Übernahme auf dem europäischen RoRo-Markt: Wallenius SOL schluckt die Reederei Mann Lines – beides in deutschen Häfen bekannte Namen.
Das erst 2019 von Wallenius-Gruppe und der Swedish Orient Line gegründete Joint Venture, das zuletzt auch ein stärkeres Engagement in der Containerschifffahrt angekündigt hatte, vollzieht damit einen weiteren Wachstumsschritt.[ds_preview]
Mit der Übernahme der britischen Mann Lines weitere man „Kundenstamm, Dienstleistungsangebot, lokales Know-how und Präsenz auf wichtigen Märkten erheblich“, heißt es heute in einem Statement.
Wallenius SOL ist vorrangig in der nördlichen Ostsee aktiv, bedient dabei aber unter anderem auch beispielsweise Lübeck Travemünde oder westeuropäische Hubs. Bislang umfasst die Flotte fünf RoRo-Schiffe. Mann Lines, spezialisiert auf RoRo- und Containerschifffahrt, Logistik und Spedition, hatte er kürzlich eine RoRo-Linie über Bremerhaven ausgebaut und wartet auf einen Neubau aus Italien.
Gebaut wird das Schiff bei Cantieri Navali Visentini in Italien. Die Werft gehört zur Unternehmensgruppe der Visentini-Familie – wie auch die Firma Visemar, die als Eigner des Neubaus auftritt und ihn an Mann Lines verchartert. So wurde es auch bei der »Freyja« gehandhabt
Mann Lines macht auch in „Breakbulk“
Mann Lines setzte schon seit den 1990er Jahren auf Charter-Schiffe – so fuhr etwa die »Estraden« der Reederei Engship für mehr als zehn Jahre bei der Mann Lines. Nachdem Engship an Bore verkauft wurde, bekam Mann Lines nach eigener Aussage »innerhalb kurzer Zeit« die Kündigung für die »Estraden«-Charter.
Mann Lines wollte zwar ohnehin einen Neubau, musste aber nun kurzfristig die Zeit bis zur Ablieferung überbrücken. Dafür wurde die »Stena Foreteller« gechartert. 2017 folgte dann die »Freyja«, die nun durch einen Neubau ersetzt werden soll.
Elvir Dzanic, CEO von Wallenius SOL, sagte, die sich ergänzenden Routen beider Unternehmen verbessern Kapazität und Frequenz, und die nur geringfügigen Überschneidungen im Kundenstamm ermöglichen es dem Unternehmen, „etwa 200 neue Kunden zusätzlich vom gemeinsamen Angebot zu überzeugen“.
Bei der Mann Lines macht außerdem »Breakbulk«-Ladung rund 30–40% des Cargo-Mixes aus.
Aktuell bedient der Carrier die Häfen Harwich, Rotterdam, Cuxhaven, Paldiski, Turku und Bremerhaven. Bei den hauptsächlich verschifften Ladungen geht es im Prinzip vor allem um Stahl auf Mafi-Trailern, Holz auf Mafi-Trailern oder Papier auf Mafi-Trailern.
Hinzu kommen Pkw. Für zwei Autohersteller übernimmt Mann Lines 100 % der Autotransporte im Estland-Verkehr, zusammengenommen rund 80–90 Autos pro Reise.
Im Zuge der Übernahme will Wallenius SOL ebenso Büros in Estland, Lettland und Großbritannien eingliedern und baut seine Präsenz in Finnland, Deutschland und den Benelux-Ländern aus.
Bill Binks, ehemaliger CEO von Mann Lines und neuer Vice President WS South bei Wallenius SOL, sagte: „Wir freuen uns sehr, diese Reise gemeinsam anzutreten und unser Know-how und unsere Ressourcen zu bündeln. Unter der Führung von Wallenius SOL eröffnen sich unseren Kollegen und Kunden neue Möglichkeiten, die dem nordeuropäischen Markt spürbare Vorteile bringen werden.“
Mann Lines und Wallenius wollen eng zusammenarbeiten, „um einen nahtlosen Übergang für Mitarbeiter, Kunden und Partner zu gewährleisten“. Unter der Marke Mann Lines Logistics werden die Logistikdienstleistungen für das gemeinsame Unternehmen weiter ausgebaut.
„Die Integration der Dienstleistungen wird unser Know-how verbessern, unser Angebot erweitern und florierende Partnerschaften fördern. Mit dem Wissen und der langjährigen Erfahrung von Mann Lines Logistics als Betreiber von Containerdiensten in Nordeuropa sind wir gut gerüstet, um den Industrien und Gesellschaften, die wir bedienen, einen noch größeren Nutzen zu bieten“, sagt Elvir Dzanic.