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Die Strandung des nagelneuen Containerschiffs »Kea Trader« im Südpazifik könnte ein langwieriger Fall werden. Davon scheint jedenfalls die beauftragte Bergungsfirma Ardent Maritime auszugehen.

Das Unglück ereignete sich vor wenigen Tagen im Bereich des französischen Überseeterritoriums Neukaledonien.[ds_preview]Ardent hat mittlerweile einen LOF-Bergungsvertrag (»Lloyd’s Open Form«) mit dem Schiffseigner Lomar Shipping unterzeichnet. Bei diesem Vertrag, dessen Durchführung durch die Versicherungsbörse Lloyd’s of London beaufsichtigt wird, soll der Berger normalerweise eine Vergütung bekommen, die sich an den geretteten Werten orientiert. Ardent will das Risiko aber nicht eingehen und beruft sich auf eine Sonderklausel in dem Standardvertrag und hat ‚Scopic‘ erklärt.

Das geht aus einer Lloyd’s-Mitteilung im Internet hervor. Laut dieser ‚Special Compensation P&I Clause‘ wird der Bergungsreeder nun nach Aufwand für seinen Personal- und Materialeinsatz bezahlt. Daraus lässt sich Folgendes schlussfolgern, wie ein Schadensexperte, der selbst in ähnliche Projekte involviert war, gegenüber der HANSA erklärt: »Entweder sind die potenziell zu rettenden Werte zu gering, oder die zu erwartenden Kosten für die Bergung sind aufgrund der schwierigen Umstände zu hoch. Das könnte auf Grund der Position des Schiffs hier der Fall sein.«

Assoziation zur »Rena«

Die 2016 gebaute »Kea Trader« (2.194 TEU) steckt nach Angaben des Eigners Lomar seit Mittwoch früh (lokaler Zeit) circa 90 sm südostlich Neukaledoniens fest. Die 18-köpfige Crew sei unversehrt, und es gebe keine Anzeichen für eine Meeresverunreinigung, erklärte die Reederei mit Hauptsitz in London. Nach Angaben eines Sprechers befinden sich ein Bergungsteam von Ardent und ein Schlepper vor Ort. »Wir untersuchen gemeinsam mit Behörden und Experten, wie das Schiff wieder flottgemacht werden kann«, hieß es.

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Die Havarie der »Rena« in 2012 gilt als eine der schlimmsten überhaupt (Foto: Maritime New Zealand)

Der Fall ruft unweigerlich Assoziationen zur Havarie des Containerschiffs »Rena« der griechischen Reederei Costamare wach, das 2012 vor der Ostküste Neuseelands auf Grund lief und zerbrach. Es war eine der schwersten und teuersten Havarien in der Geschichte der Schifffahrt. Wie damals befindet sich auch jetzt wieder ein Havarist in einer sehr entlegenen Region. Schwimmkräne, leistungsfähige Schlepper und anderes Equipment müssen von weit her herangeschafft werden.

Der Charterer des Schiffs – der niederländische Reefer-Carrier Seatrade – hat sich selbst noch nicht zu Wort gemeldet. Das Unternehmen setzt die »Kea Trader« in seinem Europa-Neuseeland-Dienst ein, die Charter war erst per Anfang Juni für zwei weitere Rundreisen zu 10.750 $/Tag verlängert worden. Eine Anfrage der HANSA blieb bislang unbeantwortet.
Das Schiff, das laut dem Branchendienst IHS von Lomar Shipping Deutschland gemeinsam mit Columbia Shipmanagement bereedert wird, ist nach Angaben aus Maklerkreisen führend im skandinavischen Seekaskomarkt versichert. P&I-Versicherer ist der norwegische Club Skuld. Eine Havarie-Grosse zur Aufteilung der Kosten für die Rettung des Schiffs zwischen Schiff und Ladungsseite wurde nicht erklärt. (mph)