Hohe Ladungsmengen und steigende Transportpreise auf den Strecken Richtung USA bescheren den Linienreedereien zu Jahresbeginn Rückenwind.

Die Containerlinien haben das neue Jahr mit weiteren Ratenanhebungen eröffnet. Vor allem in den US-Verkehren ziehen die Preise erneut an. Die einschlägigen Marktindizes liegen gegenüber dem letzten Stand vor Weihnachten im Plus.[ds_preview]

Der World Container Index (WCI) von Drewry, der Headhaul- und Backhaul-Trades zwischen Fernost, Europa und Nordamerika abbildet, kletterte seit dem 19. Dezember um 3% auf 3.905 $/FEU. Der Shanghai Index SCFI mit den 13 wichtigsten Exportrouten ab China verzeichnete seit 20. Dezember ein Plus von knapp 5% auf 2.505 Punkte.

Chinese New Year, Hafenstreiks, Trump …

Ausschlaggebend dafür ist ein deutlich festerer Trend auf den Strecken von Fernost nach Nordamerika, wo die Importmengen im vergangenen Jahr stärker zugenommen haben als erwartet und auch aktuell sehr hoch sein sollen. Der US-Einzelhandelsverband NRF geht für diesen Monat von einem Zuwachs um 12% auf 2,2 Mio. TEU beim Containerimport aus.

Die hohe Aktivität erklären die Branchenexperten einerseits damit, dass das chinesische Neujahrsfest mit wochenlangen Schließungen bei Lieferanten dieses Jahr sehr früh fällt (29. Januar). Zusätzlich hätten US-Importeure damit begonnen, ihre Lagervorräte aufzubauen, um für den Fall eines Streiks in den Häfen der Ost- und Golfküste der USA gerüstet zu sein.

Gewerkschaften und Vertreter der Umschlagunternehmen wollen ihre Verhandlungen am 07. Januar fortsetzen. Bis 15. Januar läuft der geltende Tarifvertrag noch. Zudem seien Importeure daran interessiert, möglichst viel Ware ins Land zu bekommen, bevor Donald Trump ins Weiße Haus einzieht und seine Drohung, höhere Zölle zum Schutz der einheimischen Industrie einzuführen, in die Tat umsetzt.

Infolgedessen gab es laut SCFI über den Jahreswechsel Ratensteigerungen von mehr als 14%. Das Niveau für Buchungen von China zur US-Westküste legte von knapp 4.200 auf fast 5.000 $/FEU und zur US-Ostküste von 5.642 auf 6.418 $/FEU.

Im Trade von Fernost nach Nordeuropa gaben die Preise ganz leicht nach, liegen laut WCI mit knapp 4.800 $/FEU aber noch um 33% über dem Level von vor einem Jahr. Im Transatlantik-Trade von Europa zur US-Ostküste liegt das Ratenniveau den Indizes zufolge mit durchschnittlich 2.700 bis 2.800 $/FEU zu Jahresanfang stabil. Die Carrier haben für diesen Monat aber noch erhebliche Erhöhungen angekündigt, weil sie mit operativen Engpässen und erhöhten Kosten infolge der Allianzveränderungen rechnen.

Stabile Dry-Bulk-Märkte

In der Dry-Bulk-Schifffahrt präsentiert sich der Spot-Chartermarkt zu Jahresbeginn im Großen und Ganzen stabil. Der Baltic Dry Index, der die Capesize-, Panamax- und Supramax-Segmente abbildet, erreichte gestern einen Stand von 1.029 Punkten und liegt damit 32 Zähler über dem Level von Heiligabend.

Angekurbelt wird der Index durch höhere Frachtabschlüsse im Capesize-Segment, vor allem auf der Route von Brasilien nach China. Die Durchschnittsrate des 180.000-Tonners im Zeitcharter-Trip-Business verbesserte sich um rund 1.000 auf 10.500 $/Tag. Die Panamaxe konnten sich ebenfalls leicht auf 9.000 $/Tag steigern, wohingegen es für die kleineren Frachter mit eigenen Kränen leicht weiter nach unten ging.

Der 63.000-Tonner Ultramax wurde im Durchschnitt aller Routen gestern mit 11.359 $/Tag bewertet, der 38.000-Tonner Handy mit 9.973 $/Tag. Für die Mini-Bulker im europäischen Shortsea-Trade gab es in den ersten Tagen bereits viel Neugeschäft, wie aus dem Markt zu hören ist – darunter Ladungen, die im alten Jahr nicht mehr gecovert werden konnten, aber auch neue Partien aus dem Stahlsektor. Für Verschiffungen von den Beneluxhäfen zur Ostküste des Vereinigten Königreichs sollen die Frachten von rund 14,50 auf 15,50 €/t gestiegen sein.

Für die Tanker in den Rohöltrades standen die Raten zu Jahresanfang noch unter Druck. Der Baltic Dirty Tanker Index brach um 74 auf 853 Punkte ein.