Print Friendly, PDF & Email

Jan Rönnfeld, Hauptgeschäftsführer Deutsch-Indonesische Industrie- und Handelskammer
Die Ausbaupläne Indonesiens für den maritimen Sektor sind sehr ehrgeizig. Doch wie passen Werbung um ausländische Investitionen und Technologie[ds_preview] mit den erschwerten Bedingungen für ausländische Unternehmen zusammen?

Rönnfeld:

Indonesien ist sicher kein einfacher Markt, insbesondere der Markteintritt gestaltet sich leider oft etwas mühsam und langsamer als in den Nachbarländern. Aber Indonesien ist aufgrund seiner Größe, geographischen Lage und seines Wachstumspotential ein strategischer Markt. Insbesondere im maritimen Sektor.

Um das Investitionsklima zu verbessern und die nötigen Infrastrukturinvestitionen vorantreiben zu können, sind sicherlich weitere Anstrengungen durch die Regierung nötig. Insbesondere Deregulierungen und Berechenbarkeit müssen deutlich verbessert werden. Doch die Bemühungen der vergangenen Jahre zeigen bereits Erfolge. In der Klassifizierung der Weltbank »Doing Business 2015« rangiert Indonesien auf Platz 114, während es in 2013 noch den 128. und in 2014 den 120. Rang inne hatte. Ein weiterer Indikator sind die gut 30Mrd. $ ausländische Direktinvestitionen, die jedes Jahr ins Land fließen und damit deutlich höher als in jedem anderen südostasiatischem Land sind.

Letztendlich ist für Unternehmen das Risiko-Profit-Verhältnis entscheidend. In diesem Zusammenhang bedeuten höhere Markteintrittsbarrieren in der Regel auch weniger Konkurrenz und damit höhere Gewinnmargen.

Welche Bereiche des maritimen Programms sind für deutsche Unternehmen besonders interessant?

Rönnfeld:

Die nationale Zulieferindustrie für den Schiffbau soll Schritt für Schritt aufgebaut werden. Auch die Offshore-Industrie im Energiesektor erwartet hohe Wachstumsraten aufgrund der global wachsenden Nachfrage. Da so gut wie keine nationale Zulieferindustrie und kein nennenswerter Maschinenbau existieren, ergeben sich vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Zu beachten ist jedoch, dass die Regierung dem Aufbau lokaler Kapazitäten und Wertschöpfungen großen Wert beimisst, d.h. Importe sollen mittel- bis langfristig durch lokal angesiedelte Produktion ersetzt werden.

Wie wirken sich dabei die verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der ANLASSE-Gruppe aus?

Rönnfeld:

Bereits heute ist Singapur der größter Investor in Indonesien. Auf Platz 3 folgt nach Japan als weiteres ANLASSE-Mitgliedsland Malaysia. Es ist zu erwarten, dass mit dem Inkrafttreten der ASEAN Economic Community (AEC), d.h. des gemeinsamen Wirtschaftsraums der ASEAN-Mitgliedsstaaten, ab 2016 der ASEAN-interne Handel einen weiteren Wachstumsschub erhalten wird. Davon wird langfristig insbesondere Indonesien profitieren, das sich wegen seiner Größe und Bedeutung innerhalb der Region – ca. 40% der gesamten Bevölkerung und der Wirtschaftsleistung der ASEAN entfallen auf Indonesien – als Produktionsbasis und Ausgangspunkt für die Bearbeitung des Marktes empfiehlt.
Thomas Kiefer