Ist das Rote Meer nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas wieder sicher für die Schifffahrt? Wann kehren die Containerlinien zurück? Nach Ansicht eines hochrangigen Reedereivertreters dürfte das noch etwas dauern.

Der Vorsitzende der taiwanesischen Reederei Yang Ming Marine Transport, Feng-Ming Tsai, meint, dass die Linienreedereien frühestens im Mai in den Suezkanal zurückkehren werden.[ds_preview]

In seiner Rede auf dem chinesischen Neujahrsfest des chinesischen Reedereiverbands (National Association of Chinese Shipowners) sagte Tsai, dass Israel und die Hamas zwar am 19. Januar einen Waffenstillstand geschlossen hätten, die Schifffahrtsunternehmen die Situation aber weiterhin beobachten würden, um zu sehen, ob sich der Frieden durchsetzen werde. Zu den Entwicklungen infolge des Krieges gehört auch, dass die jemenitische Huthi-Miliz, wie die Hamas ein Verbündeter des Iran, immer wieder Schiffe im Roten Meer angegriffen hat.

„Selbst wenn der Krieg in den nächsten 60 Tagen beendet wird, wird es mindestens drei weitere Monate dauern, bis sich Angebot und Nachfrage normalisiert haben. Jede Entscheidung über eine Rückkehr ins Rote Meer muss von den Bündnispartnern getroffen werden“, so Tsai weiter. Yang Ming gehört zur Premier Alliance, die sich nach der Neuordnung der Allianzstruktur gebildet hat. Nach dem Ausstieg der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd besteht sie aus Yang Ming, ONE und HMM – mit Branchenprimus MSC als Kooperationspartner.

Tsai meint, dass das Jahr 2025 eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich bringen könnte, einschließlich möglicher Überkapazitäten, wenn die Suez-Überfahrten wieder aufgenommen werden. Auch die Zölle von US-Präsident Donald Trump auf chinesische Importe sorgen für Unsicherheiten in der globalen Lieferkette. Zudem stehe der Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas weiterhin auf wackligen Beinen, da beide Seiten bis zum 1. März in mehreren Phasen palästinensische Gefangene und israelische Geiseln austauschen.

„Die erste Jahreshälfte muss mit Vorsicht betrachtet werden. Die Branche wird die künftige Flottenaufteilung und Routenplanung genau beobachten. Wenn die Krise im Roten Meer gelöst ist und das Angebot an Schiffen die Nachfrage übersteigt, wird jeder über die Auswirkungen auf die Frachtraten spekulieren. Wie die Reedereien darauf reagieren und sich auf die Frachtratenschwankungen einstellen, wird die gesamten Marktveränderungen beeinflussen. Die Sicherheit wird der Schlüsselfaktor für eine Rückkehr zum Roten Meer sein“, betonte er.

Die Reederei würden die politischen Veränderungen weiter beobachten. Selbst nach dem Ende des Krieges zwischen Israel und Palästina werde die Geopolitik die folgenden drei Monate beeinflussen. In Bezug auf die Handelsspannungen zwischen den USA und China geht er davon aus, dass die Regierung Trump weitere Maßnahmen einführen werde. Er führte aus: „2025 wird ein sehr herausforderndes Jahr für Schifffahrtsunternehmen sein, daher können sie auf die sich ständig ändernden Situationen nur reagieren, indem sie konstant bleiben.“       (PL)