Die Krisenstimmung ist zurück auf der Werft Nobiskrug: Die Stadtwerke drohen damit, den Strom abzustellen.
Wie die Kieler Nachrichten berichten, drohte die Stromabschaltung bereits am Montag. Grund ist, dass der Eigner der Nobiskrug Werft, der umstrittene Finanzinvestor Lars Windhorst, offenbar seit Anfang Dezember keinen Liefervertrag mehr mit den Stadtwerken Rendsburg als Energieversorger hat. Im Klartext: Niemand zahlt die Rechnung, dem Vernehmen nach geht es dabei schnell um sechsstelligen Betrag. In solchen Fällen drehen Netzbetreiber den Strom ab. [ds_preview]
Nach Verhandlungen am Werkstor sei noch einmal eine Gnadenfrist bis spätestens Freitag gewährt worden, berichten die Kieler Nachrichten. Damit könnte zumindest ein im Dock liegendes Schiff der Bundespolizei fertiggestellt werden, das am morgigen Donnerstag abgeliefert werden muss. Aber auch nur dann, wenn der Auftraggeber die Dringlichkeit bestätigt. Und ohne einen neuen Liefervertrag wäre spätestens Ende der Woche endgültig Schluss.
FSG und Nobiskrug schon lange in der Krise
Die Werften FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg sorgen seit Längerem nur noch für Negativ-Schlagzellen. Keine Aufträge auf der einen Seite, ausbleibende Lohnzahlungen für die 530 Beschäftigten auf der anderen Seite. So warten sie auch aktuell auf die längst fällig Überweisung. Zeitweise wurden nicht einmal mehr die Sanitäranlagen gereinigt und die Mitarbeiter deswegen freigestellt.
Die Kieler Nachrichten zitieren den Betriebsratsvorsitzenden Marcus Stöcken, nach dessen Angaben der Kontakt zu Werfteigner Lars Windhorst zuletzt abgebrochen ist. Auch das tarifliche Weihnachtsgeld sei noch nicht gezahlt worden.
In Flensburg sieht es ein bisschen besser aus: Die dortigen Stadtwerke haben dem Bericht zufolge derzeit keinei Pläne, der Werft den Strom abzustellen.
Windhorst hatte zuletzt im November eingeräumt, dass die Situation bei den beiden Werften „unbestreitbar „schwierig“ sei. Das Land Schleswig-Holstein hatte in Person von Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen dagegen damals bereits davon gesprochen, dass eine Insolvenz der Werftengruppe kaum noch abzuwenden sei. Madsen zufolge gab oder gibt es Investoren, die an den Schiffbaubetrieben interessiert seien, aber weder mit Windhorst darüber verhandeln, noch ihn weiter im Unternehmen sehen wollten.
Vor dem Wirtschaftsausschuss des Kieler Landtages hatte der Landespolitiker eine Beteiligung des Landes an den Werften ausgeschlossen. Auch andere Hilfen, etwa Bürgschaften, werde es nur für neue Eigentümer geben, hieß es damals.