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Herr Matter, wie ist es aktuell um Indiens Häfen bestellt?

Dirk Matter: Ein Problem besteht bei den großen[ds_preview] Hafenanlagen in Indien darin, dass sie überwiegend in den Zuständigkeitsbereich der Lokalregierungen fallen. Dort sind oftmals militante Gewerkschaften und überkommene Organisationsstrukturen fest etabliert. Die Gebühren richten sich beispielsweise nach den Liegezeiten und nicht nach dem Containerumschlag. Daher haben die Betreiber ein Interesse daran, dass die Schiffe möglichst lange im Hafen liegen. In Folge davon machen die großen Containerschiffe eher ein Bogen um Indien. Man könnte sagen, dass die wichtigsten Häfen für Indien außerhalb des Landes liegen, in Colombo oder Singapur.

Sehen Sie Möglichkeiten, dass sich dies in absehbarer Zeit ändert?

Matter: Das ist sehr wohl möglich. Noch vor kurzem galten die großen indischen Flughäfen als heruntergekommen und nicht leistungsfähig. Jetzt werden einige privat betrieben. Die neuen Großflughäfen in Mumbai und Delhi sind nicht nur supermodern, sondern auch der Service stimmt. Wenn sich ähnliche Strukturen in der Hafenwirtschaft durchsetzen, kann man auch in Indien leistungsfähige Häfen betreiben.

Und wie schätzen Sie die Perspektiven des Schiffbaus in Indien ein?

Matter: Das Problem der Werften ist, dass es noch kein umfassendes Zuliefernetzwerk gibt. Viele Teile, wie Leitstände oder Elektrotechnik, müssen fast komplett importiert werden. Auch hier ist vieles in Staatshand und daher schwerfällig und verschlossen. Aber auch im Bereich der Werften gibt es Ansätze für privat betriebene Firmen, die den Wettbewerb anregen könnten.