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Fusionen und Übernahmen nehmen in der Containerschifffahrt zu. Für die Allianzen bedeutet das nur mittelfristig Veränderungen. Weitere große Konsolidierungsschritte könnten auf sich warten lassen.
Lange war eine entscheidende Konsolidierung in der Branche erwartet worden. Nach der Übernahme der chilenischen CCNI durch Hamburg Süd sowie[ds_preview] der ebenfalls chilenischen CSAV durch Deutschlands größte Linienreederei Hapag-Lloyd und dem lang ersehnten Börsengang des nun X-platzierten Akteurs auf dem Weltmarkt ist nun in den Top 15 Bewegung gekommen. Die französische CMA CGM, Nr. 3 der Welt, übernimmt von Singapurs Staatskonzern Temasek die NOL-Gruppe, inklusive der Reederei APL, mit 2,6% Marktanteil auf Rang 13. Die Franzosen setzen damit ihre Einkaufstour konsequent fort – zuletzt war die deutsche Shortsea-Reederei OPDR übernommen worden. Jetzt folgt also eine größere Marke.

Damit hat das Marseiller Unternehmen laut Alphaliner künftig einen Marktanteil von 11,5% und schließt zu den Banchenführern Maersk Line (14,7%) und MSC (13,3%) auf. Die Übernahme steht allerdings ebenso noch unter Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen wie eine Großfusion in Fernost – die Ende 2015 in China offiziell angeordnete Zusammenlegung von COSCO und CSCL, die Nr. 6 mit 4,2% und Nr. 7 mit 3,4%) im Markt. Der »neue« Carrier würde zur Nummer 4 aufsteigen und Hapag-Lloyd auf Rang 5 verdrängen. Als Resultat der beiden Transaktionen wächst der Anteil der Top 5 von derzeit 47% auf 53%.

Verändern wird sich neben der Marktmacht der einzelnen Carrier auch das Bild der maßgeblichen Allianzen. Verschiebungen sind vorherbestimmt – nur das »Wie« scheint noch nicht abschließend geklärt. Stabil bleibt zumindest das »2M«-Projekt von Maersk und MSC.

Bei der »Ocean Three«-Allianz dürfte es hingegen größere Veränderungen geben. Zum Einen stößt nun nach dem Willen der Franzosen die Tonnage von APL hinzu. Der Marktanteil von »O3« würde sich danach auf 17% erhöhen. Allerdings hat die Konkurrenz von der »G6« – Mitglieder sind Hapag-Lloyd, Hyundai Merchant Marine (HMM), MOL, NYK, OOCL und eben derzeit noch APL mit 14% Anteil an der Allianz – bereits angekündigt, dass sich bis Ende des Jahres nichts an der Konstellation ändert. Man wartet die Genehmigung der Übernahme durch CMA CGM ab. Aus dem »G6«-Kreis ist jedoch zu hören, dass man sich künftig auf eine »G5« einstellt.

Für »O3« ist darüber hinaus die angekündigte Fusion von COSCO und CSCL bedeutend. Aktuell bringt CSCL seine Marktanteile in die Allianz ein. COSCO hingegen ist Mitglied von CKYHE, zu der noch »K« Line, Yang Ming, Hanjin und Evergreen zählen.

Angekündigt wurde bereits, dass die einzelnen Sparten zwischen CSCL und COSCO aufgeteilt werden sollen. COSCO übernimmt im Rahmen der Integration unter anderem die Containerschiffsflotte. Entsprechend ist es nicht unwahrscheinlich, dass die neufusionierte Reederei nach dem Zusammengehen die CKYHE-Mitgliedschaft von COSCO fortsetzt. Die Allianz würde dann knapp 20% der Weltflotte umfassen und als drittgrößte Kooperation auftreten.

Wie auch immer die Verschiebungen letztlich ausgehen, nicht auszuschließen ist wohl, dass sich die Konzentration auf dem Chartermarkt zu Ungunsten der Trampreeder auswirkt. Nach Berechnungen von Ernst Russ Shipbroker betreiben die vier großen Allianzen ihre Flotten mit rund 50% Chartertonnage, die sie bei 142 Commercial Managern/Pools einchartern, hinter denen wiederum 272 Trampreeder stehen. Deren Abnehmerkreis reduziert sich weiter, wodurch der Wettbewerb noch härter wird.

Mittelfristig ist eine Erholung denkbar, etwa wenn die Konsolidierung zu besseren Bilanzen der Carrier führt und diese dann auch wieder höhere Raten zahlen (könnten). Kurzfristig aber sehe es anders aus, heißt es. »Es ist durchaus denkbar, dass die Linien ihre Flotten noch effektiver auslasten können. Im Ergebnis könnten wir mehr kurzfristige Beschäftigungen oder eine Reduzierung im Chartergeschäft sehen«, sagt ein Makler.

Trotz der nach wie vor schwierigen Situation einiger Linienreedereien ist nicht sicher, ob es weitere große Konzentrationsprojekte geben wird. Man müsse schon das eigene Portfolio intelligent ergänzen, das sei mittlerweile allerdings schwierig, weil die allermeisten der großen Carrier zu viele Überschneidungen im Geschäft hätten, sagt ein Verantwortlicher aus einer der Top-Reedereien. Von drei Marktführern ist in naher Zukunft nicht viel zu erwarten. Maersk und MSC haben bereits verlauten lassen, dass man vor allem organisch wachsen wolle. Rodolphe Saadé sagte nach der Ankündigung der NOL-Übernahme, dass CMA CGM erst einmal diesen Schritt und die Integration der Geschäfte verdauen müsse.

Möglich scheint dagegen eine weitere staatlich motivierte Fusion: die von Hanjin und HMM in Südkorea. Aus den Nr. 9 und Nr. 17 würde mit 5 % Weltmarktanteil eine neue Nummer 5 hinter COSCO/CSCL, wodurch Hapag-Lloyd abermals um einen Rang auf Platz 6 zurückfallen würde. In welcher Form sich eine koreanische Fusion auf die Allianz-Struktur auswirkt, ist noch unklar, da noch nicht absehbar ist, ob der fusionierte Akteur Teil von G6/G5 oder von CKYHE werden würde.
Michael Meyer