Trotz einiger prestigeträchtiger Aufträge schreibt die niederländische Spezialwerft IHC Verluste. Ein straffes Programm und frisches Kapital sollen die Wende bringen.
2018 sei ein schwieriges Jahr gewesen, teilte die Werft aus Merwede jetzt mit. Aufgrund von Kostenüberschreitungen bei einer Reihe anspruchsvoller Projekte belief [ds_preview]sich der Verlust für 2018 schließlich auf 80,6 Mio. €.
»Wir haben eine Reihe klarer Maßnahmen eingeleitet, um die Rentabilität wiederherzustellen. So hat sich das Unternehmen beispielsweise auf die Transformation konzentriert – und sie beschleunigt – indem Verträge unter besseren Bedingungen abgeschlossen, das Management gestärkt und Prozesse verbessert wurden«, heißt es.
Werftchef Dave Vander zeigte sich überzeugt, die richtigen Schritte und notwendigen Maßnahmen ergriffen haben. Dabei baut er auch die Unterstützung der Anteilseigner, die frisches Kapital zugesagt haben. »Das Vertrauen und das Engagement, das wir von unseren Stakeholdern erhalten haben, unterstreicht die Unterstützung unserer Strategie, die nun in einem hochwertigen Auftragsbestand Früchte trägt. Damit ist die Grundlage geschaffen, auf der IHC 2019 ein positives Ergebnis erzielen kann«, so Vander.
Die Kostenüberschreitungen basieren nach Angaben der Werft vor allem auf Verträgen, die in der Krisenzeit zwischen 2015 und 2017 zu niedrigen Preisen abgeschlossen worden waren. Weil diese Projekte aber nun in der Endphase seien, sei man zuversichtlich. IHC hatte in den letzten Jahren einige prestigeträchtige Aufträge erhalten, vor allem in Spezialsegmenten wie im Baggerbau. Auch im U-Boot-Bau will man künftig mitmischen.
Für das Geschäftsjahr 2018 verbuchten die Niederländer ein negatives EBITDA von 40,8 Mio. €, während sich der Nettoverlust auf 80,6 Mio. € beläuft. Der Auftragsbestand zum 31. Dezember 2018 lag mit 1.184,5 Mio. € unter dem Vorjahreswert. Die neu unterzeichneten Aufträge im Jahr 2018 beliefen sich auf 594 Mio. €. Diese Aufträge weisen nach Angaben der Werft jedoch ein niedrigeres Risikoprofil auf und wurden zu besseren Konditionen abgeschlossen, so dass sie sich bereits 2019 positiv auf das Ergebnis auswirken sollen. Der Umsatz für 2018 stieg um 18% auf 941,7 Mio. €. Für 2019 wird mit einem höheren Umsatz und einer Trendwende beim operativen Ergebnis gerechnet.
Umstrukturierung
Um wieder profitabler zu arbeiten, setzt man auch bei internen Prozessen an. Die Risikominderung sei ein wichtiger Teil der Unternehmensausrichtung. Im Vordergrund steht die Verbesserung des Gleichgewichts zwischen Ertrag und Risiko durch ein strafferes Vertrags- und Projektmanagement sowie eine weitere Stärkung des Auftragsannahmeprozesses.
Hierfür läuft ein breiter Transformationsprozess, bei dem auch auf Kostenreduzierung und Projektumsetzung geachtet wird. Um diese Transformation weiter zu beschleunigen, wurde der Verwaltungsrat mit Wirkung zum 1. Juli durch die Ernennung eines Chief Transformation Officer (CTO) verstärkt. Darüber hinaus wurde vorübergehend externe Unterstützung rekrutiert, um diesen Prozess schnell und effizient umzusetzen.
Mit Banken und Aktionären habe man sich zudem zum Finanzierungsbedarf ausgetauscht. »Dies ist auf den höheren als den normalen Working-Capital-Bedarf zurückzuführen, der eine Folge der vom IHC vorfinanzierten Projekte und der Projektverluste für 2018 ist«, heißt es offiziell. So wurden Kreditlinien verlängert. Darüber hinaus wurde Mitte Juli 2019 eine Einigung über die zusätzliche Finanzierung von 30 Mio. € an Garantierahmen und ein zusätzliches Darlehen von 90 Mio. € erzielt.