Getreideexport, Odessa, Ukraine
Bulker im Hafen von Odessa (© Presidential Office Ukraine)

Nach drei Jahren Krieg liegen die Dry-Bulk-Exporte von Ukraine und Russland leicht unter dem Niveau von 2022. Allerdings entwickeln sich beide Länder unterschiedlich.

Während Aggressor Russland einen Teil seines Massengut-Volumens verloren hat, konnte die überfallene Ukraine ihren Export deutlich steigern. Den Grund dafür sehen Analysten im Küstenkorridor des Landes. [ds_preview]

„In den letzten zwölf Monaten haben sich die Trockenmassentransporte der beiden Länder in völlig entgegengesetzte Richtungen entwickelt“, sagte Filipe Gouveia, Shipping Analysis Manager der Schifffahrtsorganisation Bimco. „Während die Ukraine einen Anstieg der Transporte um 87% gegenüber dem Vorjahr verzeichnete, kam es in zu Russland einen Rückgang um 6%.“ Insgesamt sei das kombinierte Volumen beider Länder im Jahresvergleich um 3% gewachsen.

Küstenkorridor lässt Exporte der Ukraine steigen

Der Hauptgrund für den enormen Anstieg der Transporte der Ukraine liege laut Bimco an der Küste. Seit August 2023 exportiert die Ukraine Dry-Bulk-Transporte über einen Küstenkorridor, und trotz russischer Angriffe auf Schiffe im September und Oktober 2023 hat sich dies als wirksame Lösung erwiesen. Dennoch bleiben die Volumina laut Bimco 36% niedriger als vor Kriegsbeginn.

In den ersten beiden Kriegsjahren waren die russischen Lieferungen weniger betroffen und nahmen aufgrund stärkerer Düngemittel- und Getreideexporte sogar zu. In 2024 sind die Exporte jedoch zurückgegangen, da die Kohlelieferungen im Jahresvergleich um 11% und die Getreidelieferungen um 2% abfielen. Russische Kohle allein mache bereits 50% der kombinierten Lieferungen aus Russland und der Ukraine aus, teilte die Bimco mit.

Profitiert haben von dieser Entwicklung vor allem Schiffe im Panamax- und Supramax-Segment. Die Capesize-Nachfrage blieb allerdings hinter dem Vorkriegsniveau zurück. Seit August 2022 wurde russische Kohle, die zuvor aus Häfen in der Arktis, der Ostsee und dem Schwarzen Meer nach Europa exportiert wurde, nach Indien, China und in die Türkei umgeleitet, was die Fahrdistanzen verlängerte. Auch die durchschnittlichen Entfernungen für russische Düngemittel- und Getreideladungen stiegen aufgrund der Zunahme der Lieferungen nach Asien und Südamerika.

Kürzere Wege für ukrainische Exporte

Umgekehrt haben sich die Schiffsentfernungen für ukrainische Lieferungen seit Kriegsbeginn verkürzt. Ein wesentlicher Grund hierfür war der Rückgang der Eisenerzlieferungen. Darüber hinaus haben sich die durchschnittlichen Entfernungen für ukrainisches Getreide verringert, da Lieferungen ins Mittelmeer die Lieferungen nach Asien weitgehend ersetzt haben.

„Mittelfristig könnten die ukrainischen Lieferungen zunehmen, insbesondere wenn der Krieg zu Ende geht, während die russischen Lieferungen weiter zurückgehen könnten“, schloss Gouveia. „China ist der größte Zielmarkt für russische Kohle und seine Importnachfrage nimmt ab, da das Land die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausbaut. Darüber hinaus steht russische Kohle in Konkurrenz zu Indonesien und Australien.“

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine jährt sich bereits zum dritten Mal. Zuletzt mischten sich die Vereinigten Staaten unter Führung von Donald Trump wieder vermehrt ins Geschehen ein: Trump forderte unter anderem eine Gegenleistung der Ukraine für die Lieferung von Waffen, während er gleichzeitig Präsident Selenskyj seine Legitimität absprach.