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Der Bundesverband Windenergie (BWE) und die IG Metall plädieren dafür, den Ausbau der Windkraft auch in der nächsten Regierung fortzusetzen, und forderten eine Strategie für nachhaltiges Wachstum.
Gemeinsam mit Vertretern der Nordex Group und Siemens Gamesa Renewable Energy riefen sie dazu auf, Produktion, Arbeitsplätze, Wettbewerbsfähigkeit und technologische Führung zu sichern. Verbände, Industrie und Gewerkschaften sollen beteiligt werden. [ds_preview]
Bereits heute sei die Windenergie eine tragende Säule des deutschen Stromsystems, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Im Jahr 2024 machten erneuerbare Energien 60% des erzeugten Stroms aus, ein Drittel davon entfiel allein auf die Windkraft. On- und Offshore-Anlagen seien damit die „leistungsstärkste Stromquelle des Landes“.
10.000 MW Windkraft-Ausbau pro Jahr
Der dynamische Ausbau der Windkraft stärke nicht nur die Resilienz Deutschlands bei möglichen Energiekrisen, sondern sei auch ein zentraler Pfeiler der Wirtschaft. Zehntausende Arbeitsplätze sind mit dem Sektor verbunden; häufig mit Tarifbindung und gelebter Mitbestimmung. Die Ampelregierung habe bereits die richtigen Rahmenbedingungen gelegt: Jährlich ist ein Zubau von 10.000 MW Windenergie vorgesehen. Gemessen an den erteilten Genehmigungen erscheint es wahrscheinlich, dass dieses Ziel in den kommenden Jahren umgesetzt werden kann – daher müsse die kommende Bundesregierung darauf aufbauen und die Dekarbonisierung der Wirtschaft fortsetzen.
„Die künftige Bundesregierung muss Kurs halten und darf den Ausbau der Windenergie an Land und auf See nicht gefährden“, sagte Heiko Messerschmidt, Branchenbetreuer für Windkraft und Energie bei der IG Metall Küste. „Es braucht weiterhin ambitionierte und verlässliche Rahmenbedingungen, mit denen Industrieproduktion und Arbeitsplätze in Deutschland und Europa langfristig gesichert werden. Manche Aussagen im Wahlkampf lassen das Gegenteil befürchten und wecken Erinnerungen an politische Fehlentscheidungen früherer Regierungen, die der Branche nicht gutgetan haben. Die Energiewende ist inzwischen zum Jobmotor geworden, die für Zehntausende Arbeits- und Ausbildungsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette sorgt.“
Dem schloss sich auch BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek an. „Nach einer mehrjährigen Talfahrt war 2024 dank zahlreicher Reformen der scheidenden Bundesregierung ein Rekordjahr für die Windenergie“, sagte sie. „Damit sich dieser Schwung fortsetzt und die Ausbauziele des EEG nicht nur in Reichweite kommen, sondern erreicht werden, kommen einige Aufgaben auf die kommende Bundesregierung zu – von einer reibungslosen Reform des Strommarktes und der Umsetzung einer Flexibilitätsstrategie innerhalb der ersten 100 Tage bis zu Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit. Die Branche steht bereit, ihren Beitrag zu leisten.“
Gleiche Bedingungen für alle Wettbewerber
Die Vertreter der Verbände und Firmen sind sich einig, dass Know-how und die industriellen Fertigungskapazitäten erhalten bleiben müssen. Mit Sorge blickt man auf außereuropäische Wettbewerber, die mit stark subventionierten Angeboten und Finanzierungskonditionen um Marktanteile konkurrieren – man fordert daher ein „Level Playing Field“.
Weiterhin spiele die Windkraft auch angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine eine tragende Rolle. „Die hohe Energieimportabhängigkeit Deutschlands in den vergangenen Jahrzehnten war ein Fehler, aus dem es zu lernen gilt“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Erneuerbarer Strom aus Windenergie trage dazu bei, die Versorgungssicherheit im Land zu gewährleisten. Gleiches gelte für die Erzeugung von grünem Wasserstoff, einem wichtigen Energieträger für die Zukunft, der überall dort zum Einsatz kommen soll, wo eine Elektrifizierung der Industrie nicht möglich ist.
Um den Herausforderungen zu begegnen, soll der Ausbau der Windkraft mit einem Maßnahmenpaket gesichert werden. Besonders wichtig dabei: Die Belieferung der Industrie mit grünem Strom müsse unbürokratisch ermöglicht werden. So solle zum Beispiel die Begrenzung der Leitungslänge im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) abgeschafft werden, ebenso wie die Vorgaben zur räumlichen Nähe im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Zuletzt forderten die Beteiligten auch planbare Finanzierungsbedingungen: „Die kommende Bundesregierung muss ein Signal der Verlässlichkeit aussenden.“ Nur so sei es möglich, neue Projekte auch in einem veränderten Investitionsklima zu realisieren.