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Das Bundesverteidigungsministerium hat den Zahlungsstopp für die Sanierung der »Gorch Fock« zwar aufgehoben. Die Zukunft des Segelschulschiffes aber bleibt ungewiss.

Laut der Mitte März mit der Werft getroffenen Vereinbarung [ds_preview]soll das Schiff für 11 Mio. € bis zum Sommer schwimmfähig gemacht werden. Bis zum Abschluss einer möglichen Sanierung dürfen noch maximal weitere 48 Mio. € ausgegeben werden. Der Gläubigerausschuss, der nach dem Insolvenzantrag der Werft gebildet wurde, hat jetzt diesem Vorgehen zugestimmt. Ob das Vorhaben gelingt, ist jedoch ungewiss. Demnach könne es kaum gelingen, in der vorgegebenen Zeit die nötige Arbeiten zu erledigen, heißt es.

Bei der Sanierung war es zu einer Kostenexplosion von ursprünglich 10 Mio. € auf zuletzt geschätzte 135 Mio. € gekommen. Bislang wurden davon 69,5 Mio. € bereits bezahlt. Wegen Untreue- und Korruptionsvorwürfen sind inzwischen mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, die alte Leitung der Werft wurde abgelöst.

Wie erst jetzt bekannt wurde, bestanden bereits Anfang 2018 erhebliche Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Elsflether Werft. »Der Auftragnehmer ist mit der Dimension bereits jetzt überfordert«, hieß es im Januar 2018 in einem internen Papier des Bundesverteidigungsministeriums. Demnach sei damals sogar ein »Abbruch« der Arbeiten und die schnellstmögliche Suche nach einem Ersatzschiff empfohlen worden. Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) sei darüber aber offensichtlich nicht ausreichend informiert worden, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Die Vorlage sei dagegen so verändert worden, dass das Ausmaß der Risiken nicht offensichtlich wurde.

Laut dem 19-seitigen Bericht, den das Ministerium dem Verteidigungsausschuss des Bundestages vorgelegt hat, seien Anfang 2018 drei Optionen geprüft worden:

  • Abbruch der Sanierung (Kosten: 75 Mio. €) + Neubau (170 Mio. €)
  • Instandsetzung auf der Elsflether Werft (Kosten: 133 Mio. €)
  • Vergabe des Sanierungsauftrags an eine andere Werft

Die Entscheidung fiel dann jedoch zugunsten der Elsflether Werft. Ein Ersatz für die »Gorch Fock« oder aber ein Wechsel der Werft seien offenbar aus Angst vor massivem Zeitverlust verworfen worden. Wie die HANSA berichtete, hatte es durchaus Angebote anderer Werften gegeben, die ein neues Schiff für 50 Mio. € bzw. 55 Mio. € hätten bauen können.

Und laut dem Bericht wurde von der Leyen, die zweimal die Kostensteigerung absegnete, unzureichend oder falsch informiert. Weder die Instandsetzung des Schiffes noch alternative Optionen seien ausreichend auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht worden, heißt es weiter. Damit stimmt das Ministerium der Kritik des Bundesrechnungshofes zu, der gravierendes Fehlverhalten moniert hatte.