Die Bremer Zeaborn-Gruppe übernimmt die Rickmers-Linie aus Hamburg einschließlich Nordana Projects. Zu Kaufpreis und weiteren Details herrscht Stillschweigen.
Die Verträge wurden nach monatelangen Vorgesprächen unterzeichnet, teilte Zeaborn mit. Die 2013 gegründete Reederei setzt damit ihren Expansionskurs fort und wird endgültig zu einem Schwergewicht in der weltweiten Projektfahrt.
Die Übernahme umfasst[ds_preview] das Personal, die Vermögensgegenstände, darunter die Tochtergesellschaften und Niederlassungen der Rickmers-Linie, sowie alle bestehenden Charter-Verträge. Neben dem Geschäft der Rickmers-Linie übernimmt Zeaborn auch den Geschäftsbetrieb der MCC Marine Consulting & Contracting, die als Bunker- und Charter-Broker tätig ist.
Bertram R.C. Rickmers bleibt »privat« als Minderheitsgesellschafter an der neuen Eigentümergesellschaft beteiligt, heißt es. Die finanzierenden Banken der Rickmers-Gruppe hätten bereits zugestimmt, der Vollzug der Transaktion stehe aber noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe.
Zusammen verfügen Zeaborn und die Rickmers-Linie (mit NPC und MCC) künftig über ein Team von fast 200 Mitarbeitern und eine kombinierte Flotte von rund 50 Mehrzweckschiffen mit einer Tragfähigkeit zwischen 7.500 und 30.000 dwt bei einer kombinierten Kran-Hebekapazität von bis zu 700 t. Nicht zum Paket gehören die neun MPP-Schiffe von Rickmers, die im Vermögen der Hamburger Unternehmensgruppe bleiben.
Wachstum bei Zeaborn
Zeaborn, hinter der der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech mit 90% der Anteile steht, hatte im vergangenen Jahr die Ahrensburger HC-Gruppe mit 14 MPP-Schiffen übernommen. Zuvor hatten die Bremer eine Kooperation mit Carisbrooke Shipping besiegelt und weitere 16 MPP-Schiffe ins Management übernommen.
Insgesamt zählte die von Bremen aus gesteuerte Flotte vor der Rickmers-Übernahme 34 Einheiten. Zudem ist Zeaborn seit Januar 2015 über eine 50-%-Beteiligung an EMS ConBulk in der Befrachtung aktiv. Erst im Oktober hieß es anlässlich von Neubau-Problemen einer beauftragten Bauwerft von Zeaborn, der Wachstumskurs solle fortgesetzt werden – weitere Beteiligungen und Übernahmen seien denkbar.
»Mit dem Wachstum unserer Flotte standen wir vor der Herausforderung, eine globale Organisation aufzubauen. Insofern war es ein Glücksfall, dass die Rickmers-Linie zur Disposition stand«, sagte Jan Hendrik Többe, geschäftsführender Gesellschafter von Zeaborn.
Zeaborn erhält weltweites Netzwerk
Neben den Schiffen erhält Zeaborn durch die Übernahme von 15 Rickmers-Standorten weltweit sowie des bestehenden weltweiten Agentur-Netzwerks ein globales Setup, das der Bremer Reederei nach eigenen Angaben bislang fehlte.
Neben den globalen Diensten der Linie stelle Nordana (NPC Projects A/S) eine perfekte Ergänzung und Erweiterung des bestehenden Trampgeschäfts bei Zeaborn dar. »In dieser einzigartigen Konstellation können wir unseren Kunden nun noch individuellere und maßgeschneiderte Transportlösungen anbieten«, so Ove Meyer, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter von Zeaborn. Die Rickmers-Linie hatte Nordana selbst erst im Sommer 2016 übernommen.
»Mit Zeaborn haben wir die richtigen Partner, um in der aktuell schwierigen Marktsituation die Konsolidierung der Schwergut-Schifffahrt aktiv zu gestalten«, erklärte Ulrich Ulrichs, CEO der Rickmers-Linie. Die Hamburger Reederei hatte bislang einen starken Fokus auf weltweite Liniendienste gelegt. Im Zuge der Krise war dieses Geschäft zunehmend schwieriger geworden, weshalb man schon im vergangenen Jahr von einer »Anpassung des Liner-Konzept« sprach.
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Die Rickmers-Gruppe will sich nach eigenen Angaben künftig auf die Aktivitäten der verbleibenden zwei Segmente Maritime Assets (Schiffe, Finanzierungen, Chartering) und Maritime Services (Schiffsmanagement) konzentrieren.
Rickmers-Linie in Not
Die Rickmers-Linie war eine Tochtergesellschaft der Hamburger Rickmers-Gruppe, die von Bertram Rickmers geführt wird. Die Gruppe insgesamt ist von der Schifffahrtskrise schwer getroffen. Der in Singapur ansässige Rickmers Maritime Trust (RMT) braucht eine umfassende Sanierung. Allerdings sind bisherige Konzepte von den Anteilseignern und Gläubigern bislang abgelehnt worden. Offiziell heißt es, dass die Rickmers Holding AG mitsamt ihrer Tochtergesellschaften nicht betroffen sei. Welche Folgen die Entwicklung hat, ist jedoch noch nicht abzusehen.
Für die ersten drei Quartale 2016 hatte die Gruppe einen Umsatzrückgang von 15,8% auf 254,4 Mio. € gemeldet. Das EBITDA sank um 25% auf 147,1 Mio. €. Die Rickmers-Linie schnitt sogar unterdurchschnittlich ab: Der Umsatz schrumpfte um 22% auf 102 Mio. €, das EBITDA rutschte nach einem Plus von 2 Mio. € im Vergleichszeitraum 2015 mit -7,2 Mio. € in die roten Zahlen.
Die Bilanz für das Gesamtjahr 2016 soll am 16. Februar vorgelegt werden.