In den ersten neun Monaten des Jahres sind die gemeldeten Vorfälle von Piraterie leicht zurückgegangen, wie das International Maritime Bureau (IMB) berichtet.
Dennoch nehme die Gefahr für Besatzungen zu. Sorge bereitet vor allem der indonesische Archipel. [ds_preview]
Für den Zeitraum von Januar bis September 2024 meldete das IMB der Internationalen Handelskammer deutlich mehr Gewalt gegen Besatzungsmitglieder. So wurden 111 Menschen als Geiseln genommen, elf entführt und drei bedroht. Bei 45 der gemeldeten Fälle waren die Täter bewaffnet.
Gegenüber 2023 sei dies eine Steigerung von rund 32%, im Vorjahreszeitraum kam es zu insgesamt 95 Vorfällen von Gewalt gegen die Besatzung.
Insgesamt 79 Vorfälle von Piraterie
Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen auf Schiffe wurden in den ersten neun Monaten des Jahres insgesamt 79 gemeldet. Im Vergleich zu 99 Vorfällen im gleichen Zeitraum des Vorjahres stellt dies einen deutlichen Rückgang und die niedrigste gemeldete Zahl seit 1994 dar.
Laut Informationen des IMB wurden 62 Schiffe geentert und sechs gekapert. Neun wurden angegriffen, zwei beschossen. In 86% der Fälle gelang es den Tätern, sich Zugang zum Schiff zu verschaffen. Die meisten Vorfälle ereigneten sich nachts.
„Sicherlich ist der Rückgang an Vorfällen auf See eine gute Nachricht“, sagte Oliver Wieck, Generalsekretär von ICC Germany, der deutschen Vertretung der Internationalen Handelskammer ICC, zu der das IMB gehört. „Der Bericht macht aber vor allem deutlich, dass die Risiken für die Besatzungen weiter gestiegen sind. Das gibt Anlass zur Sorge. Sichere internationale Seewege sind sowohl für die Besatzungen als auch für den Welthandel von entscheidender Bedeutung.“
Gewalt in Indonesien nimmt zu
Der indonesische Archipel ist nach wie vor ein besorgniserregendes Gebiet, die Zahl der gemeldeten Vorfälle steigt stetig: Von Januar bis September 2024 wurden laut IMB 17 Vorfälle gemeldet, verglichen mit zwölf im Jahr 2023 und neun im Jahr 2022. Bei elf Vorfällen wurden Waffen eingesetzt, 27 Besatzungsmitglieder wurden als Geiseln genommen und ein Besatzungsmitglied bedroht.
In der Region des Golfs von Guinea hingegen ist die Piraterie zurückgegangen. Hier wurden im untersuchten Zeitraum zwölf Zwischenfälle gemeldet, die niedrigste Zahl seit 1996. Auch wenn der Rückgang zu begrüßen sei, bleibe die Sorge um die Sicherheit von Besatzungen bestehen: Elf Besatzungsmitglieder wurden entführt und 21 als Geiseln genommen.
In den Gewässern vor Somalia und im Golf von Aden wurden acht Zwischenfälle gemeldet, wobei drei Schiffe entführt und zwei beschossen wurden. In der Straße von Singapur sank die Zahl der Vorfälle von 33 im Vorjahreszeitraum auf 23. Fast immer gelang es den Tätern, die Schiffe zu entern.
Das IMB lobte die Regierungen und örtlichen Behörden für ihre Arbeit, die diese positive Entwicklung möglich gemacht haben. Reedereien und Besatzungen seien weiterhin dazu aufgerufen, Vorfälle auf See rechtzeitig zu melden und die neuesten Best Management Practices des IMB einzuhalten, um die Sicherheit von Mannschaft, Schiff und Ladung zu gewährleisten.
Oliver Wieck im HANSA-Podcast
In Folge 99 des HANSA-Podcast spricht ICC-Generalsekretär Oliver Wieck detailliert über die aktuellen Vorfälle von Piraterie, die Huthi-Angriffe sowie den Nahost-Konflikt. Für die Lösung der Problematik spricht er sicht entschieden für eine internationale Zusammenarbeit aus, insbesondere in der Entwicklungspolitik.
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