekarbonisierung zu nutzen.«

Das sei auch an den Zahlen zu sehen, denn alleine im vergangenen Jahr gab es mehr als 40 Neuinstallationen von Windantriebstechnologien auf kommerziellen Schiffen und den Prognosen des Verbands zufolge werden weltweit bis 2030 rund 10.000 Schiffe mit installiertem Wind(zusatz)antrieb ausgestattet sein, und bis 2050 etwa 40.000 Schiffe.

Eines der bereits im Einsatz befindlichen Windships ist das Mehrzwecksgelschiff »Juren Ae«, das für die Marshallinseln im Südpazifik konzipiert und gebaut wurde. Den damit verbundenen Entwurfs- und Bauprozess stellte eine Forschungsgruppe der Hochschule Emden/Leer um Michael Vahs vor, denn bei dem Schiff handelt es sich um »klimafreundliche Schifffahrt made in Germany«.

Vahs und sein Team präsentierten wichtige Entwurfsfaktoren und erste Ergebnisse der Seeerprobung und äußerten den Wunsch nach mehr realisierten Windship-Beispielen in der deutschen Schifffahrt: »Bei uns dominiert derzeit leider noch die Zurückhaltung und Skepsis im Hinblick auf die Nutzung von Windantriebstechnologien und das trotz nachgewiesener Kraftstoff-Einsparpotentiale und marktfähiger Schiffskonzepte.«

Michael Vahs von der Hochschule Emden/Leer stellt den Entwurfs- und Bauprozess des Frachtseglers »Juren Ae« vor.
Michael Vahs von der Hochschule Emden/Leer stellt den Entwurfs- und Bauprozess des Frachtseglers »Juren Ae« vor. (©Mariko)

Die tatsächliche Performance von Windantriebstechnologien wie Flettner-Rotoren stand im Vordergrund der Präsentation eines Forschungsteams um Jann Strybny, ebenfalls von der Hochschule Emden/Leer, der gemeinsam mit Vahs für die wissenschaftliche Leitung der Fraunhofer-Arbeitsgruppe »Nachhaltige Maritime Mobilität« verantwortlich ist. Teil der Entwicklungsarbeit des Teams ist eine aufwendige und andauernde Feldmesskampagne, die durch das Fraunhofer Iwes durchgeführt wird.

Darüber hinaus skizzierten Strybny und sein Team methodische Ansätze und verwiesen auf die hochmodernen Forschungseinrichtungen am Maritimen Campus Leer: »In Leer wird Forschung und Entwicklung für eine nachhaltige Schifffahrt vorangetrieben. Dabei fokussieren wir mit unserer Expertise in maritimer Hydro- und Aerodynamik, Automatisierungs- und Systemtechnik sowie Werkstofftechnik insbesondere Windantriebssysteme, Designkonzepte und wissenschaftliche Studien für eine emissionsfreie Schifffahrt.«

Mariko wertet ausgebuchten »Windship Day 2024« als Erfolg

Insgesamt sei der seit Wochen ausgebuchte Windship Day 2024 eine mehr als erfolgreiche Veranstaltung mit vielfältigen Themen sowie zahlreichen Expertinnen und Experten aus der internationalen Schifffahrt gewesen. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass vor dem Hintergrund des maritimen Klimaschutzes und steigender Energiepreise innovative Antriebsalternativen benötigt werden und Windantriebstechnologien ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt sind.

Teilnehmerkreis des »Windship Day 2024« im Laderaum der Peking.
Teilnehmerkreis des »Windship Day 2024« im Laderaum der Peking. (© Mariko)