Stahlbau Nord, Tanker, Marine, Sektion
© Scheer
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Bei dem zur Bremerhavener Rönner-Gruppe gehörendem Unternehmen Stahlbau Nord (SBN) mit Sitz im Fischereihafen wurde jetzt eine weitere, rund 750 t schwere Schiffssektion für den zweiten, noch namenlosen Betriebsstofftanker der Deutschen Marine gefertigt und auf einen Transportponton verladen.

Auch diese Sektion wird im Unterauftrag der zur Meyer Gruppe gehörenden Neptun Werft in Rostock-Warnemünde in Bremerhaven gebaut.[ds_preview]

Bereits vor zwei Wochen wurde eine rund 250 t schwere Sektion an der Labradorpier im südlichen Fischereihafen auf dem 72 m langen Schwerlastponton „Emsponton 7“ des Leeraner Unternehmens Ems Offshore verladen.

Die rollende Verladung dieser sogenannten Ringsektion erfolgte am frühen Freitagmorgen aus der „Lunehalle“ mit Hilfe von zwei selbstfahrenden Schwerlastplattformen (SPMT). Nach rund drei Stunden war die Sektion auf dem Ponton verbracht und musste anschließend noch umfangreich seefest verlascht werden. Hierzu wurden im Nachgang unter anderem 64 Stahlstreben zwischen Sektion und Ponton verschweisst. Allein dieser Vorgang, der auch von Stahlbau Nord erfolgte, dauert in der Regel mindestens einen Tag.

Abhängig von der Wetterlage soll dann der Ponton zum Wochenstart im Anhang des Schleppers „Ems Power“ über den Nord-Ostsee-Kanal zur Neptun Werft gebracht werden, hierfür werden zwei bis drei Tage eingeplant.

Stahlbau Nord liefert wohl vier Sektionen

Wie in Hafenkreisen zu erfahren, baut SBN insgesamt vier Blöcke für den zweiten Marinebetriebsstofftanker, wobei der Auftrag ursprünglich von der kriselnden FSG Werft in Flensburg abgearbeitet werden sollte. Dem Vernehmen nach soll SBN im Frühjahr dann den Auftrag für die vier Blöcke, darunter auch ein Maschinenraummodul, von der Neptun Werft erhalten haben.

Schon im letzten Jahr erfolgte die Kiellegung für den ersten von zwei neuen Betriebsstofftankern für die Deutsche Marine auf der Neptun Werft in Rostock-Warnemünde. Diese ersetzen die veralteten Schiffe „Rhön“ und „Spessart“ der Klasse 704, die schon seit 1977 im Dienst sind. Mehr als 900 Mio. € werden investiert.

Jedes der neuen Tankschiffe der neuen Klasse 707 kann rund 12 Millionen Liter Treibstoff an Bord nehmen und gleichzeitig bis zu zwei Kriegsschiffe auf See betanken. Die Neubauten verfügen im Vergleich zu den Vorgängerschiffen um deutlich größere Aufbauten für die Unterbringung von bis zu 42 Crewmitgliedern und 23 eingeschiffte Soldaten oder auch Passagiere. Eine Bewaffnung oder militärische Sonderausstattungen gibt es aus Kostengründen nicht.

914 Mio. € Gesamtinvestition

Die beiden 173 m langen Tankschiffe kosten rund 914 Mio. € – inklusive Ersatzteilen, Sonderwerkzeugen und Ausbildung. Beauftragt wurde die Firma Naval Vessels Lürssen, die wiederum die Meyer-Werft-Gruppe als Unterauftragnehmer mit ins Boot geholt hat. Das erste Tankschiff der Klasse 707 soll bereits im ersten Quartal 2025, das zweite ein Jahr später im ersten Quartal 2026 an die Marine ausgeliefert werden.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte das Beschaffungsvorhaben im Juni 2021 gebilligt, da die alten Tankschiffe der Klasse 704 im August 2026 das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen. Auch die neuen Tankschiffe sollen ebenfalls mehrere Jahrzehnte genutzt werden. Mit ihrer Beschaffung erfüllt die Bundeswehr auch eine Verpflichtung gegenüber der NATO: Deutschland hat der Allianz zugesichert, durchgehend bis 2040 zwei Schiffe mit der Fähigkeit zur Betriebsstoffversorgung auf See bereitzustellen.

Wie in Hafenkreisen weiter berichtet, wird der Platz in der Lunehalle bei Stahlbau-Nord, in der die Sektionen für den Betriebsstofftanker produziert wurden, nicht lange leer bleiben. Dort soll angeblich demnächst ein rund 90 m langes Umbauprojekt für einen ehemaligen Offshore-Versorger zu einer exklusiven Expeditionsyacht erfolgen.       (CE)