Die niederländische Reederei- und Wasserbaugruppe Boskalis hat im ersten Halbjahr große Verluste eingefahren. Eine erste Konsequenz: Man trennt sich von einem Teil seiner Heavylift-Aktivitäten.
Während der Umsatz im ersten Halbjahr noch um 6,6% auf 1,17 Mrd. € gesteigert werden k[ds_preview]onnte, sieht es für weitere wichtige Kennzahlen weit schlechter aus: Das EBITDA sank von 225 auf 167 Mio. €, das operative Ergebnis brach von 101,7 auf 47,4 Mio. € ein – verblieb aber immerhin noch im Plus. Besonders schwer trafen die Boskalis-Gruppe »außergewöhnlicher Belastungen« in Höhe von 397 Mio. €, so dass das EBIT von 101,7 auf -349,6 Mio. € absackte. Im Ergebnis steht ein Netto-Minus von 361,4 Mio. €, nach einem Plus von 75,1 Mio. € im Vorjahr.
Die Rückgänge werden in der heute vorgelegten Bilanz »vor allem auf einen starken Ergebnisrückgang im Bereich Offshore Energy« zurückgeführt, wo sich insbesondere die Transportaktivitäten am unteren Ende des Marktes weiter verschlechtert haben und nun »stark defizitär« seien. Dieses Segment entwickele sich rasant zu einem Markt für Massentransporte, der oft nicht öl- und gasbezogen ist. Zudem sei er strukturell von Überkapazitäten geprägt. An dieser Stelle stellt Boskalis ein »asiatisch« in Klammern, aber dennoch eindeutig in Verbindung zu den Überkapazitäten.
»Closed Stern«-Schiffe außer Dienst
In der Gruppe sieht man daher gezwungen zu handeln. Schon bei der Vorlage vergangener Bilanzen hatte man sich starke Maßnahmen vorbehalten, um auf die Offshore-Krise zu reagieren. Jetzt ziehen die Verantwortlichen zumindest eine kleine Reißleine. »Diese Aktivitäten für Massentransporte passen nicht in unsere Strategie, die auf den Transport- und Installationsmarkt abzielt.« Daher werde man diese Aktivitäten, die keine Aussicht auf Besserung böten, einstellen. Dabei geht es der Mitteilung zufolge um die Flotte von »closed stern« Heavylift-Schiffen der Typen IIb und III. Sie sollen innerhalb der nächsten zwölf Monate außer Dienst gestellt werden. Von der Maßnahme erhoffe man sich eine strukturelle Verbesserung für das operative Ergebnis um mehr als 25 Mio. € pro Jahr.
Um welche und wieviele Schiffe es sich konkret handelt, wurde nicht gesagt. Die großen und relativ jungen Dockwise-Halbtaucher mit offenem Heck für aufwendiges Einschwimmen von Projektladungen dürften zumindest nicht betroffen sein.
Die Entscheidung ist allerdings auch Ursache für die »außergewöhnlichen Belastungen«. Die 397 Mio. € entfallen im Wesentlichen auf Abschreibungen, heißt es in der Bilanz weiter.
Geschäftsführer Peter Berdowski, kommentierte das erste Halbjahr mit gemischten Einschätzungen: »Die erste Jahreshälfte hatte zwei Seiten. Während die Aktivitäten bei Dredging und Offshore Energy einen guten Beitrag leisteten, wirkte sich die Entwicklung bei den Offshore-Dienstleistungen deutlich negativ auf das Ergebnis aus. Die Nassbaggerei verlief im Rahmen der Erwartungen. Wir konnten den Umsatz bei stabilem Ergebnis steigern und konnten auch eine Reihe von Großprojekten akquirieren, die unseren Auftragsbestand deutlich erhöhten.«
Auch das Geschäft mit Arbeiten am Meeresboden und Kabelverlegung hätten einen guten Beitrag geleistet. Für die Zukunft zeigte er sich »verhalten optimistisch«. Im Dredging-Segment gebe es ein gut gefülltes Auftragsbuch. »Auch im Offshore-Markt sehen wir mittelfristig eine Zunahme der Ausschreibungsaktivitäten. In der kommenden Zeit werden wir daher weiter nach Möglichkeiten suchen, das Unternehmen zu stärken und im Offshore-Markt auszubauen. Nach der erfolgreichen Übernahme von Gardline sehen wir weitere Chancen im Vermessungsmarkt. Gleichzeitig konzentrieren wir uns darauf, unsere Position im High-End-Transport- und Installationsmarkt weiter zu stärken«, so Berdowski weiter.
Das Ergebnis im Segment Schlepp- und Bergungsarbeiten wird sich nach Ansicht der Verantwortlichen in der zweiten Jahreshälfte »voraussichtlich nicht wesentlich« verändern. Das erste Halbjahr sei gut verlaufen, mit mehreren kleineren Aufträgen sowie der erfolgreichen Bergung des im Arabischen Meer in Brand geratenen Großcontainerschiffes »Maersk Honam«. Die Volumina der Schlepp-Flotte werden mit »relativ stabil« beschrieben, wenngleich die Margen in einigen Häfen unter Druck stünden, was vor allem auf den Preisverfall in der Containerschifffahrt zurückzuführen sei. Für Bagger- und Infrastrukturarbeiten gebe es eine Pipeline mit einigen Ausschreibungen. Aufgrund des derzeitigen Auftragsbestandes soll ein Großteil der Flotte in den nächsten sechs bis neun Monaten ausgelastet sein.
Die Investitionen im Jahr 2018 sollen ohne Akquisitionen voraussichtlich rund 250 Mio. € betragen und aus dem eigenen Cashflow finanziert werden.