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Die Frage nach der nächsten Übernahme oder[ds_preview] Fusion bewegt die gesamte Schifffahrt. In Taiwan kam jetzt für die Reederei Yang Ming ein neuer Vorschlag auf: Der Zusammenschluss mit einem Hafenbetreiber.

Ein Parlamentsabgeordneter der Regierungspartei DPP forderte in einer Ausschusssitzung das Transportministerium auf, eine Fusion der Containerreederei mit Taiwan International Port Corp. (TIPC) ins Auge zu fassen. Wie die »Taipeh Times« berichtet, sollte es in der Sitzung eigentlich um die Hafenfinanzierung gehen, jedoch drehte sich die Debatte vornehmlich um die dringend nötige Unterstützung von Yang Ming. Das Unternehmen hatte erst kürzlich für die ersten drei Quartale einen Verlust von 144 Mio. $ gemeldet. Weil auch die größte taiwanesische Linienreederei Evergreen ein großes Minus erwirtschaftete (230 Mio. $), sah sich die Regierung veranlasst, ein milliardenschweres Hilfsprogramm zu planen.

»Fusion mit Evergreen schwierig«

Evergreen, Taiwan
Eine Fusion von Yang Ming mit Taiwans größter Linienreederei Evergreen wird als unwahrscheinlich betrachtet (Foto: Wikipedia)

Der Abgeordnete Chen Ou-po stellte sich nun gegen diese Pläne, da die Finanzlücke zu groß sei. Vielmehr sprach er sich für eine Fusion mit TIPC aus und berief sich auf ähnliche Konstellationen in anderen Ländern.

Ein Zusammenschluss mit Evergreen hält der DPP-Politiker hingegen für schwierig, da dies ein privates Unternehmen sei, während Yang Ming zu 33% dem Staat gehöre. TIPC sei ebenfalls in öffentlicher Hand, was die Sache vereinfache. Seit 2009 fahre Yang Ming nun schon Verluste ein, daher sollte das Management gehen und die Geschicke der Reederei in die Hände der Regierung legen, so Chen Ou-po weiter.

Yang Ming rangiert nach Angaben des Branchendienstes Alphaliner mit 2,7% Marktanteil und einer Transportkapazität von 566.000 TEU auf Rang 9 der weltweiten Containerreedereien – zumindest wenn Hamburg Süd noch als eigenständiger Akteur gezählt wird. Taiwans größter Player Evergreen liegt bis zum Abschluss der Fusion von Hapag-Lloyd und UASC auf Rang 5, mit 994.000 TEU Kapazität und 4,8% Marktanteil.

Entschädigung von Südkorea gefordert

Die Bemühungen der DPP zum Stopfen der Finanzlöcher machen nicht an der nationalen Grenze halt. Chen Ou-po‘s Parteikollege und Abgeordneter Cheng Yu-peng forderte die Regierung auf, eine Entschädigung von Südkorea dafür zu fordern, dass Taiwans Schifffahrtsunternehmen durch die Pleite der koreanischen Hanjin-Reederei finanzielle Verluste erlitten hätten.

Spekulationen um Kandidaten

Wan Hai
Wan Hai gilt in der Branche als relativ gut aufgestellte Reederei (Foto: Thomas Wägener)

Unabhängig von den politischen Forderungen brodelt die Gerüchteküche in der Branche weiter. Die Frage, wer nach Hamburg Süd der nächste Übernahmekandidat sein wird, bleibt aber vorerst unbeantwortet. Maersk und der deutsche Mischkonzern Oetker hatten sich erst letzte Woche über eine Übernahme von dessen Tochterunternehmen geeinigt.

Nach den veröffentlichten Plänen zur Fusion der Containersparten von Japans Top-Reedereien NYK, MOL und K Line wurden zuletzt die israelische Zim Line oder OOCL ins Gespräch gebracht. Taiwans Nr. 3 Wan Hai gilt hingegen nicht als zwingend rettungs- oder konsolidierungsbedürftig. Mit einem starken regionalen Fokus kann die Reederei derzeit verhältnismäßig gut bestehen, wies für die ersten drei Quartale sogar einen kleinen Gewinn von 2 Mio. $ aus.

Zim ließ bereits verlauten, dass man sich nach dem Rückzug aus den großen Verkehren inzwischen sehr gut aufgestellt sehe. Auch gilt der starke Einfluss der israelischen Regierung als Hemmschuh für interessierte Player. Die Hongkong-Reederei OOCL wird mit Evergreen in Verbindung gebracht.