Die Schifffahrt kennt Kerstin Broocks, die in einer Reedereifamilie aufgewachsen ist, von Kindesbeinen an. Mit der maritimen Branche ist die Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens Guideline und Dozentin an der HS Bremen auch beruflich verbunden.
Seit wann sind Sie mit Schifffahrt verbunden und wie sind Sie dazu gekommen?
Kerstin Broocks: Die Schifffahrt begleitet mich seit meiner frühesten Kindheit. Meine Eltern betrieben eine kleine Reederei von Zuhause aus, wodurch der Alltag von Seefunkgesprächen und Schiffsbesuchen bestimmt war. Die Besatzungsmitglieder wurden wie Familienmitglieder empfunden, und die maritime Welt war für mich stets gegenwärtig. Diese tiefe Verbundenheit mit der Branche hat meinen beruflichen Werdegang von Beginn an maßgeblich geprägt.
Über Kerstin Broocks
– Geschäftsführerin bei Guideline
– Beraterin und Auditorin in der maritimen Branche
– Dozentin an der Hochschule Bremen, Fachbereich Nautik/ Shipping and Chartering
– 2. Vorsitzende des Maritimen Clusters Norddeutschland
– Mutter von zwei fast erwachsenen Kindern
Über Guideline GmbH
Guideline ist spezialisiert auf die Vorbereitung von Unternehmen der maritimen Branche auf Zertifizierungen, wie ISM, ISPS, MLC, ISO 9001, ISO 14001 und ISO 45001.
Durchführung von internen Audits
Planung und Durchführung von maßgeschneiderten, Workshops
Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?
Broocks: Mein beruflicher Alltag als Beraterin und Auditorin ist geprägt von einer engen Zusammenarbeit mit Reedereien, ihren Schiffen, Befrachtern, Spediteuren und Schiffszulieferern. Ich biete ein umfassendes Betreuungspaket an, das alle Aspekte der Zertifizierungsvorbereitung abdeckt. Dabei stehe ich in regelmäßigem Austausch mit den Schiffen und stelle sicher, dass in jedem Bereich – von der operativen Unterstützung bis hin zur Zertifizierung – alles reibungslos verläuft.
Darüber hinaus habe ich vor Kurzem eine neue Aufgabe als Dozentin an der Hochschule Bremen im Bereich Shipping & Chartering sowie Nautik übernommen. Dies gibt mir die wunderbare Möglichkeit, meine langjährige Erfahrung mit Managementsystemen mit jungen Menschen zu teilen und ihre Begeisterung zu wecken.
Wie war Ihr Weg zu WISTA?
Broocks: Es stimmt mich fast ein wenig traurig, dass ich WISTA erst vor sechs Jahren eher zufällig kennengelernt habe. Diese großartige Organisation hätte ich gerne schon viel früher unterstützt, insbesondere weil ich in die maritime Branche eingetreten bin, als Frauen dort noch eine echte Seltenheit waren. Heute sehe ich mit Freude, dass sich das Bild bereits wandelt – aber es bleibt noch viel zu tun, um die Rolle von Frauen in der Schifffahrt weiter zu stärken. WISTA bietet dafür eine wertvolle Plattform, und ich bin stolz, Teil dieser Bewegung zu sein.
Wenn Sie nicht arbeiten, was beschäftigt Sie dann?
Broocks: Ich bin Mutter von zwei wunderbaren Kindern, die über viele Jahre meine volle Aufmerksamkeit erfordert haben. Jetzt, da sie fast erwachsen sind, habe ich wieder mehr Raum, mich meinen eigenen Interessen zu widmen. Neben meinem Beruf ist die Malerei meine große Leidenschaft. Ich liebe es, mich kreativ zu betätigen.
Was bedeutet für Sie »Diversität in der Arbeitswelt«?
Broocks: Als Zeitzeugin der enormen Veränderungen, die in der maritimen Branche durch mehr Diversität entstanden sind, kann ich aus erster Hand bestätigen, wie stark diese Entwicklung die Arbeitswelt positiv beeinflusst hat.
In meiner täglichen Arbeit, durch Gespräche und den engen Kontakt mit Unternehmen, sehe ich, wie vielfältigere Teams neue Perspektiven in Entscheidungsprozesse bringen. Diese werden zwingend benötigt in einem immer komplexeren Umfeld. Frauen funken oft auf einer anderen Frequenz und erreichen dadurch mehr Menschen auf unterschiedlichen Ebenen. Diese zusätzliche Sichtweise bereichert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern stärkt auch den Erfolg und den Zusammenhalt.
Was ist Ihr Beitrag zur Diversität?
Broocks: Wann immer sich mir die Möglichkeit bietet, versuche ich, Mut zu versprühen – Mut, sich etwas zuzutrauen. Frauen halten sich oft lieber im Hintergrund und zögern, den ersten Schritt zu machen. Doch mit einem kleinen Schubs in die richtige Richtung treten sie aus der Deckung und sind im Nachhinein oft überrascht und dankbar für den Impuls.
In meiner neuen Rolle als Dozentin an der Hochschule habe ich die wunderbare Möglichkeit, genau diesen Weg fortzusetzen und junge Menschen zu ermutigen, selbstbewusst ihren Platz einzunehmen.
Was könnten Unternehmen in der maritimen Branche noch tun, um mehr Diversität zu erreichen?
Broocks: Entscheidend ist, dass Führungskräfte als klare Vorbilder agieren und Diversität als strategischen Vorteil begreifen. Nur wenn Diversität auf der Führungsebene aktiv gelebt wird, kann sie sich nachhaltig im gesamten Unternehmen etablieren. Mentoring-Programme und flexible Arbeitsmodelle spielen dabei eine zentrale Rolle, um vielfältige Talente zu fördern.
Ebenso empfehle ich, dass Unternehmen die finanzielle Unterstützung einer WISTA-Mitgliedschaft anbieten, um Frauen in der maritimen Branche das wertvolle Netzwerk mit Austausch und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen.
HANSA and WISTA empower women in the maritime industry
Im Rahmen einer exklusiven Partnerschaft mit dem deutschen Verband der Women‘s International Shipping & Trading Association porträtiert die HANSA in regelmäßigen Abständen ein Mitglied vom WISTA Germany e.V.