Auf der Jahrestagung des Verbandes der Seeversicherer stehen Großschäden, geopolitische Unsicherheiten und die Krise im Roten Meer auf der Agenda.
Nach dem Einsturz der Baltimore-Brücke im April, die von dem Containerschiff „Dali“ gerammt wurde, stehen Großschäden und deren Vermeidung im besonderen Fokus der Seeversicherer. Insbesondere habe es eine Reihe von Bränden und Containerverlusten gegeben, hieß es im Vorfeld. [ds_preview]
Die größte aktuelle Bedrohung für den internationalen Handel geht von geopolitischen Streitigkeiten aus, die wichtige Schifffahrtsrouten blockieren, sagt Frédéric Denèfle, Präsident eines wichtigen Seeversicherungsverbandes IUMI. Die Angriffe der Huthis im Roten Meer haben zu mindestens vier bekannten Totalverlusten geführt, bei denen Menschenleben beklagen waren und große Schäden an Schiffen und Ladung entstanden.
Seeversicherer sehen wachsende Probleme
„Es hat sich als schwierig erwiesen, diese Fälle mit der regulären LOF-Lösung zu bewältigen, da es nicht einfach war, in das Gebiet vorzudringen und dem beschädigten Schiff zu helfen oder eine Verschmutzung zu vermeiden“, so der IUMI-Präsident. Als weitere Faktoren mit Einfluss auf Schifffahrt und Seeversicherer nannte Denèfle die Inflation, die niedrige weltweite Konsumnachfrage und Chinas stockenden Aufschwung.
Bei der Veranstaltung in dieser Woche in Berlin, die das 150-jährige Bestehen der IUMI markiert, werden Themen wie die Bedrohung von Schiffen im Roten Meer, die zunehmende Angreifbarkeit der Schifffahrt durch staatlich unterstützte Gruppen und die Aussichten auf weitere Handelsstörungen in einer zunehmend polarisierten Welt diskutiert.
Die Konferenz findet vor dem Hintergrund einer Bergungsaktion statt, bei der der brennende griechische Tanker „Sounion“ (Baujahr 2006, 163.800 BRZ) im Roten Meer in Sicherheit gebracht werden soll, nachdem es Ziel mehrerer Huthi-Angriffe geworden war.
Abgesehen davon sollten sich Schifffahrt und Seeversicherung auch mit einer Reihe anderer Entwicklungen befassen:
Das Hongkong-Übereinkommen über das Schiffsrecycling tritt im Juni 2025 in Kraft. Schiffsversicherer müssen auch die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) einhalten, die seit dem 1. Januar 2024 gilt. Diese verlangt von den Finanzinstituten, die Dekarbonisierungstrends innerhalb ihrer Organisation und in ihrem Geschäftsportfolio zu überwachen.