Der Naturschutzbund NABU hat die Branchen-Forderung nach mehr Fläche für die Offshore-Windenergie scharf kritisiert.
Nachdem sich Umweltverbände und Industrie 2024 gemeinsam für den Erhalt hoher Umweltstandards beim Ausbau der Offshore-Windenergie ausgesprochen hatten, positioniert sich der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO) nach Ansicht des NABU im Bundestagswahlkampf gegen den Meeresnaturschutz. [ds_preview]
Der BWO fordert neben mehr Fläche für die Windenergie auf See auch die Standortwahl nach Ertrag und plädiert für den Abbau von Umweltstandards sowie die kostengünstige Kabellegung durch das Meeresschutzgebiet „Sylter Außenriff“.
NABU: „Viel zu dichte Bebauung der Nordsee“
Der Naturschutzbund kritisiert das scharf. Dazu Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz: „Als Konsequenz von Windschatteneffekten und Ertragseinbußen durch eine viel zu dichte Bebauung der Nordsee mit Windkraftanlagen sollen nun etablierte Planungs- und Umweltkriterien abgeschafft werden. Hier scheint es nicht mehr um naturverträglichen Klimaschutz, sondern Gewinnmaximierung zu gehen.“
Die Schäden an den Ökosystemen liefen völlig aus dem Ruder. „Es braucht nicht mehr, sondern weniger Belastung der Nord- und Ostsee.“ Während Weltklimarat und Weltbiodiversitätsrat gemeinsame Maßnahmen für Klima- und Naturschutz anmahnen, machten Teile von Politik und Industrie in Deutschland ökologische Verbündete zu Gegnern. „Wir brauchen eine neue marine Raumplanung, die ökologische Kriterien in den Mittelpunkt stellt“, so Detloff.
Jüngst hat ein vom Bundesamt für Naturschutz beauftragtes Forschungsprojekt berechnet, dass bei Realisierung von bis zu 70 Gigawatt Offshore-Windenergie auf über einem Viertel der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee 77 Prozent der Trottellummen und über 50 Prozent der Eissturmvögel ihren angestammten Lebensraum verlieren würden. Strömungssysteme und Nahrungsnetze würden sich verändern und ökologische Kipppunkte angesichts der Auswirkungen der Klimakrise immer wahrscheinlicher machen.