Für die Werften FSG und Nobiskrug besteht noch Hoffnung: Es gibt mehrere Angebote potenzieller Investoren zur Übernahme der insolventen Betriebe.
Dabei handelt es sich um industrienahe Unternehmen aus Deutschland und nicht um Finanzinvestoren, teilten die vorläufigen Insolvenzverwalter Christoph Morgen und Hendrik Gittermann nach einer Mitarbeiterversammlung mit. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen waren auf Einladung der IG Metall Rendsburg angereist.[ds_preview]
„Die Verhandlungen mit den Interessenten sind weit fortgeschritten. Das gilt für die Standorte Rendsburg und Flensburg gleichermaßen“, sagte Gittermann. Eine vollständige und sofortige Wiederaufnahme der Produktion Anfang Februar und dann bereits unter neuer Regie halten Gittermann und Dr. Morgen allerdings für unrealistisch. Zuvor müssten noch Wartungsarbeiten und TÜV-Abnahmen durchgeführt, Versicherungsschutz beantragt und vieles mehr erledigt werden.
Am Standort Flensburg sollen jedoch nach Möglichkeit bereits im Februar die Vorbereitungen und Arbeiten für die 210 m lange RoRo-Fähre wieder aufgenommen und somit kurzfristig Beschäftigung auf die Werft gebracht werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter Morgen steht nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit der australischen Reederei SeaRoad. „Das Interesse und das Entgegenkommen der Reederei sind sehr erfreulich und vielversprechend“, so Morgen.
SeaRoad hatte zuvor erklärt, dass die Reederei dem Bau des Schiffs in Flensburg verpflichtet bleibt. Ein Managementteam der Reederei ist aktuell auf dem Weg nach Deutschland, um Verhandlung mit den relevanten Parteien voranzutreiben. Bei Nobiskrug geht es um eine Super-Yacht für einen namentlich nicht genannten Eigner. Mehr Aufträge sind für die beiden Standorte nicht bekannt.
Voraussichtlich am 1. Februar werden die Insolvenzverfahren über die Gesellschaften der Werftengruppe offiziell eröffnet. Dann endet für die rund 500 Beschäftigten der Bezugszeitraum für das Insolvenzgeld. Die potenziellen Investoren benötigten noch ein paar Monate Zeit, bis auf den Werften wieder richtig gearbeitet werden könne“, heißt es.
Aus diesem Grund sollen alle Beschäftigten zur Vermeidung einer ansonsten unausweichlichen Betriebsschließung ab dem 1. Februar für einen Zeitraum von bis zu vier Monaten in eine Transfergesellschaft wechseln. Dort erhalten sie 80% ihrer bisherigen Nettoentgelte.
Die Entscheidung über eine Investorenlösung muss jedoch bis zur Eröffnung der Insolvenzverfahren am 1. Februar fallen, ergänzte Gittermann. Parallel gebe es Gespräche mit der Landesregierung über eine mögliche Zwischenfinanzierung, da der gesamte Investorenprozess weiter unter einem enormen Zeitdruck stehe.
Der frühere Eigner Lars Windhorst war im Februar 2019 nach dem Rückzug des vorherigen Eigners Siem Industries aus Norwegen zunächst mit 76% der Anteile bei der FSG eingestiegen, nachdem die Werft beim Bau der Fähre „W.B. Yeats“ durch mehrfache Verzögerungen in finanzielle Schwierigkeiten geraten war.
Im April 2020 war schon einmal ein Insolvenzantrag für die FSG gestellt worden. Im September des gleichen Jahres übernahm Windhorst das Unternehmen vollständig aus der Insolvenz. Im Juli 2021 kaufte die FSG die Nobiskrug-Werft in Rendsburg, die wiederum im April 2021 zuletzt Insolvenz anmelden musste.