L Symphony
© A. Scheer
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Am vergangenen Sonntag ist der ehemalige Offshore-Versorger „L Symphony“ erfolgreich auf den abgesenkten Schwerlastponton „BHV Innovation“ von BVT Chartering eingeschwommen worden.

Nach dem Aufenthalt im Neustäder Hafen in Bremen traf der Ponton am Dienstagnachmittag mit der „Huckepack geladenen Fracht“ wieder in Bremerhaven ein.[ds_preview]

Im Neustädter Hafen steht für derartige Verladungszwecke eine extra vertiefte Grube zur Verfügung, wo in den letzten Jahren auch schon die von Stahlbau Nord gefertigten Fregatten für die ägyptische Marine mit Hilfe dieses Pontons zu Wasser gelassen worden sind.

„L Sypmhony“ wird zur Expeditionsyacht umgebaut

Mit Schlepperhilfe passierte der 95,5 m lange und 32 m breite Ponton dann zunächst die Fischereihafen-Doppelschleuse, anschließend machte der Ponton an der Labradorpier vor der Lunehalle von Stahlbau Nord fest. Hier wird der Offshore-Versorger nun mit speziellen Schwerlastfahrzeugen, so genannten SPMT, in die Halle 1 verfahren. Dort erfolgt dann vermutlich bis Ende 2025 im Auftrag der Lloyd Werft aber mit Unterstützung weiterer Unternehmen der Bremerhavener Rönner-Gruppe ein umfangreicher Umbau der 2015 in Indonesien gefertigten „L Symphony“ in eine exklusive Expeditionsyacht.

Viele Informationen liegen über den geplanten Umbau des 87,9 m langen Versorgers, der ursprünglich als „Energy Lindesnes“ von der ASL Shipyard Indonesia abgeliefert wurde, nicht vor. Dieser traf vor rund einem Jahr bei der Lloyd Werft in Bremerhaven ein, die aber aus vertraglichen Verpflichtungen keine Auskunft zu dem anstehenden Projekt geben darf.

Nach vorliegenden Informationen sollen wohl von Stahlbau Nord vorgefertigte Stahlsektionen nun in der Lunehalle auf das bisherige hintere Freideck der „L Symphony“ gesetzt werden und das bisherige Deckshaus soll verlängert werden. Möglicherweise werden auch noch Stabilisatoren im Rahmen des Umbaus eingebaut. Es ist davon auszugehen, dass dann auch der spätere Innenausbau der Expeditionsyacht in der Lunehalle erfolgen wird. Über einen konkreten Ablieferungstermin oder gar Angaben über den Auftraggeber liegen keine Informationen vor.

Besondere Anforderungen für Expeditionsyachten

Doch was genau ist eine Expeditionsyacht und warum greift man dazu immer wieder auf bestehende ältere Schiffseinheiten zurück? Größter Unterschied ist, dass diese Yachten im Vergleich zu den großen „weißen Megayachten“, die vornehmlich in Schönwetterregionen wie dem Mittelmeer oder der Karibik verkehren, für den Einsatz unter extremen Seebedingungen und auch bei Kälte oder tropischen Temperaturen wesentlich robuster konstruiert sein müssen. Zudem müssen diese Yachten über eine größere Reichweite und somit über ein größeres Tankvolumen verfügen und auch über einen längeren Zeitraum hinweg autark und unabhängig von Land operieren.

Hierbei greifen die Konstrukteure immer wieder auf ehemalige Hochseeschlepper oder eben auch Offshore-Versorger zurück, wo der Markt derzeit ein gutes und reichhaltiges Angebot bietet. Diese Schiffe verfügen konstruktionsbedingt schon über die genannten Merkmale, denn diese sind in der Regel mit Maschinen ausgestattet, die auf Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und niedrige Betriebskosten ausgelegt sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Umbau des 87,6 m langen, ehemaligen Bugsier-Hochseeschleppers „Arctic“ zu einer Expeditionsyacht vor rund 30 Jahren.

Dieser Schlepper wurde vor 55 Jahren auf der Bremerhavener Schichau-Werft am damaligen Standort am Neuen Hafen zusammen mit dem Schwesterschiff „Oceanic“ als damals stärkster Hochseeschlepper der Welt mit einem Pfahlzug von 179 t gefertigt, um zum Beispiel weltweit Havaristen als auch Ölplattformen durch die Weltmeere zu ziehen.

Anfang der 90er Jahre erwarb der australische Milliardär Kerry Packer den Schlepper von der Bugsier-Reederei und lies in ab 1994 auf der Malta Shipyards nach dem Design von Kusch Yachts zur Privatyacht umbauen. Nach der Fertigstellung trägt der ehemalige Schlepper nun den Namen „Arctic P“. In den Folgejahren wurde die Yacht immer wieder umgebaut und soll nun unter anderem über ein 4-D-Kino mit Surround-Sound und vibrierenden Stühlen, einen beheizten, vor Witterungseinflüssen geschützten Strandhauspool, ein voll ausgestattetes Fitnessstudio, eine Bibliothek als auch ein professionelles Tauchzentrum verfügen.

Aufgrund der Vorgeschichte als Bergungsschlepper verfügt diese „Arctic P“ eben über ein paar bauartbedingte Besonderheiten im Vergleich zu den klassischen Yachten. So hat der Treibstofftank ein Fassungsvolumen von 1.400.000 l sowie über einen eisverstärkten Rumpf. Im Jahr 2013 fuhr die „Arcitc P“ somit in Richtung Südpol. Zuletzt war die „Arctic P“ 677 sm vom Südpol in der Antarktis entfernt gewesen und sicherte sich damit als Schiff das dem Südpol am dichtesten gewesen war, auch einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Weitere Umbauprojekte

Aktuell liegen bei den Konstrukteuren über ein gutes Dutzend derartiger Umbauprojekte, vor allem von ehemaligen Offshore-Versorgern, auf dem Zeichentisch, doch keines erreicht annähernd die Größe der „L Symphony“, die nun für über ein Jahr in der Lunehalle umgebaut und anschließend über ein gänzlich anderes Design verfügen wird.

Der nun für die Verladung der „L Symphony“ eingesetzte schwerlastfähige Ponton „BHV Innovation“ verfügte bislang über 17 Ballasttanks und wurde im Jahr 2011 insbesondere für den Transport von Gründungsstrukturen und Großkomponenten für die seinerzeit schnell wachsende Offshore-Windenergieanlagen in Betrieb genommen. Dieser Ponton mit einer Transportkapazität von über 12.000 t verfügt über ein glattes Hauptdeck mit integriertem Schienensystem sowie über ein spezielles Kupplungssystem zum Anlegen an der Labradorkaje direkt vor der Lunehalle, sodass das Be- und Entladen mit Hilfe elektro-hydraulischer Schienenfahrzeuge möglich ist.

Darüber hinaus ist ein Verladen von Großkomponenten aber auch mit Self-Propelled Modular Transporters (SPMT) sowie Kranen möglich. Der Ponton hat zwei redundante elektrische Diesel-Generatoren, die unabhängig voneinander Ballastpumpen (je 1.200 m³/h) antreiben können. Im Rahmen des Umbaus vor drei Jahren wurden für einen geplanten Absenkvorgang zudem die weißen, mehrere Meter hohe Auftriebskörper installiert, von denen zwei fest mit dem Ponton verbunden sind, zwei können demontiert werden. Für das Absenken des Pontons werden somit die Ballastwassertanks geflutet so dass sich der Ponton absenkt und das darauf befindliche Fahrzeug zu Wasser gelassen werden kann.

Rönner-Gruppe an Umbau der „L Symphony“ beteiligt

Die vor mehr als 30 Jahren in Bremerhaven gegründete Rönner-Gruppe besteht aus zwölf selbständig arbeitenden Unternehmen an unterschiedlichen Standorten in Deutschland. Der überwiegende Anteil der mehr als 1.000 Beschäftigten arbeitet in Bremen und Bremerhaven. Großes Renommee erwarb sich Stahlbau Nord unter anderem mit dem Neubau des RoRo-Schiffes „Kugelbake“ sowie dem Neubau der Dreimast-Bark »Alexander von Humboldt II«.

Seit drei Jahren ist die Rönner-Gruppe nach dem Ausstieg der Petram-Familie nun alleiniger Gesellschafter der Bredo-Dry-Docks mit mehreren Schwimmdocks im Kaiserhafen und Fischereihafen in Bremerhaven. Außerdem gehört die Mützelfeldwerft in Cuxhaven dazu.  Nach der Insolvenz der Genting Group gehört auch die Lloyd Werft Bremerhaven seit dem Frühjahr 2022 zu gleichen Anteilen der RVV Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH (Rönner-Gruppe), der Gustav Zech Stiftung und seit dem Jahr 2023 auch der Lürssen-Gruppe aus Bremen. (CE)