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Der Autoumschlag kristallisiert sich immer mehr als Wachstumsmarkt heraus. Mögliche zusätzliche Zölle und der bevorstehende Brexit stellen Akteure jedoch vor Herausforderungen, was sich auch auf die Umschlagzahlen auswirken könnte. Von Thomas Wägener

Die von US-Präsident Donald Trump angedrohten erhöhten Importzölle sowie den bevorstehenden Brexit sieht die BLG-Gruppe als große Herausforderung[ds_preview] an. Bremerhaven sei aber nicht direkt betroffen vom Brexit, da keine Fahrzeuge nach England umgeschlagen würden.

Eine Erhöhung der Importzölle auf deutsche oder EU-Importe in die USA hätten hingegen »sicherlich Auswirkungen« auf den Standort. Aussagen darüber seien zum jetzigen Zeitpunkt allerdings Spekulation. Man stehe bei diesem wie auch vielen anderen Themen in engem Austausch mit den Fahrzeugherstellern und beteilige sich an Informationsrunden auf internationaler Ebene, so die BLG-Gruppe. Das BLG AutoTerminal Bremerhaven bietet auf 240ha Platz für 95.000 Fahrzeuge. Damit zählt es nach Auskunft des Betreibers zu den größten Autohäfen der Welt. Im vergangenen Jahr wurden 2,2Mio. Fahrzeuge umgeschlagen. Für das laufende Jahr erwartet man ähnliche Zahlen.

Die europäischen Hersteller exportieren nach Nordamerika, Asien und Nahost, Importe kommen überwiegend aus Asien und den USA. Alle namhaften Autoreeder bedienen Bremerhaven regelmäßig, darunter Wallenius Wilhelmsen Logistics (WWL), EUKOR, UECC, KESS, NYK und MOL, K-Line sowie Höegh Autoliners. Jedes Jahr laufen der BLG zufolge etwa 1.400 Autoschiffe das Terminal an.

Zu den Kunden in Bremerhaven gehören unter anderem Daimler, BMW, der VW-Konzern, Hyundai/Kia, Suzuki, Mitsubishi. Darüber hinaus ist die Stadt an der Weser auch ein bedeutender Umschlagplatz für High & Heavy-Ladung wie selbstfahrende Baumaschinen und Krane, aber auch Projektladungen oder komplette Zugsysteme, die auf RoRo-Schiffe verladen werden.

Flächen werden erweitert

Ab Mitte 2020 steht der BLG-Gruppe eine weitere Umschlagfläche zur Verfügung. Die Hafengesellschaft bremenports erschließt ein gut 2ha großes Gelände im Osthafen. »Dies gibt uns die Möglichkeit, rund 1.500 weitere Fahrzeuge zu lagern«, so die BLG.

Auch für den Hafen Emden ist der Automobilumschlag eines der Hauptgeschäfte. Schwerpunktmäßig werden Neufahrzeuge als RoRo-Ladung umgeschlagen und zugehörige Logistiksystemdienstleistungen für Automobilhersteller erbracht.

Im Jahr 2018 wurden 1,36Mio. neue Autos umgeschlagen, etwa 90.000 weniger als im Vorjahr. Dennoch war es das drittbeste Ergebnis in der Geschichte des Hafens. Mit einem Anteil von je 33,3% sind die Volkswagen Konzernlogistik, Emder Verkehrs und Automotive (EVAG) und die Anker Schifffahrtsgesellschaft Gesellschafter des Auto-Port Emden.

Im Dezember 2018 hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Vertiefung der Liegewanne an der Emspier im Außenhafen um 1,80m genehmigt. Nach Abschluss der Arbeiten können Frachter mit einem Tiefgang von bis 10,30m abgefertigt werden. Zur Vertiefung müssen rund 65.000m³ Boden gebaggert werden. Mit der Fertigstellung des im September genehmigten Großschiffsliegeplatzes, der die Lücke zwischen Emskai und Emspier schließt, wird dann eine rund 860m lange Kaje zur Verfügung stehen.

Grund für die Maßnahme sind zu erwartende, größere Umschlagmengen. Zudem machten veränderte Schiffsgrößen eine Erweiterung der Kapazitäten im Bereich des Emder Hafens erforderlich, so Niedersachsen Ports (NPorts).

Derzeit ist eine Wassertiefe von SKN -9,12m vorhanden. Dies ermöglicht unter Berücksichtigung der erforderlichen Under Keel Clearance die Abfertigung von Schiffen bis zu einem Tiefgang von 8,60m.

Wilhelmshaven ist ursprünglich kein Auto­umschlaghafen im eigentlichen Sinne. Dennoch hat VW am JadeWeserPort kürzlich ein Verpackungszentrum eröffnet. Als Betreiber der Anlage steuert der Logistikdienstleister Imperial Logistics auf etwa 40.000m² den Versand von Autoteilen und Komponenten zu den Volkswagenwerken in Übersee. Pro Jahr werden voraussichtlich mehr als 11.000 40’-High Cube-Container versendet. Das entspricht 22.000TEU. Damit will VW das Netzwerk optimieren und die Logistikkosten für die Versorgung der Auslandswerke senken.

Laut Thomas Zernechel, Leiter Volkswagen Konzernlogistik, ist die Entscheidung für den JadeWeserPort gefallen, weil vom einzigen deutschen Tiefwasserhafen aus der Transport mit den größten Schiffen der Welt möglich ist. Imperial beschäftigt am neuen Standort künftig 500 Mitarbeiter. Sie werden die Komponenten der verschiedenen VW-Marken konsolidieren, lagern, verpacken, in Container verladen und weltweit versenden.

Auch belgische Häfen rüsten auf

Für Antwerpen, den größten belgischen Hafen, hat der Autoumschlag eine gewichtige Bedeutung. Im vergangenen Jahr konnten rund 1,3Mio. Autos und Kleintransporter umgeschlagen werden, rund 5% mehr als 2017. Damit ist Antwerpen der drittgrößte Umschlagplatz in Europa für rollende Ladung. Die Kapazität für den Autoumschlag liegt bei 2Mio. Fahrzeugen.

Das laufende Jahr hat allerdings eher schleppend begonnen, im ersten Quartal gab es einen Umschlagrückgang von 3%. Dies habe vor allem die Importseite betroffen. Das Neuwagengeschäft hat dabei einen hohen Stellenwert. In der nordwestlichen Region Europas sei man die Nummer 5 bei der Abfertigung neuer Fahrzeuge. In den vergangenen Jahren seien die Mittelmeerhäfen zunehmend zu Konkurrenten geworden.

Neben dem Neuwagengeschäft, bei dem Fernost, USA und Europa die wichtigsten Märkte sind, entfällt etwa ein Fünftel des Volumens auf den Export von Gebrauchtwagen nach Westafrika. In dem Geschäft sind die Belgier nach eigenen Angaben europaweit führend.

International Car Operators (ICO), Tochter der NYK Line, und Antwerp Euroterminal sind die beiden größten Autoumschlageinrichtungen. Beide befinden sich im neuen Hafenteil am linken Scheldeufer. Dort wurde 2016 die Kieldrechtschleuse in Betrieb genommen, mit einer Länge von 500m und einer Breite von 68m die größte der Welt. Ergänzt wird das Angebot durch Sallaum Terminals im älteren Hafenteil.

Ein Hauptkunde ist die Reederei Grimaldi. Schiffe von Eukor, Hyundai Glovis, Höegh Autoliners, American Roll-On-Roll-Off Carrier (ARC), ACL, K-Line, NYK, MOL, Wallenius-SOL steuern ebenfalls häufig den Hafen an. Hautsächlich werden Fahrzeuge der Marken Mazda, Ford, Fiat und Opel umgeschlagen.

Die von US-Präsident Trump angekündigten Zölle auf den Autoumschlag hätten insgesamt negative Auswirkungen auf die weltweite Schifffahrt, so Port of Antwerp. Da sich der PMI (Purchasing Managers’ Index) der Automobilindustrie bereits an seinem bisher tiefsten Punkt befinde, könnten zusätzliche Besteuerungen den Effekt noch verstärken, befürchten die Belgier, ohne konkrete Details zu nennen.

Die Folgen des Brexits werden nach Ansicht der Antwerpener im Hafen hingegen kaum Auswirkungen auf den RoRo-Umschlag haben, sondern sich eher auf das Fährgeschäft nach England auswirken, das in Antwerpen keine Rolle spielt.

Um dennoch über alle Entwicklungen bezüglich des Brexits auf dem Laufenden zu bleiben, haben die Belgier mit Justin Atkin einen Vertreter in Großbritannien ernannt, der unverzüglich über alle neuen Entwicklungen und Möglichkeiten informiert. Man sei allerdings der Meinung, dass Unternehmen daran interessiert seien, ihre europäischen Verteilerzentren vom Vereinigten Königreich auf den Kontinent und insbesondere in die Region Flandern zu verlagern. Daraus würde sich Neugeschäft ergeben. Darüber hinaus erwarte man mehr direkte Ströme zwischen Irland und Antwerpen.

Der Autoumschlag im belgischen Zeebrugge wird in großem Stil ausgebaut. ICO erweitert seine Fläche am Bastenaken-Autoterminal um 54ha, also um mehr als 20%. Nach Fertigstellung stehen 200ha mitLiegeplätzen für bis zu 16 Schiffe gleichzeitig zur Verfügung.

Der Ausbau hat auch die Verknüpfung des bestehenden Hanze-Terminals mit dem Bastenaken-Terminal zum Ziel, damit der Verkehr künftig über ein einziges neues Gate-Gebäude läuft, das an die Autobahn A11 angrenzt.

Durch die Erweiterung erhöht sich das Umschlagvolumen von ICO in Zeebrugge. Über die zu erwartenden Zahlen machte der Betreiber indes keine Angaben.

Beim Ausbau habe man auch einen wesentlichen Fokus auf die Umwelt gelegt, sagt ICO-Geschäftsführer Marc Adriaensens. So sei eines der Ziele, ein »grünes« Terminal zu schaffen. Die installierten Solarmodule sollen dazu ebenso einen Beitrag leisten wie die LED-Beleuchtung und die bis zu zwölf Windräder, die in diesem Jahr errichtet werden sollen.

Neben der Bereitstellung sauberen Stroms für die lokale Wirtschaft wird die Energie auch für die Versorgung der geplanten elektrischen Ladestationen verwendet. Diese soll es in beträchtlicher Anzahl geben, »da der Umsatz von Elektro-Pkw mehr und mehr ansteigt«, wie der Betreiber betont.

WWL verlängert Kooperation

Darüber hinaus wird die Energie benötigt, um alle künftig elektrisch angetriebenen Terminal-Handling-Geräte aufzuladen. Ziel sei es auch, Schiffe an den ICO-Terminals mit Strom zu versorgen, damit die Motoren während der Liegezeit im Hafen vollständig abgeschaltet werden könnten, so der Betreiber.

Der Wunsch sei es, ein »Flagship Terminal« zu werden, sagt Svein Steimler, ICO-Chairman und CEO der NYK Group Europe.

Die Reederei Wallenius Wilhelmsen Logistics (WWL) hat unterdessen den Kooperationsvertrag mit dem Hafen Zeebrugge bis 2043 verlängert. Teil der Vereinbarung ist die Erweiterung der von WWL nutzbaren Aufstell- und Umschlagflächen. Aktuell verfügt das Unternehmen in dem flämischen Hafen über eine 22ha große Umschlagfläche an der Ostseite des Verbindungsdoks. In direkter Nachbarschaft im Bereich Bastenaken kommen künftig weitere 49ha Fläche hinzu.

Im North Sea Port, geografisch zwischen Zeebrugge und Antwerpen gelegen, werden demnächst Elektroautos der Serie XC40 von Volvo gebaut. Der Autohersteller ergänzt sein bestehendes Werk derzeit mit einem neuen 5.000m2 großen Anbau, in dem Batterien in die Fahrzeuge eingesetzt werden können. Die Eröffnung ist für Ende 2019 geplant, ab 2020 werden dann Lithium-Ionen-Batteriepakete hergestellt.

Autoterminal in Southampton

Mit der Übergabe der ersten Ausbauphase ist ein wichtiger Meilenstein beim Bau eines neuen mehrstöckigen Fahrzeugexportterminals im Hafen Southampton erreicht. Insgesamt sollen 3.000 neue Stellplätze zur Verfügung stehen. Teile von Deck 1 und 2 wurden kürzlich an den Hafenbetreiber ABP übergeben. Fast 1.000 zusätzliche Stellplätze sind damit für den Im- und Export von Automobilen freigeben.

Alastair Welch von ABP Southampton sagt: »Diese Investition stärkt die Position von Southampton als Großbritanniens führende Drehscheibe für den Automobilhandel und unterstreicht den wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung des britischen Handels.« Die ABP-Häfen schlagen über 1,5Mio. Fahrzeuge pro Jahr um. Im Rahmen eines Fünfjahresplans werden 1Mrd. £ investiert.

Auch im Hafen Göteborg, der als größter schwedischer Export-Autohafen gilt, hat der Fahrzeugumschlag einen hohen Stellenwert. Das liegt vor allem am Hersteller Volvo, dessen Hauptwerk sich nur wenige Kilometer entfernt befindet. Etwa 180.000 Fahrzeuge dieser Marke werden pro Jahr umgeschlagen, insgesamt sind es jährlich rund 295.000 Fahrzeuge.

Die Autos werden beispielsweise nach Finnland, China und Russland verschifft. Fahrzeuge, die für das russische St. Petersburg bestimmt sind, werden auf eine Autofähre der belgischen Reederei Euro Marine Logistics (EML) gefahren, die wöchentlich verkehrt und knapp 1.500 Einheiten transportieren kann. EML wurde 2011 als Joint Venture-Projekt zwischen Mitsui OSK Lines und Höegh Autoliners gegründet.

Die Fahrt durch das Kattegat und die Ostsee dauert rund drei Tage. Die Schiffe machen in der zweitgrößten russischen Stadt am Sea Fishing Port Terminal fest, das insgesamt über eine Kailänge von 670m verfügt. Von dort werden die Autos nach Moskau weitertransportiert.

Daimler in Koper

Bereits seit dem Jahr 2015 gibt es eine Zusammenarbeit zwischen dem slowenischen Hafen Koper und dem deutschen Automobilkonzern Daimler. Am Koper Car Terminal wurden 2018 754.000 Fahrzeuge umgeschlagen. Damit konnte sich der Standort als einer der größten Autoterminals am Mittelmeer behaupten. Mehr als 40Mio. € sollen in das Geschäftsfeld investiert werden. Eine der größten Investitionen sei eine neue überdachte Stellfläche für 6.000 Fahrzeuge, die dazu beitragen soll, den jährlichen Umschlag um bis zu 162.000 Fahrzeuge zu erhöhen. Weitere wichtige Investitionen im Bereich Fahrzeugumschlag seien sind Liegeplätze im Becken 3 und der Bau eines Bahnabschnitts im Hinterland.


Thomas Wägener