Nach Bekanntgabe von Finanzschwierigkeiten bei der FSG hat Brittany Ferries als Auftraggeber der nächsten Fähre den Druck auf die Werft erhöht.

Bei der FSG entsteht derzeit die Fähre »Honfleur«. Bereits der Vorgänger-Neubau »W.B. Yeats« war verspätet von den Flensburgern an Irisc[ds_preview]h Ferries abgeliefert worden. Die fällige Konventionalstrafe hat das Eigenkapital der Flensburger Werft aufgebraucht, das für die jetzt fällige Bauzeitfinanzierung fehlt.

Auch die »Honfleur« kann somit nicht fristgerecht zu Beginn der Sommersaison 2019 abgeliefert werden. Passagiere, die ab dem 9. Juli eine Reise auf de Schiff gebucht haben, werden von der Reederei umgebucht, teilte Brittany Ferries jetzt mit. »Alle sind enttäuscht«, heißt es.

Und sie ließ klare Worte in Richtung der FSG folgen: »Wir erwarten einen konkreten Vorschlag der FSG, wie die Werft den Vertrag zur Lieferung der ›Honfleur‹ einhalten will. Eine Antwort werde schnellstmöglich erwartet.

Wie berichtet, bemüht sich FSG-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs in Verhandlungen mit dem Eigner Siem Industries, dem Land Schleswig-Holstein und den Zulieferern um eine Lösung. Außerdem verhandelt die Werft mit den Auftragebern der anstehenden Neubauprojekte sowie mit den Banken. »Es ist unser Ziel, die Unterstützung aller Beteiligten in möglichst kurzer Zeit zu erhalten«, hatte Fuchs Anfang der Woche gesagt. Auch ein Investor wird gesucht.

Die Werft steckt zwar in einer Finanzklemme, hat aber volle Auftragsbücher. Sieben Neubauten mit einem Auftragsvolumen von 1 Mrd. € sind bis Ende 2021 unter Vertrag. Das Problem: Die Auftraggeber zahlen zu Beginn nur sehr niedrige Anzahlungen und danach im Bauverlauf weitere Raten. Den Bau finanziert die Werft mittels Krediten, muss aber auch Eigenkapital einbringen. Dieses Geld ist nach den Verlusten durch die »W.B. Yeats« aufgebraucht.

Die »Honfleur« sollte im Mai 2019 abgeliefert werden. Der 42.200 BRZ große Neubau ist für die Route zwischen Caen und Portsmouth zusammen mit der 2002 gebauten »Mont Saint-Michel« eingeplant und sollte das 1992 gebaute Fährschiff »Normandie« ersetzen. Die französische Reederei bietet auf dieser Streck bis zu drei Abfahrten täglich an. Aktuell betreibt Brittany Ferries mit elf Fährschiffen Verbindungen zwischen Frankreich und Großbritannien, Irland und Spanien.

Honfleur lng rendering Brittany Ferries
Quelle: H. Krüger

Die »Honfleur« wird mit 261 Kabinen ausgestattet und verfügt über eine Kapazität für 1.680 Passagiere. Während der Überfahrt stehen den Passagieren zwei Kinos, Restaurants, Boutiquen und weitläufige Passagier-Lounges zur Verfügung. Im Ladedeck können auf den insgesamt 2.600 Lademeter bis zu 550 Pkw bzw. 130 Trailer transportiert werden.

Das mit Flüssigerdgas (LNG) angetriebene Fährschiff wird mit Dual-Fuel-Motoren ausgerüstet und das erste Fährschiff mit dieser Antriebsform auf dem Ärmelkanal sein. Für den LNG-Einsatz ist ein modulares Tanksystem vorgesehen, wobei am Heck der Fähre zwei LNG-Tanks mitgeführt werden. Diese werden dann mit Hilfe eines bordeigenen Krans in den Ladehäfen bei Bedarf gewechselt.