In der Tarif-Auseinandersetzung zwischen dem Arbeitgeberverband Nordmetall – zu dem auch Schiffbau-Unternehmen gehören – und der Gewerkschaft IG Metall Küste gibt es weiter keine Einigung. Es drohen Warnstreiks.
Der Nordmetall-Verband hat der IG Metall Küste heute in der zweiten Verhandlungsrunde in Bremen ein Angebot vorgelegt. Es sieht eine Einkommenserhöhung von 3,6% vor. Diese soll in zwei Stufen gezahlt werden: Zunächst würden die Entgelte zum 1. Juli 2025 um 1,7% angehoben, zum 1. Juli 2026 würde eine weitere Anhebung um 1,9% folgen.[ds_preview]
IG Metall fordert 7% mehr
Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Entgelt und eine Erhöhung der Azubi-Vergütung um 170 Euro je Ausbildungsjahr bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Außerdem will sie eine soziale Komponente für die unteren Entgeltgruppen erreichen und den Anspruch auf eine Wahloption Zeit statt Geld weiterentwickeln.
Der Tarifvertrag soll dem Arbeitgeber-Angebot zufolge eine Laufzeit von insgesamt 27 Monaten haben und am 31. Dezember 2026 enden. Zusätzlich erklärt sich Nordmetall „in Abhängigkeit vom Gesamtpaket“ zu Gesprächen über eine einmalige überproportionale Anhebung der Azubivergütung sowie über eine Modifikation der Freistellungstage bereit, heißt es in einem Statement. Es gibt aber eine Einschränkung: Um dieses Gesamtpaket realisieren zu können, brauche es gleichzeitig zwingend eine dauerhafte Festschreibung und Ausweitung der automatischen Differenzierung. „Dieses Instrument wurde in den zurückliegenden drei Jahren sehr maßvoll genutzt und hat sich daher als sinnvoller Baustein einer verantwortungsvollen Tarifpolitik etabliert“, so der Verband.
Lena Ströbele, Tarifverhandlungsführerin und gleichzeitig Personaldirektorin der Schiffbaugruppe Lürssen, machte deutlich: „Wir haben heute ein klar beziffertes und strukturiertes Angebot unterbreitet, um die Tarifrunde voranzubringen und möglichst schnell abzuschließen. Unser Angebot ist ein Zeichen der Wertschätzung für die Beschäftigten auch in der Krise. Gleichzeitig liegen wir damit auf der Grenze dessen, was unsere Mitgliedsunternehmen in der Breite überhaupt verkraften können. Es müssen daher auch dauerhafte Lösungen für jene Betriebe gefunden werden, die keine solche Erhöhung bewältigen können.“
„Ausgesprochen kritische Lage“
Die lange Laufzeit von 27 Monaten sei nötig, um den Betrieben in schwierigen Zeiten wenigstens bei den Arbeitskosten maximale Planungssicherheit zu verschaffen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertreter sind sich Ihren Angaben zufolge einig darin, dass die Lage der Branche ausgesprochen kritisch ist: „Viele Firmen können die schlechten Standortbedingen kaum mehr kompensieren, überdurchschnittlich viele sind inzwischen in der Insolvenz oder davon akut bedroht.“
Zudem denken offenbar „mehr Firmen denn je“ über Produktionsverlagerungen ins Ausland nach. „Wir als Tarifparteien müssen jetzt unseren Beitrag dazu leisten, diese Entwicklung zu stoppen. Mit dem frühen und sehr weit ausgereizten Angebot haben wir Arbeitgeber ein deutliches Signal gegeben, dass die Sozialpartner auch in schwierigen Zeiten zügig vertretbare Kompromisse finden können“, so Ströbele weiter. Es müsse gemeinsames Ziel sein, den Standort zu stärken und den Flächentarif attraktiv zu halten. „Beide Seiten sind jetzt in der Verantwortung, die Verhandlungen sachlich zu führen und rasch zu einem guten Abschluss zu bringen“, mahnt Ströbele.
Die Gespräche sollen am 29. Oktober in Kiel fortgesetzt werden. Bis dahin könnte es allerdings auch einen Entscheid über Warnstreiks geben, denn die IG Metall Küste sieht in dem Angebot für die mehr als 130.000 Beshäftigten in der Metall- und Elektroindustrie keinen Durchbruch. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, danach sind Warnstreiks möglich. Die IG Metall Küste entscheidet am 23. Oktober über Warnstreiks.
In einem Statement wird es als „enttäuschend“ zurückgewiesen. „Die Laufzeit zu lang, die Erhöhung zu niedrig und zu spät – Das Angebot enttäuscht und gleicht nicht mal die erwartete Inflation der nächsten Jahre aus“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Küste. „Trotz der Ankündigung, einen schnellen Abschluss anzustreben, haben sich im Arbeitgeberlager anscheinend die Hardliner durchgesetzt. So wird es schwierig, schnell zu einer guten Lösung zu kommen.“
Die Vorschläge bezüglich der Ausbildungsvergütung und der Verbesserung der Freistellungszeit begrüßte Friedrich als „Schritt in die richtige Richtung“. Beim Entgelt lägen die Vorstellungen jedoch weit auseinander, auch wenn es positiv sei, dass die Arbeitgeber von der Nullrunde abgerückt sind. Für die unteren Entgeltgruppen gibt es gar keinen Vorschlag. Die IG Metall werde nächste Woche in der Tarifkommission das Angebot bewerten und über die weiteren Schritte wie Warnstreiks entscheiden. „Anscheinend braucht ein Teil der Arbeitgeber Druck, damit der Weg zu einer schnellen und guten Einigung frei wird.“