An den Trockenfrachtmärkten konnten sich die Reeder diese Woche erneut durchsetzen. Die Raten zogen für alle Bulkertypen leicht an.
Von Sommerflaute war am Dry-Bulk-Markt auch diese Woche keine Spur. Stattdessen ging es für alle Größenklassen am Spotmarkt weiter leicht aufwärts. [ds_preview]Die Durchschnittsrate der Capesize-Frachter im Trip-Business kletterte um rund 4% auf über 18.200 $/Tag, wobei sich die Schwerpunkte der Aktivität aber deutlich verschoben haben. Nicht mehr der asiatisch-pazifische Raum dominierte das Befrachtungsgeschehen, sondern der Atlantik mit erhöhten Transatlantik- sowie »Fronthaul«-Ladungen ex Brasilien für Fernost. Entsprechend zog das Ratenniveau in der Transatlantikfahrt diese Woche am stärksten an – laut Baltic-Indexrate um gut 11% auf fast 19.200 $/Tag. Die Index-Frachtrate für die route vom brasilianischen Tubarao nach Qingdao stieg gegenüber der Vorwoche um fast 0,5 $ auf 19,71 $/t. Hingegen ging es in der Transpazifikfahrt bei flauer Nachfrage ex Westaustralien um rund 600 auf knapp 17.800 $/Tag runter. Die Erwartungen der Marktteilnehmer sind offensichtlich weiterhin positiv, wie die anhaltende Perioden-Charteraktivität auf festem Niveau zeigt. U.a. nahm Oldendorff Carriers den 2004 gebauten 180.000-Tonner „Mount Ophir“ zu 21.000 $/Tag für 7 bis 9 Monate mit Anlieferung in China Ende Juni unter Vertrag, wie Makler berichten.
Auch im Panamax-Segment kamen die Impulse vor allem aus dem Atlantik, wie es heißt. Das durchschnittliche Ratenniveau im Zeitcharter-Trip-Geschäft verbesserte sich um 5,4% auf gut 12.000 $/Tag. Im Supramax-Sektor reichte es dank knapper Tonnageverfügbarkeit an der Ostküste Südamerikas und im US-Golf für einen Anstieg um gut 2.0% auf durchschnittlich knapp 11.560 $/Tag. Deutlich Verbesserungen erzielten die Reeder auch im Geschäft von Westafrika Richtung Fernost und Europa. Im Handysize-Segment kletterte das Ratenniveau dank Steigerungen im US-Golf und an der Ostküste Südamerikas um 1,6% auf rund 8.650 $/Tag.
Tanker: Tendenz aufwärts
Am Spotmarkt für Rohöltanker zeigte die Tendenz laut Baltic Index aufwärts – allerdings wieder mit erheblichen Abweichungen in einzelnen Größenklassen. Im VLCC-Segment soll sich die Tonnagenachfrage kurzfristig etwas abgeschwächt haben, weil im Mittelostgolf alle Ladungen für Juni quasi abgedeckt sind und die Charterprogramme für Juli noch nicht richtig angelaufen seien, wie Makler berichten. Das Ertragsniveau im Spotgeschäft ex Golf Richtung Fernost gab laut Clarksons Platou leicht auf 8.300 $/Tag nach. Auch in Westafrika verzeichneten die Reeder leichte Einbußen. Dafür konnten Suezmax-Eigner in Westafrika eine leichte Verbesserung der Ertragslage im Spotgeschäft nach Europe auf 10.500 $/Tag durchsetzen. In der Mittelmeerfahrt gaben die Suezmax-Raten nach ihrem explosiven Anstieg der Vorwoche wieder etwas nach. Dafür gelang es den Aframaxen, das Ratenniveau in der Mittelmeer- und Schwarzmeerfahrt um rund 50% auf 15.400 $/Tag anzuheben, nachdem zu Wochenanfang viel zusätzliche Ladung in den Markt kam. In der Nord- und Ostsee konnten die Reeder die Tageserträge für Aframaxe sogar auf 17.800 $/Tag verdreifachen. Das Tonnageangebot in der Region soll sich stark reduziert haben, weil eine Reihe von Schiffen als schwimmende Lager eingesetzt werden, heißt es.
Containerschiffe: Raten-Rally an Grenze gestoßen?
Am Containerschiffs-Chartermarkt tendierten die Raten diese Woche überwiegend seitwärts. Damit scheint die Raten-Rally der vergangenen Monate zumindest kurzfristig an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Zwei 8.500-TEU-Schiffe wurden Maklerangaben zufolge zu stabilen Tagesraten von circa 19.000 $ verchartert. Ein Widebeam-Frachter – die 2014 gebaute „Wieland“ (4.975 TEU) – soll bei Regional Container Lines in Südostasien seine Charter für 2 Monate zu beachtlichen 18.000 $/Tag verlängert haben. Im Segment der Standard-Panamaxe habe die Nachfrage kurzfristig etwas nachgelassen, „der Markt war deutlich ruhiger“, so ein Makler. Nach wie vor hoch sei das Interesse an 2.800-TEU-Schiffen ohne Ladegeschirr. Mit der „AS Clementina“ und der „Harmony N.“ (jeweils 2.824 TEU) sollen zwei Schiffe zu etwas verbesserten Sätzen von rund 12.300 $/Tag für Perioden von bis zu 11 Monaten verchartert worden sein – er eine in Fernost an Yang Ming, der andere in Nordeuropa in direkter Verlängerung an CMA CGM. +++ ENDE +++ MICHAEL HOLLMANN (mph).