
Nach zwei schwachen Jahren ist der Güterumschlag der deutschen Seehäfen in 2024 um 2,3% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Insgesamt wurden 274 Mio. t Güter umgeschlagen.
Trotz der positiven Entwicklung bleibt das Ergebnis aber noch weit hinter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 mit 295,5 Mio. t zurück – eine Differenz von 6,7%.[ds_preview]
Der umschlagstärkste deutsche Seehafen war erneut Hamburg mit 97,0 Mio. t, was allerdings einem Rückgang von -2,6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bremerhaven (42,5 Mio. t, +8,6%) und Wilhelmshaven (34,5 Mio. t, +15,7%) konnten ihr Ergebnis hingegen deutlich verbessern. Rostock verzeichnete mit 23,2 Mio. t und -2,8% ebenfalls einen Rückgang.
„Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Lage haben die deutschen Seehäfen ein gutes Ergebnis erzielen können“, sagte Angela Titzrath, Präsidentin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). „Es zeigt sich, dass Deutschland mit seiner vielfältigen Hafenlandschaft gut aufgestellt ist, um den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht zu werden. Die Zahlen unterstreichen eindrucksvoll einmal mehr die zentrale Rolle der Seehäfen für die Gesamtwirtschaft.“
Der Umschlag der vergangenen Jahre seien primär durch die Corona-Pandemie sowie vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinflusst worden. Dennoch sei zu erwarten, dass der Waren- und Passagierverkehr weiterwachsen werde. „Deshalb ist der Ausbau von Bahn, Straßen, Wasserstraßen und Pipelines heute wichtiger denn je“, so Titzrath weiter. „In einem Land mit komplexen Genehmigungsverfahren wäre es fatal, nicht frühzeitig zu handeln. Das gilt für die etablierten Warenverkehre, aber besonders auch für neue Herausforderungen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien – etwa den Transport von Windenergieanlagen oder den Import von Wasserstoffderivaten. Es ist richtig und wichtig, dass der Bund nun in die Infrastrukturen und Verteidigung investieren will. Nur so lassen sich die logistischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte bewältigen.“
USA bedeutendster Handelspartner
Wichtigstes Partnerland im Seehandel 2024 waren laut Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) wie bereits 2023 die USA mit einem Güterumschlag von 29,8 Mio. t. Damit wuchs der Seehandel mit den USA im Vorjahresvergleich deutlich um 6,7%. In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner im Seeverkehr 2024 folgten Norwegen (25,8 Mio. t; +2,6% zum Vorjahr), Schweden (23,8 Mio. t; +3,3%) und China (19,1 Mio. t; -4,9%). Insgesamt entfielen mehr als zwei Fünftel (13,7 Mio. t) des Güterumschlags mit den USA auf den Import fossiler Energieträger.
Über 40 Mio. t fossile Energieträger
In den deutschen Seehäfen gingen im Jahr 2024 insgesamt 40,1 Mio. t Kohle, Erdöl und Erdgas aus dem Ausland ein, das waren 5,6% mehr als im Jahr 2023. Bereits 2023 war der Seehandel mit fossilen Energieträgern markant gestiegen (+5,6% gegenüber 2022). Allerdings zeigten sich auch 2024 unterschiedliche Entwicklungen bei den einzelnen Energieträgern: Laut Destatis ging der Empfang von Kohle erneut zurück, und zwar um 8,0% gegenüber dem Vorjahr auf 6,7 Mio. t. Demgegenüber nahm der Empfang von Erdöl um 9,7% auf 28,5 Mio. t zu. Der Empfang von Erdgas (vornehmlich Flüssiggas), der sich im Zuge der Energiekrise nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine von 317.000 t im Jahr 2022 auf 4,8 Mio. t im Jahr 2023 vervielfacht hatte, wuchs 2024 weiter, und zwar um 4,0% auf 5,0 Mio. t.
Das mit Abstand wichtigste Lieferland für Erdgas im Jahr 2024 waren die USA mit 4,3 Mio. t, gefolgt von Norwegen (294.000 t) und Angola (137.000 t). Beim Empfang von Erdöl waren Norwegen (7,7 Mio. t), die USA (7,4 Mio. t) und Großbritannien (4,6 Mio. t) die wichtigsten Lieferländer.
China dominiert im Containerverkehr
Der Containerumschlag der deutschen Seehäfen lag im Jahr 2024 mit 13,3 Mio. TEU um 4,9% über dem Vorjahreswert (12,7 Mio. TEU). Das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 von 15,0 Mio. TEU wurde damit noch nicht wieder erreicht. Knapp ein Fünftel (2,6 Mio. TEU) des deutschen Containerumschlags entfiel 2024 auf China, gefolgt von den USA mit knapp einem Zehntel (1,3 Mio. TEU). Der Containerhandel mit China wuchs dabei um moderate 0,8%, während er mit den USA rückläufig war (-3,0%). Der deutsche Containerumschlag mit den Partnerländern der Europäischen Union (3,6 Mio. TEU) wuchs dagegen deutlich um 17,7% gegenüber 2023 (3,1 Mio. TEU) und machte nun mehr als ein Viertel des Containerhandels der deutschen Seehäfen aus.