Maersk, Hapag-Lloyd, Gemini
Zwei Containerschiffe von Maersk und Hapag-Lloyd im Hamburger Hafen (© Hasenpusch)

Hapag-Lloyd positioniert sich selbstbewusst in der gerade erst gestarteten Gemini Cooperation mit Maersk und will eine noch bessere Pünktlichkeitsquote als 90%.

Auf den ersten Blick sind die Kräfteverhältnisse klar. Maersk stellt 60% der Flotte von 340 Schiffen, die gerade aus den beiden früheren Allianzen 2M (Maersk) und THE Alliance (Hapag-Lloyd) in das neue Netzwerk der deutsch-dänischen Partner umgeroutet werden. 40%, also knapp 140 Frachter stellt die Hamburger Linienreederei.[ds_preview]

Von einer Junior-Rolle will Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd, nichts wissen. Beide Parteien seien in allen Entscheidungen absolut gleichberechtigt, betont er. „Wir agieren absolut auf Augenhöhe.“

Hapag-Lloyd, Habben Jansen
Hapag-Lloyd-CEO Rolf Habben Jansen (© Jonas Walzberg)

Und wie zum Beweis dafür hängt er die Messlatte in Bezug auf die Fahrplantreue gleich mal ein Stück höher. 90% Pünktlichkeit auf allen Diensten versprechen die beiden Gemini-Partner spätestens ab Mitte des Jahres. Das wäre weit über dem Branchenschnitt, der derzeit bei 50% bis bestenfalls 60% liegt. „Wir können und wollen sogar noch besser sein“, sagte jetzt Habben Jansen auf einem Pressegespräch. Das sei auch intern mit Maersk so vereinbart worden.

Seinen Optimismus bezieht er aus der geplanten Struktur des gemeinsamen Netzwerkes mit Maersk. Analog zu dem im Luftverkehr längst üblichen Hub-and-Spoke-Konzept wurden die Dienste im Ost-West-Verkehr neu konzipiert, die bis Juni komplett etabliert sein sollen.


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Das Grundprinzip: 29 interkontinentale Direktdienste verbinden mit wenigen Zwischenstopps und kurzen Transitzeiten die wichtigen Hubs. Das Kalkül: Je weniger Anläufe, umso geringer das Risiko von Verspätungen. Außerdem haben die beiden Reedereien sogar vereinbart, dass der Verursacher einer Verspätung die daraus resultierenden Zusatzkosten auch beim Partner bezahlen muss.

Gemini setzt auf Fahrplantreue der Mainliner

Zu diesen Mainliner-Diensten kommen 28 „Spokes“ (Speichen). Diese Zubringer-Verbindungen bringen die Ladung aus anderen Häfen zu den Hubs bringen oder verteilen sie von dort aus in die jeweilige Region, ebenfalls auf möglichst direktem Weg. 13 davon fahren in Europa, zehn in Asien, vier im Mittleren Osten und einer in Amerika. „Gerade, weil die Shuttles in den Hubs warten, muss die Pünktlichkeit dieser Hauptdienste noch deutlich höher sein als 90%, um das Ziel am Ende zu erreichen“, sagt Habben Jansen.

Der Anteil der sogenannten Transshipmant-Ladung am gesamten Transportvolumen steigt laut Habben Jansen von zuvor 35% auf etwa 45%. Und das hat Konsequenzen für die deutschen Standorte. Wilhelmshaven soll als einer der Hubs im Gemini-Netzwerk davon profitieren – zu Lasten Hamburgs.

Gemini, Hapag-Lloyd, Maersk
Das Gemini-Netzwerk (© Hapag-Lloyd)

Mehr Transshipment bei Gemini

Denn künftig soll unter anderem die für den Ostseeraum bestimmte Fracht am Jade-Weser-Port und nicht mehr, wie bisher, an den Hamburger Terminals umgeladen werden. Ein Grund: die Shuttle-Schiffe werden deutlich größer (6.000 TEU) und passen damit nicht mehr durch den Nord-Ostsee-Kanal. Aber auch die für das deutsche Hinterland bestimmten Güter sollen künftig eher an Jade und Weser gelöscht werden, um sich die lange und teure Revierfahrt über die Elbe zu sparen. Hamburg bleibt künftig nur jene Ladung, die vor Ort gebraucht oder verschifft wird.

Hapag-Lloyd selbst ist am Containerterminal in Wilhelmshaven seit drei Jahren beteiligt. Als Hub-Alternative in der Nordrange steht Bremerhaven zur Verfügung, wo Maersk in einem Joint Venture mit Eurogate das North Sea Terminal (NTB) betreibt. Auf Redundanz und damit Flexibilität bei möglichen Störungen setzt Gemini auch in anderen Regionen.

Im westlichen Mittelmeer sollen sich die Hubs Tanger Med (Marokko) und Algeciras (Spanien) ergänzen, im östlichen Mittelmeer Damietta und Port Said, in Asien beispielsweise Singapur und der malaysische Hafen Tanjung Pelepas.

Die anderen beiden Allianzen verfahren dagegen auch künftig nach dem „alten“ Konzept, das Direktanläufe in möglichst vielen Häfen vorsieht. Die Kunden hätten dann eben die Wahl, sagt Habben Jansen.Bislang werde der in der Containerschifffahrt neue Ansatz von Gemini aber gut angenommen. „Wir haben eher mehr Anfragen als vorher“, sagt Habben Jansen. Sollte das die versprochene Fahrplantreue erreicht werden, dürften auch andere Wettbewerber versuchen, ähnliche Pünktlichkeitsquoten zu erreichen. „Mit den bekannten Netzwerken wird das aber sehr schwer“, zeigt sich Habben Jansen ganz gelassen. (KF)