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Der Breakbulk-Carrier AAL aus der Unternehmensgruppe des deutschen Reeders Heinrich Schoeller hat trotz Marktunsicherheiten »Appetit« auf einen Flottenausbau. Von Michael Meyer

Mit einem Ausbau der eigenen Kapazitäten will man seine Wettbewerbsfähigkeit stärken, vor allem mittel- und langfristig gesehen, sagte jetzt CEO[ds_preview] Kyriacos Panayides im Gespräch mit der HANSA. Aktuell sei die Situation zwar schwierig, »aber wir wollen eine gute Basis für den Zeitpunkt schaffen, ab dem es wieder aufwärts geht.«

Es geht ihm um eine bessere Abdeckung der Weltmeere und mehr Flexibilität bei der Ladungsakquise. »Wir schauen uns nach Schiffen um, die in unser Profil passen, denn für die langfristige Entwicklung sind wir weiter zuversichtlich«, so Panayides. In Frage kommen sowohl Käufe gebrauchter Tonnage – beispielsweise aus den Banken-Portfolios, deren Zukunft noch immer unklar ist und die zu einer angespannten Erwartung in der MPP-Branche führen – als auch weitere Zeitcharter. »Jede Form von Schiffskontrolle ist interessant für uns«, sagt der AAL-Chef.

Rang 5 im Weltmarkt

An der statistischen Marktposition dürfte sich allerdings nichts ändern. Die asiatische Reederei, ehemals ein Regional-Carrier mit starkem Fokus auf den austral-asiatischen Raum, ist nach einer Erhebung des Hamburger Maklers Toepfer Transport aktuell Nr. 5 im MPP-Weltmarkt. Der Marktanteil liegt bezogen auf die Flotte mit mindestens 100t Krankapazität bei 3,94%. Betrachtet man »lediglich« die Flotte mit mindestens 240t kombiniert, sind es 6,39%. In beiden Teilsegmenten ist der Vorsprung der Nr. 4, der stetig wachsende »neue« Carrier Zeamarine, wohl zu groß, als dass AAL vorbeiziehen könnte. Die mittlerweile hundertprozentige Tochter der Bremer Zea­born-Gruppe hält 5,97 bzw. 9,02% Marktanteil.

Derzeit betreibt AAL 24 MPP-Frachter, alle aus den größeren Segmenten mit Tragfähigkeiten zwischen 19.000 und 33.000t sowie Krankapazitäten bis 700t. Laut Panayides entfallen rund 70% des Geschäfts auf den Tramp-Markt, der Rest auf die Liniendienste, für die Schiffe dieser Größe eigentlich prädestiniert sind. Man sei damit jedoch auch im Tramp-Markt »erfolgreich«.

In diesem Größenbereich will man auch künftig operieren. Unverändert steht auch der vor einigen Jahren eingeschlagene Weg als »globaler Carrier« nicht zur Debatte.

Keine Alternative sind hingegen Neubaubestellungen – zumindest noch nicht. Man habe noch immer eine recht moderne Flotte. Panayides will jedoch nicht ausschließen, dass sich diese Einstellung ändern könnte. Der entscheidende Punkt ist das Inkrafttreten der neuen IMO-Regulierungen mit schärferen Emissionsvorschriften. Je nachdem, ob eine »signifikante Anzahl« an Schiffen verschrottet wird und sich damit das Angebot-Nachfrage-Verhältnis ändert, könnten auch Neubauten wieder mehr Sinn machen, meint er.

Eine konkrete Zahl für die Flottenerweiterung gibt Panayides nicht preis. Zu groß sind die Unsicherheiten, zu volatil der Markt, aber: »Es ist wichtig für uns, dass wir an der Strategie festhalten, Tonnage-fokussiert zu sein.« AAL will auch künftig Ladung je nach Flotte buchen und nicht Schiffe je nach Ladung aufnehmen. Solange man bei maximal 40 der 50 Frachtern stehe, soll sich an der Strategie nichts ändern, erst darüber hinaus könne es Sinn machen.

Kein M&A

Jegliche Arbeit an der Flottengröße hängt für AAL aber wenig überraschend davon ab, wie sich der Markt entwickelt. »Letztes Jahr waren wir wie alle der Meinung, dass sich die leichte Erholung 2019 fortsetzt. Da lagen wir falsch, dieses Jahr ist herausfordernd gestartet. Entsprechend passen wir unsere Strategie an«, sagt der CEO.

Festgehalten wird an der 2018 eingegangenen Kooperation mit der koreanischen Reederei Hyundai. Dabei geht es um einen Liniendienst zwischen Asien und Mittelost, auf dem man je nach Aufkommen Ladungsraum teilt. Laut Panayides läuft das Projekt gut und soll auch weitergeführt werden. Derartige Konstellationen könne er sich auch mit anderen Partnern vorstellen, um zur Konsolidierung der MPP-Branche beizutragen. Keine Option – zumindest derzeit – sind tiefgreifendere Veränderungen wie Fusionen oder Übernahmen. »Das muss schon sehr gut passen und das ist selten. Zu fusionieren nur um der Fusion willen funktioniert nicht immer, wie wir gesehen haben. Wir können auch anders Synergien schaffen«, sagt er.

Marc-Oliver Brockmann kommt

Wie nach der Messe »Breakbulk Europe« in Bremen offiziell bestätigt wurde, gibt es zudem einen relativ »prominenten« Neuzugang bei AAL. Marc-Oliver Brockmann, ehemaliger Geschäftsführer bei Coli Schiffahrt & Transport – dort war er insgesamt 27 Jahre aktiv – wird Commercial Manager bei AAL. Er stößt zum Hamburger Team um Geschäftsführer Eike Müntz, das auf sieben Mitarbeiter aufgestockt wird.
Michael Meyer