Die zunehmende Vernetzung für mehr Transparenz und Effizienz birgt Risiken. Wie sich maritime Unternehmen vor Cyberattacken schützen, erklären Experten auf der MS&D, der internationalen Konferenz für maritime Sicherheit und Verteidigung. Auch Klimawandel und Sicherheitspolitik stehen auf[ds_preview] der Agenda.

Laut Global Risk Report 2018 hat sich die Zahl der Cyberattacken auf Unternehmen in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt. Auch die Schifffahrt blieb davon nicht verschont. Im vergangenen Jahr erwischte es Branchenprimus Maersk: Hacker legten große Teile des IT-Systems lahm. Zwischen 250 und 300 Millionen Dollar büßte die dänische Reederei dadurch ein. »Cyberkriminalität ist für alle Unternehmen weltweit die größte Bedrohung«, betont Ginni Rometty, Präsidentin und CEO des Technologiekonzerns IBM. Lloyd’s of London beziffert den möglichen Schaden einer »extremen« Attacke auf bis zu 53 Mrd. $.

Den Führungskräften in der Schifffahrt ist dieses Problem bewusst. Fur 80 % von ihnen ist Cyber Security ein »wichtiges« oder gar »sehr wichtiges« Thema. Das ist das Ergebnis des aktuellen SMM Maritime Industry Report (MIR). Doch wie wappnen sich Reeder am besten gegen die Bedrohung? Dafür soll die internationale Konferenz für maritime Sicherheit und Verteidigung MS&D am 6. und 7. September 2018 in Hamburg Lösungen aufzeigen.

»Mehr nötig als eine herausragende IT-Lösung«

Die Konferenz findet bereits zum zehnten Mal im Rahmen der maritimen Leitmesse SMM statt – und erstmals erstreckt sich das umfangreiche Programm über zwei Tage. »Damit unterstreichen wir die vitale Bedeutung dieser Zukunftsthemen für die Branche und setzen die Erfolgsgeschichte der MS&D konsequent fort«, sagt Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung Hamburg Messe und Congress. Auch dieses Mal würden zahlreiche international renommierte Experten in den Hamburger Messehallen ihre Ideen vorstellen, Informationen austauschen und kontrovers diskutieren, so der Veranstalter.

Anti-Viren-Systeme, Rund-um-die-Uhr-Schutz durch IT-Experten, wirksame Maßnahmen gegen Systemmanipulationen auch mit terroristischem Hintergrund: Praktische Vorschläge zum Schutz der Datenintegrität kann Patrick Rossi liefern, der als Cyber Security Service Manager bei der Klassifikationsgesellschaft DNV GL maritime Unternehmen berät. Patrick O’ Keeffe, Jurist beim NATO-Kompetenzzentrum COE CSW und Geschäftsführer des IT-Unternehmens AMC Solutions, wird auf der MS&D einen Überblick über neue Bedrohungen für Marineoperationen durch Cyberkriminalität geben. Seine Position: »Zum nachhaltigen Schutz der Souveränität von Kriegsschiffen ist mehr nötig als eine herausragende IT-Lösung.«

Klimawandel wirkt sich auf die Branche aus

Geostrategische Folgen der globalen Erwärmung sind ein weiteres zentrales Themenfeld auf der MS&D. Neueste Forschungen der University of Colorado in Boulder zeigen, dass der Meeresspiegel bis 2100 an den Küsten im Durchschnitt um 65 cm höher liegen könnte als im Jahr 2005 – ein doppelt so hoher Anstieg wie bisher oft angenommen. Das ist vor allem für Häfen und Küstenbewohner ein gefährliches Szenario. Mit möglichen Krisen und Unruhen in den betroffenen Regionen beschäftigt sich Christian Webersik, stellvertretender Direktor des Centre for Integrated Emergency Management (CIEM) der Universität Agder in Norwegen. Die Folgen der Eisschmelze für das maritime Sicherheitsgefüge in der Arktis beleuchtet Patricia Schneider vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.

Flüchtlingsströme, regionale Krisen, internationaler Terrorismus: Weltweit reagieren Marinestreitkräfte und Küstenwachen mit der Erneuerung und dem Ausbau ihrer Kapazitäten auf neue Bedrohungen – auch das ist ein Thema der MS&D, zu der erneut zahlreiche hochrangige Militärdelegationen erwartet werden.

Maritime Aufrüstung gewinnt Fahrt

Die maritime Sicherheitslage in Fernost ordnet Sarah Kirchberger, Leiterin der Abteilung Strategische Entwicklung Asien-Pazifik am Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel (ISPK), in ihrem Vortrag über Chinas Rolle als aufstrebende Seemacht ein. Damit verbunden ist der Ausbau der chinesischen Marine, der Länder wie Japan, Indien und Indonesien dazu bewegt, ebenfalls massiv in ihre Seestreitkräfte zu investieren. Chinas Hegemonie, aber auch die brisante Lage um Nordkorea und die Konfrontation mit Russland sind Hintergrund der von Präsident Donald Trump angekündigten Erhöhung des US-Militärbudgets um gut 15 % auf rund 686 Mrd. $. Einer der Profiteure ist die US-Marine, deren Jahresbudget um mehr als 5 Mrd. $ steigt. Um das ambitionierte »355-Schiffe«-Ziel zu erreichen, soll die Flotte unter anderem um 16 Kreuzer und Zerstörer erweitert werden.

Die MS&D findet am 6. und 7. September 2018 in den Hamburger Messehallen statt. Neben Werften, die sich auf Marineschiffe spezialisiert haben, finden sich unter den Ausstellern Ausrüster und Dienstleiter, die ihre sicherheitsrelevanten Innovationen präsentieren – von der Piratenabwehr über den Schutz von Häfen bis zur Cybersicherheit. Einen besonderen Schwerpunkt bildet hier die Halle B8. Die »Security Route« führt interessierte Besucher zielgerichtet zu den Ausstellern mit entsprechender Ausrichtung. Medienkooperationspartner der MS&D ist das Fachmagazin Naval Forces.

Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet alle zwei Jahre in Hamburg statt. Mehr als 2.200 Aussteller und rund 50.000 Besucher werden vom 4. bis 7. September 2018 in der Hansestadt erwartet.