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Allen Herausforderungen zum Trotz ist die Stromproduktion aus Offshore-Windenergie im vergangenen Jahr gestiegen, allerdings »nur« um acht Prozent. Die Branche fordert höheres Tempo beim Ausbau.

Die Verbände BWE, BWO, VDMA, WAB und die Stiftung Offshore-Windenergie haben die Ausb[ds_preview]auzahlen für das Jahr 2018 in Deutschland vorgestellt. Im Gepäck hatten sie eine Kernbotschaft an die Politik: »2019 muss das Jahr des Fortschritts in der Energiepolitik werden. Die Offshore-Windenergie ist von zentraler Bedeutung für die Erreichung der Klimaschutzziele und sichert Wertschöpfung am Industriestandort Deutschland.«

Die Stromproduktion stieg den Angaben zufolge 2018 um rund 8% »bei weiterhin sinkenden Kosten«. Mit dieser Bilanz und der richtigen und dringend notwendigen Initiative von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zum Netzausbau sei nun die Voraussetzung geschaffen, um einen schnelleren Ausbau festzulegen.

Offshore Windpark
Foto: Hero Lang

Nach den aktuell veröffentlichten Zahlen der Deutschen WindGuard speisten im Jahr 2018 1.305 Offshore-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 6.382 MW (Megawatt) in das Netz ein. Im Jahr 2018 gingen 136 Anlagen mit einer Leistung von 969 MW neu ans Netz. Damit sehen die Verbände ihre eigene im Vorjahr veröffentlichte Prognose bestätigt. Zusätzlich sind demnach 276 MW bereits vollständig errichtet, speisten aber noch nicht ein. Derzeit befinden sich zudem Projekte mit 966 MW im Bau. Für weitere 112 MW liegt die finale Investitionsentscheidung vor. Der gesetzlich mögliche Zubau bis 2020 von 7,7 GW (Gigawatt) wird damit voraussichtlich wie geplant erreicht.

Ausbauziele auf mindestens 20 GW bis 2030 anheben

Es gibt allerdings auch Kritik: »Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen bremsen die weitere positive Entwicklung der Offshore-Windenergie in Deutschland aus. Laut Koalitionsvertrag sollen 65 Prozent der deutschen Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen werden, was jedoch mit dem derzeit vorgesehenen Zubau nicht zu realisieren ist.« Dies betonte auch der Aufruf von Industrie und Bundesländern an die Bundespolitik, zuletzt auf der Wind-Energy in Hamburg, dessen Aussage jetzt erneut unterstrichen wurde: »Um ihren Beitrag zur Erreichung der Ziele des Koalitionsvertrages zu leisten, benötigt die Offshore-Branche einen Ausbau auf mindestens 20 Gigawatt (GW) bis 2030 und mindestens 30 GW bis 2035. Die energiepolitische Agenda 2019 bietet die Chance, in diesem Jahr zukunftsgerichtete Entscheidungen zu treffen und die fehlenden Aussagen zu Offshore-Wind im Energiesammelgesetz zu vervollständigen«, so die Branchenvertreter.

»Klimapolitische Fortschritte mit industriepolitischen Impulsen verbinden«

Die Offshore-Windindustrie hat nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie seit 2013 mehr als 15 Mrd. € investiert. Man benötige nun einen verlässlichen Rahmen und ein klares Signal der Politik. »Dafür muss das höhere Ausbauvolumen so schnell wie möglich auf den Weg gebracht und die planerischen Voraussetzungen geschaffen werden. Ein Beharren auf dem Status Quo kostet Arbeitsplätze und gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte. Die aktuell zu beobachtende Abwanderung von Fachkräften in ausländische Märkte ist ein Warnsignal, welches ernst genommen werden muss.«

Offshore, Merkur, Wind
Foto: Scheer

Die Verbände kritisierten, dass das im Dezember 2018 verabschiedete Energiesammelgesetz keinen, wie im Koalitionsvertrag ursprünglich vorgesehenen, Sonderbeitrag für die Windenergie auf See enthalte. Zwar haben SPD und CDU/CSU das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) beauftragt, einen Szenariorahmen für Offshore-Windparks im Bereich 15 bis 20 GW anzufertigen. »Die konkreten politischen Maßnahmen, die sich daraus ableiten, sind jedoch völlig unklar. Die Chance, noch im ersten Quartal 2019 den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Sonderbeitrag durch die Vergabe von mindestens 1.500 MW zur Nutzung der noch freien Konverterkapazitäten auf den Weg zu bringen, sollte jetzt ergriffen werden«, heißt es

»Netzausbau weiter voranbringen«

Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien hänge der Erfolg der Energiewende in Deutschland wesentlich vom Netzausbau und Fortschritten bei der Sektorenkopplung ab. Die Bundesregierung solle daher, wie in ihrem Aktionsplan Stromnetze vorgesehen, dem Ausbau der großen Übertragungsnetze Priorität einräumen und die zahlreichen Vorschläge zur Netzoptimierung schnell gesetzlich verankern. Des Weiteren sollten zügig regulatorische Hürden für die weitere Koppelung der Sektoren beseitigt werden.