Die Charterraten für Kühlfrachter haben im Atlantik seit Jahresanfang um rund 20% angezogen. Auch im Containerverkehr laufen die Geschäfte in Südamerika und Südafrika gut an.
Auf der Weltleitmesse für den Fruchthandel, der Fruit Logistica in Berlin, ist die Schifffahrt ein beherrschendes Thema. Denn nach einer Entspannung im Verlauf des vergangenen Jahres werden die Kapazitäten in der Kühlschifffahrt wie auch im Kühlcontainerbereich aktuell wieder knapp.[ds_preview]
Die Saison für Obst und Gemüse auf der südlichen Halbkugel soll einen starken Auftakt genommen und die Frachtraten merklich nach oben getrieben haben. Am deutlichsten erkennbar ist dies am Spot-Chartermarkt für spezialisierte Kühlschiffe im Atlantik.
Die Raten für größere Frachter (über 500.000 Kubikfuß/11.500 tdw) sind dort Maklerberichten zufolge seit Jahresanfang um rund 20% auf bis zu 125 US-Cent pro Kubikfuß (Charterlaufzeit 30 Tage) gestiegen. Das ist etwa doppelt so viel wie noch vor vier Monaten.
„Das Marktniveau entwickelt sich gut. Es boomt nicht wie zu Corona-Zeiten, aber es ist gesund“, sagt Glenn Selling, Chief Operations Officer (COO) der führenden Kühlschiffsreederei Cool Carriers mit rund 40 Schiffen.
Der Auftakt der Saison in Südamerika mit Kirschen, Trauben und Beeren aus Chile und Peru heraus sei sehr gut gewesen. Auch die für die Kühlschifffahrt wichtige Zitrusernte in Marokko habe die Erwartungen übertroffen. „Vor allem die Verladungen Richtung USA ziehen an. Es werden deutlich mehr große Schiffe benötigt“, so Selling.
Aktuell verlagert sich das Geschäft für Cool Carriers und seine Wettbewerber stärker Richtung Südafrika, wo jetzt die Traubensaison läuft, und bald nach Neuseeland mit der neuen Kiwi-Ernte.
Für Cool Carriers seien es spannende Zeiten, weil die Flotte in den nächsten Jahren stark erneuert wird. Die Reederei mit Hauptsitz auf Zypern erwartet insgesamt elf Neubauten – drei davon dieses Jahr, die übrigen bis 2028. „Und das ist nicht das Ende der Fahnenstange. Wir sind schon in Gesprächen über weitere Projekte mit Werften in Japan.“
Auch Akteure in der Containerschifffahrt zeigen sich zufrieden mit der Entwicklung im Reefer-Geschäft. Die Frachtraten für saisonale Geschäfte in Südamerika seien „erheblich“ angestiegen, sagt Hernán Martínez, Senior Director für Reefer und weitere Spezialsegmente bei Hapag-Lloyd.
Für die großen Produktkategorien wie Bananen und Ananas, die das ganze Jahr hindurch unter Langzeitverträgen verladen werden, seien die Raten stabil auf Vorjahresniveau. „Alles in allem haben wir einen guten Auftakt gehabt.“ Martínez zufolge hat sich Hapag-Lloyd dieses Jahr hohe Wachstumsziele im Kühlcontainergeschäft gesetzt.
Einerseits wolle der Carrier seine erhöhten Platzallokationen im Rahmen der Gemini-Allianz nutzen, um in Trades zu wachsen, „in denen wir vorher unterrepräsentiert waren.“ Als Beispiel nennt Martínez den Transpazifikverkehr zwischen Fernost und Nordamerika. Darüber hinaus sollen weitere Spezialdienste für Frucht und andere verderbliche Waren auf kleineren Routen aufgelegt werden.
Seit Dezember betreibt Hapag-Lloyd einen temporären Dienst für Weintrauben ex Südafrika. Auch den im Vorjahr erstmals aufgelegten Saison-Dienst für Zitrusfrüchte aus Südafrika („Citrus Connect“) wolle die Reederei in ein paar Monaten wieder aufleben lassen. (mph)