Extreme Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels stellen laut einer Analyse des TT Clubs eine wachsende Bedrohung für internationale Lieferketten dar.
Gerade hat die französische Linienreederei CMA CGM vor starken Stürmen vor Europas Küsten in den letzten Januar-Tagen gewarnt. Vor allem in der Biscaya dürfte es sehr rau zugehen. Mit Verspätungen und Störungen in den Lieferketten müsse gerechnet werden, warnt die Reederei. Wetterunbilden tauchen auch in den Statistiken der Versicherer immer häufiger als Risikofaktor und Schadenursache auf. [ds_preview]
Die Analyse der wetterbedingten Risiken durch den auf Gütertransport- und Logistikversicherungen spezialisierten TT Club zeigt insbesondere Wasserschäden an Ladungen auf. Die Analyse der Schadensfälle des Versicherers in den vergangenen drei Jahren zeigt: In 32% der Fälle wurden Binnenschiffe durch extreme Wetterbedingungen beschädigt. Es überrascht nicht, dass Standorte in Küstennähe anfälliger für wetterbedingte Vorfälle sind (68 % der Fälle), wobei 16 % der Schäden durch starke Regenfälle verursacht wurden, die zu Überschwemmungen führten. 74 % der wetterbedingten Schadenfälle in diesem Zeitraum betrafen Sachschäden durch starke Winde und Mikrobursts.
65 % der Schäden betreffen den Seeverkehr
65 % der gemeldeten Schäden entfielen auf den Seeverkehr. Dies erklärt sich zum Teil durch die lange Zeit, die die Fracht auf dem Seeweg unterwegs ist und den unterschiedlichen Klimazonen ausgesetzt ist. Der Straßentransit war mit 14 % der zweitwichtigste Verkehrsträger. Nässeschäden während der Lagerung machten 13 % der gemeldeten Schäden aus; 31 % davon waren die Folge von Überschwemmungen.
Die jüngsten und noch andauernden meteorologischen Ereignisse, insbesondere in der Region Vancouver, zeigen, dass extreme Wetterereignisse wie beispiellose Regenfälle, Flutwellen und Mikrostürme immer häufiger auftreten. Während viele Sturmereignisse als geografisch saisonal betrachtet werden – wie die in den Tropen – muss die globale Lieferkette als Ganzes angemessene Maßnahmen ergreifen, um sich auf isolierte Unwetterereignisse vorzubereiten. In der Regel sind die Windstärken in Küstengebieten am heftigsten. Oft sind es jedoch die Sturmflut und das Überschwemmungsrisiko, die sowohl an der Küste als auch weiter im Landesinneren größere Probleme verursachen können.
Sommermonate steigern Wetterrisiko für Fracht
Die vonm TT Club zusammengetragenen Daten über Zwischenfälle zeigen, dass die Fracht in den traditionell feuchteren Sommermonaten auf der Nordhalbkugel stärker gefährdet ist; die extremen Überschwemmungen in weiten Teilen Kontinentaleuropas im Juli und August 2021 bestätigen dies als ein aufkommendes (oder auftretendes) Risiko. Darüber hinaus gab es in den letzten Monaten in verschiedenen Teilen der Welt in kurzen Zeiträumen außergewöhnliche Niederschlagsmengen, die zu Sturzfluten führten und erhebliche Schäden verursachten.
Peregrine Storrs-Fox, Direktor für Risikomanagement beim TT Club, erläutert: „Die mit solchen Vorfällen verbundenen Verluste können weitreichend sein; Wasser ist unbarmherzig und hat die Fähigkeit, einzudringen und erhebliche Schäden zu verursachen. Hochwasserwasser ist unweigerlich schmutzig, vergrößert den Schaden und führt in vielen Fällen zu gesundheitlichen Problemen. Extreme Wetterereignisse lassen sich nur schwer vorhersagen, aber die Betreiber von Lagerhäusern, Terminals und Hafengebieten müssen ihre Einschätzung des sich ändernden Risikoprofils in Bezug auf die Klimaerfahrungen auffrischen.“
Mehr Wissen stützt operative Entscheidungen
Nach Einschätztung des TT Clubs nimmt das Verständnis für meteorologische Trends zu, insbesondere im Hinblick auf die globale Erwärmung. Auch die Fähigkeit zur Überwachung, Aufzeichnung und Vorhersage von Wettermustern werde sich weiter entwickeln. Das führt zwar nicht dazu, dass Eigentum, Ausrüstung und Betrieb physisch geschützt sind. Als integraler Bestandteil einer gründlichen Risikobewertung könnte ein besseres Wetterverständnis künftig zu besseren operative Entscheidungen führen.
Viele Schadensfälle durch besseres Packen vermeidbar
Die Analyse des Versicherers hat auch ergeben, dass 65 % der Ladungsschäden zum Teil auf die Art und Weise zurückzuführen sind, wie die Waren in einem Container oder einer Beförderungseinheit (CTU) gepackt werden. Diese Daten für das Jahr 2020 deuten darauf hin, dass 25 % der nassen Ladungsschäden durch das Eindringen von Wasser in die CTU aufgrund von Vorschäden verursacht wurden, die wahrscheinlich schon beim Packen der Ladung hätten erkannt werden müssen. Viele Schadensfälle können daher durch ein solides Verfahren zur Überprüfung des Zustands vor dem Beladen und durch korrekte Packvorgänge vermieden werden.
Der CTU-Code und der neuere ‚CTU-Code – eine Kurzanleitung‘ sowie die ergänzende Container Packing Checklist, die von der Cargo Integrity Group veröffentlicht wurden (erhältlich in allen sechs UN-Sprachen und auf Italienisch), bieten den Akteuren in der Lieferkette unschätzbare Anleitungen zur Minderung solcher Risiken.
Operative Maßnahmen und Best-Practice-Verfahren
„Der Klimawandel ist eine Tatsache“, schließt Storrs-Fox, „daher müssen die Akteure der Lieferkette bei ihren Risikobewertungen zwangsläufig auch extreme Wetterereignisse berücksichtigen, so unvorhersehbar sie auch sein mögen. Vernünftige operative Maßnahmen und die Anwendung von Best-Practice-Verfahren, die auf die Funktionen der einzelnen Organisationen zugeschnitten sind, werden jedoch einen großen Beitrag dazu leisten, katastrophale Folgen zu vermeiden, wenn der nächste Regensturm aufzieht.“