
Immer mehr internationale Reedereien verlassen Hongkong oder planen dies. Die Reedereibesitzer befürchten mögliche US-Sanktionen.
Die USA prüfen verstärkte Maßnahmen gegen chinesische Schifffahrtsunternehmen. Bereits im September warnte Washington vor vermeintlichen wirtschaftlichen Risiken in Hongkong. Zudem plant die US-Regierung hohe Hafenentgelte für chinesische Reedereien. [ds_preview]
Die Stadt gilt als ein wichtiges Schifffahrtszentrum. Laut dem Londoner Bewertungsunternehmen VesselsValue liegt die HK-Flagge weltweit auf Platz 8. Doch seit 2021 nimmt die Zahl registrierter Schiffe ab. Von 2.580 Seeschiffen im Jahr 2020 sank die Zahl bis Januar 2024 auf nur noch 2.366.
Möglicher Konfliktfall mit Taiwan
Bei einem möglichen militärischen Konflikt zwischen China und Taiwan würde die USA den Inselstaat höchstwahrscheinlich verteidigen, da dies in ihrem geopolitischen Interesse liegt. China betrachtet Taiwan als Teil seines Staatsgebiets und könnte versuchen, die Insel gewaltsam zu erobern. In diesem Fall müsste Peking auf seine Handelsflotte zurückgreifen, um Truppen und Nachschub zu transportieren.
Bereits seit 2015 müssen nach staatlichen Vorgaben bestimmte chinesische Schiffe militärisch nutzbar sein. Internationale Reedereien fürchten, dass Hongkong-registrierte Schiffe für militärische Zwecke von China beschlagnahmt oder von den USA sanktioniert werden könnten. Einige verlagern deshalb ihre Flotten in neutralere Länder wie Singapur oder die Marshallinseln. Die USA verschärfen parallel dazu Maßnahmen gegen chinesische Reedereien, um den aus ihrer Sicht zu großen Einfluss Chinas auf die globale Schifffahrt einzudämmen.
Zukunft Hongkongs ist ungewiss
Die Regierung Hongkongs verweist auf Steuererleichterungen und Subventionen zur Förderung des Standortes. Laut der Regierung gibt es keine Handhabe Chinas zur Beschlagnahmung von Schiffen.
Taylor Maritime, ein Reederei mit Wurzeln in Hongkong, hat bereits Teile seiner Aktivitäten nach Singapur verlagert. Pacific Basin Shipping mit einer Flotte von 110 Massengutfrachtern, ist dabei, Notfallpläne zu entwickeln und will im Krisenfall oder bei Sanktionen Schiffe umflaggen.
Trotz der geopolitischen Risiken und der Abwanderung einiger Reedereien gilt die Sonderverwaltungszone weiterhin als wichtiger Schifffahrtsstandort. Branchenexperten betonen, dass die Stadt aufgrund ihrer strategischen Lage, ihres Finanzsektors und ihrer maritimen Infrastruktur für die globale Schifffahrt von Bedeutung bleibt. Zudem bietet Hongkong Steuervergünstigungen, ein etabliertes Rechtssystem und enge wirtschaftliche Verbindungen zu China, was für viele Unternehmen weiterhin attraktiv ist.
Die USA besitzen hingegen eine kleine Handelsflotte, wollen diese aber mit Unterstützung südkoreanischer Werften ausbauen. Die Regierung unter Donald Trump plant, eine Schiffbaubehörde einzurichten und eine stärkere Kontrolle über kritische Hafeninfrastruktur wie zum Beispiel den Panamakanal auszuüben. (rup)