Cape Edmont, Bremerhaven, Militär, USA
„Cape Edmont“ (© Christian Eckardt)

Seit dem Jahresanfang werden erneut verstärkt rollende US-amerikanische Militärgütern an der ABC-Halbinsel im Bremerhavener Überseehafen umgeschlagen. 

Seit dem Jahresanfang machten nun nacheinander drei unterschiedliche Transportschiffe des US-Military Sealift Command in Bremerhaven fest, die zuvor in Polen Militärgüter gelöscht hatten. [ds_preview]

Über den Umfang der Ladungsübernahme in Bremerhaven und die Zielhäfen der Transportschiffe liegen keine Informationen vor.

Größte Verschiffungsaktion seit Ukraine-Kriegsbeginn

Laut Informationen der Kieler Nachrichten haben die USA in nur zehn Tagen sieben schwimmende Militärtransporter in die Ostsee mit Kurs auf Danzig geschickt. Dabei soll es sich um die größte Verschiffungsaktion durch die Ostsee für US-Militärausrüstung seit Beginn des Ukraine-Krieges handeln. Drei Transportschiffe nahmen nun anschließend von Polen aus Kurs auf den Bremerhavener Kaiserhafen. Unklar ist derzeit, ob in der nächsten Zeit noch weitere Schiffe hier erwartet werden.

Vor rund zwei Wochen machte die 212 m lange RoRo-Schiff „Cape Kennedy“ aus der so genannten Cape K-Klasse in Bremerhaven fest und lud eine nicht näher bekannte Anzahl an rollenden Boden- und Kettenfahrzeugen. Dieses Transportschiff wurde 1979 in Japan für die niederländische Reederei Nedlloyd Lines als „Nedlloyd Rosario“ gebaut. Im regelmäßigen zivilen Einsatz nach Nordamerika war es dann auch viele Jahre über zur Ladungsübernahme in Bremerhaven zu sehen.

Vor rund 30 Jahren wurde das Schiff dann zusammen mit dem Schwesterschiff „Nedlloyd Rouen“ als einsatzbereites Reserveschiff an das US-Verkehrsministerium verkauft. Beide Schiffe befinden sich in der Obhut der Keystone Shipping Company und liegen meist in New Orleans mit einer 9-köpfigen Crew in Bereitschaftsreserve. Nach einer Vorlaufzeit von fünf Tagen können beide Schiffe dann mobilisiert werden.

„Red Cloud“ legt in Bremerhaven an

In der vergangenen Woche nahm dann die 290 m lange und 32,2 m breite USNS „Red Cloud“ aus Polen kommend Kurs auf die Seestadt, wobei das Schiff per Dockschleusung über die Kaiserschleuse den Liegeplatz an der ABC-Halbinsel erreichte. Bei diesem Transportschiff handelt es um eine Einheit einer Gruppe von 19 großen mittelschnellen RoRo-Schiffe (LMSR) des Military Sealift Command.

Die „Red Cloud“ mit der taktischen Bezeichnung T-AKR 313 gehört dabei zur so genannten „Watson-Klasse“. Diese speziellen großen RoRo-Frachtschiffe werden von den Streitkräften der Vereinigten Staaten zur Vorpositionierung von Bodenfahrzeugen wie Panzer, Lastwagen und andere verschiedene Radfahrzeuge eingesetzt, die zur Unterstützung einer schweren Armeebrigade benötigt werden.

Dabei können auf den Frachtdecks bis zu 900 Fahrzeuge befördert werden. Die Watson-Klasse umfasst acht der neunzehn großen, mittelschnellen Roll-on/Roll-off- Schiffe des Military Sealift Command.  Die „Red Cloud“ wurde im Jahr 2000 von der National Steel and Shipbuilding Company in San Diego, erbaut und nach dem Korporal Mitchell Red Cloud, Jr. einem Träger der Medal of Honor, benannt.

Der Hauptantrieb dieser Schiffsklasse erfolgt über zwei GE Marine LM Gasturbinen mit einer Leistung von rund 47.000 kW, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 24 Knoten. Die theoretische Reichweite wird mit 12.000 Seemeilen angegeben, sodass das Schiff die rund 3.000 Seemeilen lange Strecke zwischen Bremerhaven und New York zwei mal absolvieren könnte, ohne nachzutanken.

Betrieben wird das in zivilen Zeiten nicht bewaffnete Schiff von rund 26 Zivilbediensteten, wobei bis zu 50 Militärangehörige mit an Bord gehen können, um die militärische Ausrüstung an Bord während des Transports zu überwachen. Für die Crew stehen Schlaf-, Wohn- und Messeräume sowie Freizeit- und Büroeinrichtungen zur Verfügung, des Weiteren, ein Krankenhauskomplex, eine Wäscherei und Werkstätten.

„Cape Edmont“ vor ABC-Halbinsel

Inzwischen machte nun ebenfalls aus Polen kommend die 200 m lange „Cape Edmont“ an der ABC-Halbinsel fest. Hierbei handelt es sich um ein mittlerweile 55 Jahre alten ehemaligen schwedischen RoRo-Frachter, der in Göteborg als „Paralla“ an die Rederei AB Transatlantic geliefert wurde. Mit zwei weiteren Schwesterschiffen, die mittlerweile schon verschrottet wurden, verkehrte es zwischen der US-Westküste und Australien. Nach einem Verkauf im April 1987 ging die ehemalige „Paralla“, baulich noch immer fast unverändert, als „Cape Edmont“ unter der taktischen Kennung T-AKR-5069 an das Military Sealift Command. Während eines Einsatzes im ersten Golfkrieg 1991 kam es nach einem Brand zu einem Untergang des Schiffes. Später konnte es geborgen und wieder repariert werden.

Das in Norfolk, Virginia, beheimatete Schiff erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 22,5 Knoten und fährt ebenfalls mit ziviler Besatzung und gehört zur Ready Reserve Force (RRF) der Maritime Administration (MARAD) des US-Verkehrsministeriums. Das RFF stellt weltweit Versorgungsmaterial für das US-Militär zur Verfügung. In nicht aktiven Zeiten liegt die „Cape Edmont“ mit einer Rumpfmannschaft von neun Personen an einem Liegeplatz in Charleston, South Carolina, auf. Eine Aktivierung des Schiffes kann innerhalb von fünf Tagen erfolgen.

Darüber hinaus sind auch wieder viele Transporte von Militärfahrzeugen per Tieflader über die A27 aus Richtung Bremen kommend und dann durch das Überseehafengebiet in Bremerhaven zu beobachten. (CE)