
Das ausgebrannte deutsche Containerschiff „Solong“ wird für weitere Inspektionen und Bergungsarbeiten ins schottische Aberdeen geschleppt.
Wie die britische Küstenwache mitteilt, wird der 140 m lange Frachter (812 TEU, Baujahr 2005) von einem Schlepper bis an seinen Zielort gezogen und von einem zweiten Spezialschiff zwecks Verhütung von Umweltverunreinigungen begleitet. Die Ankunft im mehr als 450 km vom Unglücksort vor der Küste Yorkshires entfernten Aberdeen soll noch Ende dieser Woche erfolgen.
Was mit der mehrheitlich zur Flotteninvestmentfirma Ernst Russ und technisch von der in Schleswig-Holstein ansässigen Reederei Köpping betreuten „Solong“ passieren soll, ist noch unklar. Wie Fotos und Filmaufnahmen des ausgebrannten Feeder-Containerschiffs erahnen lassen, handelt es sich um einen „Totalverlust“. Das geht aus einem Eintrag in der offiziellen europäischen Schiffsdatenbank Equasis hervor, die von der Schifffahrtsverwaltung des französischen Ministeriums für Transport betrieben wird.
Auch die getroffenen Bergungsvereinbarungen für das Schiff deuten auf Totalverlust hin. So haben die Eigner der „Solong“ eine Lloyd’s Open Form (LOF, „No cure, no gain“) mit einem Konsortium bestehend aus T&T Salvage LLC, Multraship Salvage und Boluda Towage gezeichnet.
Die Dienstleister haben die sogenannte SCOPIC-Klausel (Special Compensation P&I Club Clause) in der LOF aktiviert, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn nicht mit geretteten Werten in ausreichender Höhe gerechnet wird, um die Bergung zu bezahlen. Damit würde sich als nächstes die Frage stellen, wo und wie die „Solong‘“ abgewrackt bzw. recycelt werden soll. Möglicherweise wurde der Offshore-Hafen Aberdeen schon mit Blick auf diese Aufgabe ausgewählt.
Das deutsche Containerschiff, das in Charter des Shortsea-Carriers Samskip zwischen Hull, Grangemouth und Rotterdam fuhr, hatte Anfang März den schwedischen Tanker „Stena Immaculate“ (49.729 tdw, Baujahr 2017) vor der Humber-Mündung an der englischen Ostküste gerammt.
Ein Crewmitglied der „Solong“ kam ums Leben, der Kapitän des Schiffes wurde festgenommen. Der Schaden an der „Stena Immaculate“ hält sich im Gegensatz dazu offenbar in Grenzen. Der Tanker befindet sich weiter in „einem stabilen Zustand“ am Ort der Kollision. Die von Smit Salvage geleiteten Bergungsarbeiten dauern an. (mph)