Schiffahrt zwischen Unvernunft und nationalen Egoismen – beim zehnten BDO Arbicon Schifffahrtsforum in Oldenburg gibt es klare Forderungen an die maritime Branche und die Politik. Eine Idee: europäische Abwrackwerften.
Vor Experten aus Wirtschaft und Politik forderte Valerie Wilm[ds_preview]s (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Bundestagsausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur, »endlich neue Wege«, um die anhaltende Krise zu meistern. Eine große Chance zur Unterbindung des erbitterten Steuerwettbewerbs innerhalb der EU biete die europaweite Harmonisierung der Tonnagesteuer. »Wir brauchen einen gemeinsamen Rahmen, weniger nationale Egoismen«, so Wilms. Ihre Forderung nach einer europäischen Flagge fand im Publikum allerdings nur wenig Zustimmung.
Ein komplett neuer Ansatz sei auch bei der Vergütung der Seeleute erforderlich. Ein internationaler Heuertarif solle den deutschen ersetzen. Außerdem sprach sich Wilms für volle Lohnsteuerfreiheit und die Übernahme der Sozialversicherung durch den Staat aus. Beim Thema Überkapazität fand die Grünen-Politikerin ebenfalls klare Worte: »Schrottpresse, Schrottpresse, Schrottpresse«, war ihr Credo. Dies sei der einzig sinnvolle Weg, das Problem zu lösen. Dafür müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, beispielsweise durch Abwrackwerften. Hier könnten auch viele ungenutzte Werften an der Ostsee neue Verwendung finden. Eine »öffentliche Unterstützung für den Standort Deutschland« sei jedoch auch hier erforderlich.
Wilms appelierte zudem an die Vernunft der Reeder und forderte eine Rückkehr zu einem »persönlich verantwortlichen Verhalten«, das die Branche in den 1990er Jahren zu einem der wichtigsten Schifffahrtsstandorte der Welt gemacht habe.